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Die Adresse ist gut gewählt. Direkt am Rand vom Gastown, der quirligen Innenstadt von San Diego, hat Walter Rosenkranz die lokale Zentrale von Car2Go eröffnet. Von dort aus, wo erst die Schaufenster-Bummler und dann die Nachtschwärmer unterwegs sind, verwaltet der örtliche Projektleiter die größte elektrische Carsharing-Flotte in ganz Amerika: 300 Smart ED sind hier im Einsatz, um den urbanen Verkehr und mit ihm die Welt der Autovermietung zu revolutionieren. Denn wann immer man ein Auto braucht, kann man einsteigen und losfahren, erläutert Rosenkranz. „Sauber, spontan und umweltfreundlich.“
Aber so schön die Kombination von Büro, Loft und Showrom auch ist – oft hierher kommen müssen die Kunden gar nicht, wenn sie die Car2Go-Flotte nutzen wollen: „Man registriert sich einmal im Internet, bekommt seine Mitgliedskarte und kann jederzeit einsteigen“, sagt Rosenkranz. „Einfacher geht es kaum“.
Im Prinzip ist das nichts Neues. Denn genau so funktioniert Car2Go schon in seit zwei Jahren in Ulm und mittlerweile auch in Hamburg, Austin im US-Staat Texas oder in Vancouver . Doch wo dort überall noch Verbrenner fahren, steht die Flotte in San Diego unter Strom: Zeitgleich mit einem entsprechenden Pilotprojekt in Amsterdam hat Daimler dort erstmals ausschließlich Elektrosmarts eingesetzt. „300 Fahrzeuge stehen im gesamten Stadtgebiet verteilt“, sagt Rosenkranz und erzählt von der gewaltigen Infrastruktur, die dafür aufgebaut wurde. Es hat sich zwar alles ein wenig verzögert, aber schon jetzt gibt es in San Diego mehrere hundert Ladesäulen für die kleinen Stromer, und Mitte nächsten Jahres sollen es 1.200 sein. Egal ob im Balboa [foto id=“396399″ size=“small“ position=“left“]Park, in Gastown, in der mexikanisch geprägten Altstadt, am Hafen oder in Pacific Beach: Wo man auch hin möchte, soll man auf Anhieb eine Stromtankstelle für den Cityflitzer finden.
Das ist wichtig, weil sonst das ganze Car2Go-Konzept ins Wanken gerät. Schließlich fußt das Programm auf Fahrzeugen, die überall und jederzeit spontan angemietet werden können. Mit leeren Akkus wäre die Idee zum Scheitern verurteilt. Deshalb müssen die Kunden mitspielen und die Autos am Ende der Fahrt regelmäßig einstöpseln. Um das zu fördern, gibt es genau wie bei den konventionellen Smarts beim Tanken spezielle Gutschriften für die Hilfe beim Laden. „Und falls mal ein Auto mit kritischem Akkustand auffällt, kümmern wir uns darum, dass es schnellstmöglich wieder geladen wird“, sagt Rosenkranz mit Blick auf eine Servicemannschaft, die alle Autos online überwacht und ständig im Stadtgebiet unterwegs ist.
Dort ist man im Smart noch immer der Star, und zumindest in den Anfangstagen von Car2Go sind einem überall neugierige Blicke sicher. Obwohl der Zweisitzer wirkt wie ein Liliputaner im Reich der Riesen, kommt man damit in San Diego ganz gut voran. Die Reichweite von bis zu 140 Kilometern ist allemal genug für das Aktionsgebiet, das neben der Innenstadt auch die Vororte am Strand einschließt. Und mit maximal 120 km/h kann man sich sogar für ein paar Ausfahrten auf den Highway Number Five trauen, der die Stadt durchteilt. Nur auf den wenigen Steilstrecken hat der Winzling seine liebe Mühe, und auf den schlechten Straßen der Stadt tritt der eingeschränkte Federungskomfort des Smart deutlich zu Tage – zumal die Elektroversion auch noch ein paar Zentner schwerer ist. Wer einmal – und das gilt für einen Mini ganz genauso – mit einem europäischen Kleinwagen durch amerikanische Innenstädte gerumpelt ist, der weiß, warum auch die Großstädter dort am liebsten SUV oder Pick-Up fahren.
San Diegos Bürgermeister Jerry Sanders ist begeistert, dass sich seine Stadt mit den weiß-blauen Smarts von ihrer grünen Seite zeigen kann. Denn schon seit Jahren hat sich die Metropole ganz im Süden des Sonnenstaates ein ökologisches Image gegeben, attestiert ihr auch Nicholas Cole, der Car2Go in Amerika leitet. „Die Stadt bekennt sich zur Elektromobilität und schafft die Rahmenbedingungen dafür, dass Elektroautos etwas ganz alltägliches werden“, begründet Cole die Entscheidung, die größte elektrische Carsharing-Flotte des Kontinents ausgerechnet dort an den Start zu schicken: „Das dürfte San Diego zur Stadt mit den meisten Elektrofahrzeugen [foto id=“396400″ size=“small“ position=“left“]in ganz Amerika machen.“
Was Bürgermeister Sanders daran besonders freut: Er bekommt das grüne Image zum Nulltarif: „Die Infrastruktur und die Ladesäulen zum Beispiel werden von privaten Investoren und Mitteln des Energieministeriums bezahlt“, freut sich das Stadtoberhaupt: „Unser Job war es nur, die Rahmenbedingungen zu schaffen und Car2Go den Start zu ermöglichen.“ Dazu zählt zum Beispiel eine generöse Park-Regelung: Wo normale Autos brav die Parkuhr fütten müssen, stehen die Elektroflitzer gratis.
Jetzt rechnet Sanders damit, dass San Diego Vorbildcharakter bekommt und sich bei ihm viele andere Bürgermeister melden, die wissen wollen, warum in San Diego funktioniert, was in Hamburg oder München noch nicht klappen will. „Die sind uns alle herzlich willkommen“, sagt der Mayor . Er selbst wird über das Projekt allerdings nicht viel erzählen können. Denn so stolz er auf die Car2Go-Flotte in seiner Stadt auch ist, hat er die Frage nach einem weiß-blauen Dienstwagen „Made in Germany“ geflissentlich überhört. Und privat steht ein elektrischer Smart für ihn ohnehin nicht zur Diskussion, lässt er auf Nachfrage wissen: „Ich bin leidenschaftlicher Gärtner und Heimwerker, da brauche ich viel Platz für Material und Ausrüstung.“ Statt eines elektrischen Kleinwagens aus Europa fährt er privat deshalb das amerikanischste aller Autos: Einen zünftigen Pick-Up.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 23.12.2011 aktualisiert am 23.12.2011
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