Camping-Land NRW: Nah am Wasser gebaut

Als Reiseland ist Nordrhein-Westfalen im Aufwind. Mit Freude registrieren die Touristiker im bevölkerungsreichsten Bundesland der Republik, dass ihre Region immer stärker als Urlaubsziel in Deutschland wahrgenommen wird. Unterstrichen wird dies durch aktuelle Zahlen: 9,4 Millionen Übernachtungsgästen im ersten Quartal 2011 bedeuten eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent. NRW belegt somit im Bundesvergleich erstmals Platz zwei hinter Bayern.

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Interessant ist dabei, dass mit rund 7,5 Millionen Gästen die überwiegende Mehrheit der Urlauber aus Deutschland kam. „Nähe ist für uns heute ein großer Standortvorteil“, sagt Thomas Weber, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sauerland-Tourismus, „die Menschen wollen heute nicht mehr so viele Kilometer schrubben, um ans Urlaubsziel zu kommen“.

Als weitere Trends nennt Weber das Streben nach Individualität und Naturerlebnis: „Die meisten Leute möchten heute keinen Urlaub von der Stange mehr machen, sondern die schönsten Wochen des Jahres individuell gestalten“, so der Urlaubsexperte. Ideal lassen sich diese Wünsche beim Caravaning, dem Urlaub im Reisemobil oder Wohnwagen, kombinieren. Das heißt in der Praxis: Vor der Abfahrt richten sich die Urlauber ihr Reisemobil häuslich ein und haben so bei kurzen Zwischenstopps auf Reisemobilstellplätzen oder bei mehrtägigen Aufenthalten auf einem Campingplatz bei Bedarf eine Rückzugsmöglichkeit, die Heimeligkeit nach eigenem Gusto verspricht.[foto id=“369664″ size=“small“ position=“left“]

An Vielfalt und Naturerlebnis herrscht in Nordrhein-Westfalen ohnehin kein Mangel. Rund 40 Campingplätze bietet allein das Sauerland. Nicht von ungefähr wird die Region zwischen Arnsberg und Olpe im Volksmund auch „Land der tausend Berge“ genannt. Viele Campingplätze befinden sich auf einem der ausgedehnten Höhenzüge oder am Wasser. Die abwechslungsreiche Landschaft lässt sich auf vielfältige Art und Weise genießen, beispielsweise auf „Schusters Rappen“. Mit dem 250 Kilometer langen „Sauerland-Höhenflug“, dem 154 Kilometer langen Rothaarsteig oder die 240 Kilometer lange Sauerland-Waldroute führen gleich drei prämierte Fernwanderwege durch die Region. Dazu gesellen sich noch 25 Themenwanderwege, so dass die Region, die sich auch als „Bergwanderpark Sauerland“ bezeichnet, ihr Netz an beschilderten Wanderwegen auf insgesamt 2 650 Kilometer beziffert. Langeweile? Fehlanzeige.

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Das gilt im Übrigen auch für das Radwegenetz, das von knackigen Mountainbike- und Rennradtouren bis hin zu gemütlichen Radwanderungen für die ganze Familie alles im Angebot hat. Glanzlicht ist sicher der Ruhrtalradweg, der, fast immer flach oder gar mit leichtem Gefälle, auf 230 Kilometern von der Quelle in Winterberg im Sauerland bis zur Mündung in den Rhein in Duisburg führt. Ebenfalls „nah am Wasser gebaut“ sind die Radwege rund um die fünf großen Seen im Sauerland. Diese sind einst als Trinkwasserdepots für das prosperierende Ruhrgebiet aufgestaut worden. Mindestens genauso wichtig ist aber inzwischen auch ihre Rolle als Urlaubs- und Erholungsgebiet. Ruhesuchende legen sich in den Strandbädern auf die faule Haut oder gehen gemütlich angeln, Aktivurlauber gehen tauchen oder machen einen Segelkurs in der ADAC-Yachtschule am Möhnesee. Dieser macht erfahrungsgemäß sogar bei schlechtem Wetter viel Spaß. Schließlich bietet der Stausee mit seiner Ost-West-Ausrichtung meist ideale Windverhältnisse, die auch Anfänger schnell Fortschritte machen lassen.

Reisemobilisten, die ihr eigenes Boot dabeihaben, können auch direkt vom Campingplatz ins “windige Vergnügen“ starten. Schließlich hat der Campingplatz „Delecke Südufer“ ebenso einen direkten Zugang zum Wasser wie der zweite Platz, den wir auf unsere Kurzreise besucht haben: der „Feriencamping Biggesee-Vier Jahreszeiten“ am „Sonderner Kopf“. Das Element Wasser spielt in dieser Region ohnehin eine besondere Rolle, denn mitunter kommt es auch von oben. Die Urlaubsfreuden schmälert dies aber nicht, schließlich bieten zahlreiche überdachte Sehenswürdigkeiten den Gästen Abwechslung. So erinnert etwa das Maschinen- und Heimatmuseum in Eslohe an die industrielle Geschichte der Region. Die „Phänomenta“ in Lüdenscheid bietet jungen Gästen Naturphänomene und Technik zum Anfassen. Für Erwachsene wie für [foto id=“369666″ size=“small“ position=“left“]Kinder höchst spannend sind Besuche der Dechenhöhle in Iserlohn und der Atta-Höhle in Attendorn, die beide spektakuläre Tropfsteingebilde zeigen.

Wasser höhlt aber nicht nur Berge aus, es ist auch ein wichtiger Grundstoff für Bier. Den nutzen im Sauerland nicht nur die aus der Fernsehwerbung bekannten, großen Gesternsaftmarken Warsteiner, Veltins oder Krombacher, sondern auch einige mittelständische Brauereien. Bierliebhabern unter den Reisemobilisten kann man eine Besichtigung der Erzquell Brauerei in Bielstein ans Herz legen. Hier wird das in der Regio verwurzelte „Zunft Kölsch“ gebraut. Bei einer Führung durch die Produktionsanlagen erfährt der Besucher vom Braumeister persönlich, dass Bierherstellung heute eine Mischung aus traditionellem Handwerk und modernster Produktionstechnik ist. Auf der Tour gibt’s dann schon einen Becher des noch unreifen Gerstensafts, das fertige Bier wird zum Ende der Führung bei einem Imbiss im Braustübchen verkostet. Auch hier sind Caravaning-Freunde klar im Vorteil. Nicht nur, weil sie auch einen größeren Vorrat bequem im Stauraum ihres Fahrzeugs bequem „bunkern“ können. Auf einer Wiese neben der Brauerei können sie nach einem lehrreichen und „bierseligen“ Ferientag kurzerhand auch übernachten: im eigenen Reisemobil, versteht sich.

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