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Chevrolet
„Die stärkste, die schnellste, die schärfste, kurz: die Beste“ – wenn ein Auto wie die Chevrolet Corvette in die nächste Runde geht, sparen die Amerikaner nicht mit großen Worten und Chefentwickler Tadge Juechter wirft mit Superlativen nur so um sich. Schließlich ist der Kult-Coupé aus Kentucky nicht nur eine amerikanische Ikone und für die Volksseele jenseits des Atlantiks sicher so wichtig wie für uns Deutsche der Porsche 911. Die gerade 60 Jahre alt gewordene Corvette ist – Achtung: noch ein Superlativ – mit über 1,5 Millionen verkauften Exemplaren nach der Lesart der Amerikaner auch der meistverkaufte Sportwagen der Welt. Diesen Status will die mittlerweile zumindest in unseren Breiten eher auf Kleinwagen und Familienkutschen abonnierte GM-Tochter auch weiter halten und schickt deshalb jetzt – nach drei Jahrzehnten erstmals wieder mit dem Beinamen „Stingray“ geadelt – die siebte Auflage des Klassikers gegen Porsche & Co ins Rennen und hofft dabei, dass der Stachelrochen so manch einen Stich machen wird.
Dabei setzen die Amerikaner auf eine ganz eigene Mischung aus Hemdsärmeligkeit und Hightech. Auf den ersten Blick ist auch die neue Corvette ein Dampfhammer nach alter Väter Sitte: Provokant gezeichnet mit fast schon lasziver Leidenschaft, potent motorisiert und mit quietschenden Reifen und brüllendem Auspuff so laut im Auftritt, dass man schon ein stabiles Selbstvertrauen und tolerante Nachbarn braucht – so gibt die Corvette vordergründig wieder einmal den ebenso rabiaten wie rustikalen Rockstar unter den Rennwagen mit Straßenzulassungen.
Wer allerdings ein bisschen genauer hinschaut, entdeckt an dem Renner eine Raffinesse, wie man sie von dem Amerikaner bis dato nicht erwartet hat. Das gilt für die Karosserie mit einem um 45 Kilo abgespeckten Alurahmen und den Hauben aus Karbon genauso wie für die fünf elektronisch geregelten Fahrprogramme mit jeweils einem Dutzend variablen Parametern oder die manuelle Siebengang-Schaltung mit dem spektakulären Drehzahlangleichen („Rev-Match“) auf Knopfdruck, [foto id=“486955″ size=“small“ position=“left“]das Schaltvorgänge so sanft und seidig macht wie eine Doppelkupplung. Und das gilt erst recht für das Ambiente: War die Corvette noch bis vor kurzem ein billiges Mädchen für das schnelle Vergnügen, das trotzig seinen Hartplastikhaut zu Markte getragen hat, wurde das flotte Flittchen jetzt ordentlich herausgeputzt und fein gemacht, für den Laufsteg der automobilen Eitelkeiten: Leder, Aluminium, Karbon („alles echt“, schwören die Entwickler), endlich ein Head-Up-Display, das seinen Namen zurecht trägt, und dazu digitale Hightech-Instrumente wie auf der Play-Station – so wird die Vollgas-Flunder zur American Beauty, die sich auch neben Porsche oder Jaguar sehen lassen kann. Noch lange nicht so kultiviert, aber dafür auch nicht so kühl wie zum Beispiel ein Elfer, will sie mehr denn je ein ernsthafter Supersportwagen sein.
Was die Fahrleistungen betrifft, gibt es daran ohnehin keine Zweifel: Der nagelneue V8-Motor – mittlerweile mit Direkteinspritzung aber gottlob noch immer ohne Turbo – holt aus wunderbar großspurigen 6,2 Litern Hubraum schon in der Basisversion 343 kW/466 PS und 630 Nm. Obwohl so nach oben noch jede Menge Luft für manches Sportmodell bleibt, ist schon mit diesem Auto auf dem Highway wieder die Hölle los: 4,2 Sekunden von 0 auf 100, ein Spitzentempo um die 300 km/h, einen Punch wie Muhammed Ali und einen Sound wie Axl Rose bei einem Stadion-Konzert – da wird Autofahren zu einem Erlebnis für alle Sinne.
Wie heiß der Höllenritt auf dem Highway werden soll, das hat der Fahrer nicht nur im rechten Fuß, sondern zuallererst einmal in Daumen und Zeigefinger. Denn damit dreht man den kleinen Schalter auf dem hohen Mitteltunnel, der die Fahrmodi und mit ihnen den Charakter der Corvette verändert. Von „Eco“ mit flüsterleisem Säuselsound und einer politisch korrekten aber eigentlich völlig überflüssigen Zylinderabschaltung über „Tour“ mit orthopädisch gutmütigem Fahrwerk und softer Langstreckenlenkung bis hin zu „Sport“ mit gelockerter Sicherheitsleine und vorlauteren Fanfahren und „Track“ mit brettharten Magnetfedern, messerscharfer Lenkung, furchtlosen Fahrdynamikhelfern und einem infernalischen Gebläse aus den vier Fanfahren, durch die das Abgas aus dem Heck flutet. Dann fliegt[foto id=“486957″ size=“small“ position=“left“] der Leuchtpunkt auf dem G-Force-Meter, das die Fliehkräfte misst, nur so über den Bildschirm hinter dem Lenkrad, die fetten Walzen auf der Hinterachse kämpfen mit dem Kraftschluss von maximal 630 Nm und die Corvette schlenkert so lasziv mit ihrem breiten Heck wie die Bikini-Schönheiten am Strand von Venice Beach.
Sie ist vielleicht noch immer nicht so fein und vornehm, aber damit stiehlt sie jedem Porsche die Schau. Und wer als etablierter Elfer-Kunde zum ersten Mal auf das Preisschild der Amerikaner schaut, der kämpft ohnehin mit der Schnappatmung. Denn mit einem Grundtarif von 69.990 Euro ist die Corvette fast ein Drittel billiger als der 911 – von anderen Sportwagen ganz zu schweigen.[foto id=“486958″ size=“small“ position=“right“]
Aber die Corvette ist nicht nur das günstigere, sondern obendrein auch noch das praktischere Auto: Ihr Gepäckteil ist schließlich so riesig, dass man es zu Recht Kofferraum nennen darf. Es fasst mit 425 Litern sogar mehr als das eines VW Golf. Und selbst wer nicht bis zum Frühjahr auf das mindestens 72.990 Euro teure Cabrio warten will, kann die Raserei auch Open-Air genießen. Denn mit zwei Handgriffen verschwindet die Karbonplatte über den Sitzen unter der Haube im Heck und das Coupé wird zum Targa.
Zweitüriges Targa-Coupe | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,49/1,88/1,24 |
Radstand (m): | 2,71 |
Kofferraumvolumen: | 425 Liter |
Motor: | V8-Benzindirekteinspritzer |
Hubraum: | 6,2-Liter |
Leistung: | 343 kW/466 PS |
max. Drehmoment: | 630 Nm |
Kraftübertragung: | Siebengang-Schaltgetriebe |
Vmax: | ca. 300 km/h |
null bis 100 km/h: | 4,2 Sekunden |
Normverbrauch (l/100 km) | ca. 13,8 (Stadt)/8,1 (Autobahn) |
CO2-Ausstoß: | ca. 192 – 327 g/km |
Preis: | ab 69.990 Euro |
Alternative zu | Porsche 911, Nissan GTR, Jaguar F-Type |
Passt zu: | Schnellfahrern mit einem gehörigen Selbstbewusstsein und allen, die sich nach 50 Jahren am Porsche 911 sattgesehen haben |
Wann kommt er: | noch vor Weihnachten soll das erste Schiff anlanden |
Sieht gut aus: | auf jeder kurvigen Landstraße, auf der Überholspur der Autobahn und vor einem kitschig-bunten Diner |
Was kommt noch: | Pünktlich zum Frühjahrsanfang das Cabrio |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 22.10.2013 aktualisiert am 22.10.2013
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