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Chevrolet
Früher hörten fast alle Autos auf Zahlen, heute immer mehr auf Namen, die in möglichst allen Sprachen sympathisch gut klingen, aber sinnleer sind. Gegen diesen Trend handelt jetzt Chevrolet mit dem Captiva. Dieser Name hat einen Sinn. Er kommt aus dem Lateinischen und heißt „die Gefangene“. Nun neigen weder die Schlösser in diesem Fünftürer zum Klemmen, wenn Damen am Steuer sitzen, noch darf man einem Sport Utility Vehicle (SUV) nachsagen, es sei weiblich.
Aber immerhin darf man festhalten, dass der/die Captiva sich durch angenehme, runde Formen auszeichnet, die auch den heute üblichen Hauch an Dynamik nicht vermissen lassen. Er/Sie sieht gut aus, ohne gleich ein Hingucker zu sein. Nachgepfiffen wird hier nicht. Bei einem Fahrzeug dieser Machart vermutet der Betrachter auch unter einer weichen Schale einen maskulinen Kern. Ob Männlein oder Weiblein – Chevrolet hält sich jedenfalls geschickt aus der Namens-Diskussion heraus und nennt sein Vehikel ein Familien-SUV.
Bleiben wir also bei „der“ Captiva und steigen wir ein.Den Captiva gibt es als LS mit Frontantrieb und als Fünf- oder Siebensitzer und als LT mit Allradantrieb mit ebenfalls zwei oder drei Sitzreihen. Wir fuhren jetzt den Captiva LS mit dem Vier-Zylinder-Benzinmotor von 100 kW / 136 PS mit einem maximalen Drehmoment von 220 Newtonmetern bei 2200 Umdrehungen pro Minute.
Dieses Fahrzeug kostet 22 480 Euro. Das ist weniger als die Preisdifferenz zwischen dem VW Touareg V6 und dem VW Touareg V10 TDI. Billiger als bei Chevrolet kann man kaum zu einem neuen SUV von mehr als 4,60 Metern Länge und einer Zuladung von 450 Kilogramm kommen. Das erklärt vieles, das verklärt auch vieles.Innen überraschten uns Ledersitze mit Sitzheizung für die Vordersitze, deren Aufpreis wir in der Preisliste nicht finden konnten, die aber bei einem Familienautos sicherlich angemessen sind. Sie sind bretteben, stramm gepolstert und nicht für hohe Kurvengeschwindigkeiten gedacht – aus Rücksicht auf die Familie.
Die Armaturen beschränken sich aufs Wesentliche, lassen sich aber auch bei Nacht gut ablesen. Die Mittelkonsole mit Radio sowie den Einstellungen für Lüftung und Klima wirkt ebenfalls nicht überladen. So bleibt Platz für eine Reihe von Ablagen und die obligatorischen Cupholder. Das alles ist in hartem Kunststoff verpackt, der die enge Kalkulation erkennen lässt, aber trotz seiner Schlichtheit aus der Blickdistanz nicht unangenehm wirkt.
Der Motor ist ein rauer Geselle, der sich gern an der Unterhaltung der Familie beteiligt. Aber mit den 11,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h ermöglicht er in der Stadt und auf der Landstraße flottes Fortkommen. Auf der Autobahn stellt sich eine Geschwindigkeit zwischen 140 km/h und 160 km/h ein, die man als angenehm empfindet. Bei der Höchstgeschwindigkeit von gut über 180 km/h übertönen die Antriebs- und Windgeräusche das Wohlgefühl, zumal diese Geschwindigkeit ins Geld geht. Wir brauchten bei zurückhaltender Fahrweise im Schnitt zwischen elf und zwölf Litern Super auf 100 km.
Zum flotten Fortkommen gehört beim Captiva die Bereitschaft, viel zu schalten. Das Fünf-Gang-Getriebe erledigt das ein bisschen rauhbeinig, aber seine Abstufung passt. Bei heißem Getriebe weigerte sich der Rückwärtsgang allerdings manchmal, seine Aufgabe anzunehmen. Die Zahnstangenlenkung mit Servo arbeitet ausreichend präzise. Es mag den Winterreifen geschuldet sein, dass der Geradeauslauf nicht gerade vorbildlich ausfiel und daher bei hohen Geschwindigkeiten ständige Lenkkorrekturen notwendig wurden.
Sonst bringt der Captiva alle Vorzüge des SUV-Konzepts mit: erhöhte Sitzpositionen, große Innenraumhöhe, ausreichend Platz für die Hinterbänkler, ein Koffer- oder Laderaum, der sich zwischen 465 und 990 Litern variieren lässt, eine große Heckklappe und sein Respekt einflößendes Äußeres. Dazu kommen viele Komfort- und Sicherheitsausstattungen wie ein komplettes Airbag-Paket, das Elektronische Stabilitäts-Programm und ein Bremsassistent, Tempomat sowie Isofix- Kindersitzbefestigungen.Der Captiva ist eben etwas für die junge Familie, die schmunzelnd zur Kenntnis nehmen wird, dass ihr Auto denselben Namen trägt wie ihr Windeleimer daheim. Dieser Capitiva belastet die Familienkasse relativ wenig, übrigens auch bei den Versicherungskosten. Die Vollkasko-Typklasse liegt nur bei 19.
Peter Schwerdtmann, autoreporter.net
geschrieben von veröffentlicht am 30.11.2006 aktualisiert am 30.11.2006
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