Bußgeld und Punkte bei nur drei Zentimetern zu viel

Alle Spediteure kennen das Problem: Die drei Meter gesetzlich erlaubte Innenladehöhe führen beim Einsatz bisheriger Zugmaschinen mit üblicher Bereifung regelmäßig zur Überschreitung der gesetzlich zulässigen Außenhöhe.

Flottenbetreiber gehen damit bewusst die Gefahr ein, bei Fahrzeugkontrollen durchzufallen. Geldstrafen sowie Punkte in Flensburg sowohl für den Fahrer als auch für den Disponenten sind oft die Folge. Länder wie die Schweiz lassen Lkw mit zu hoher Ladehöhe erst gar nicht mehr einreisen. Früher hat die Polizei Toleranzen von ein paar Zentimetern noch geduldet – inzwischen werden Fahrzeuge aber schon bei 4,03 Metern Ladehöhe stillgelegt und es hagelt Bußgelder, Punkte und Verwarnungen.

Um den Speditionen eine Lösung für dieses Dilemma bieten zu können, haben Bridgestone, Daimler und mefro wheels gemeinsam neue Produkte entwickelt, mit deren Hilfe eine Absenkung der Aufsattelhöhe bei Megatrailern auf 926 Millimeter möglich ist. Der Bridgestone M749 mit einem statischen Halbmesser (der Höhe von der Reifenaufstandsfläche bis zur Radmitte) von unter 400 Millimetern ist der bisher niedrigste Lkw-Reifen auf dem Markt – selbst erhältliche Reifengrößen wie 295/55 R22,5 oder 295/60 R22,5 können da nicht mithalten. Der neue Antriebsachsen-Reifen ist für Ladehöhen bis zu drei Metern und eine Achslast von 11,6 Tonnen geeignet.

Aufgrund seiner besonderen Konstruktion musste nicht nur die Felgenkonstruktion, sondern auch die Zugmaschine entsprechend angepasst werden: Differential, Tacho, Fahrwerkshöhe, Sattelkupplung und Getriebeübersetzung waren auf Reifen und Felge abzustimmen. Das Ergebnis von gemeinsamer Entwicklungsarbeit und diversen Tests scheint die ideale Lösung für Spediteure zu sein: der speziell auf diese Rad-Reifen-Kombination abgestimmte Mercedes Actros 3 Lowliner, ausgerüstet mit 22.5×9.75 Zoll Felgen von mefro wheels und dem neuen Bridgestone M749 auf der Antriebsachse. Auch für den neuen Mercedes Actros Lowliner, der seit Oktober 2011 erhältlich ist, wird diese Rad-Reifen-Kombination als Sonderausstattung verfügbar sein. Beim neuen Actros ist dann sogar eine weitere Absenkung der Aufsattelhöhe bei Megatrailern auf 898 Millimeter möglich.

Der Bridgestone M749 wird im ersten Schritt für die Erstausrüstung der genannten Actros-Modelle geliefert. Eine Abstimmung anderer Fahrzeuge auf diese Bereifung ist ebenfalls möglich, erfordert jedoch die genannten Anpassungen. Bereits seit Juli 2009 wird der Antriebsachs-Reifen bei der Spedition Sostmeier in Schlüchtern, Osnabrück und Essen auf sieben Zugmaschinen erfolgreich getestet – das erste Transportunternehmen in Deutschland, das seitdem hinsichtlich der Ladehöhe dieser Fahrzeuge den Autobahnkontrollen wesentlich gelassener entgegen blicken kann.

Jürgen Breuksch, Technischer Leiter der Sostmeier Zentrale in Lotte, hat die Tests betreut: „Zuerst hatten wir Bedenken, dass der geringere Reifenradius durch einen höheren Abrieb auch einen schnelleren Verschleiß verursacht. Diese Befürchtungen haben sich jedoch nicht bewahrheitet. Unsere Züge haben bei 24 Tonnen Beladung im Fernverkehr ohne Probleme 162 000 km Laufleistung mit den Reifen erreicht, im Zuliefer-Pendelverkehr sogar bis zu 220 000 km. Danach werden sie runderneuert, was die Kilometerleistung noch einmal verlängert. Uns haben die Tests überzeugt.“ Sostmeier ist auch die erste Spedition, die Actros Fahrzeuge mit der neuen Spezialbereifung ab Werk bestellt hat: Ende August 2011 wurden die ersten drei Zugmaschinen bei Daimler in Wörth übergeben.

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