Corvette

Chevrolet Corvette: Verkannter Modellathlet

Älter und traditionsreicher ist kein Sportwagen. Seit 59 Jahren baut Chevrolet die Corvette. In Europa ist die „Vette“ allerdings nie so richtig angekommen. Die aktuelle Version ist ein Sportwagen auf der Höhe der Zeit, schlägt in Vergleichstets renommierte Konkurrenten, ist preiswert, rostunempfindlich und erstaunlich sparsam. Ein Plädoyer für einen verkannten Modellathlet.

Schon die Premiere war ein Knaller

1953 stellte Chevrolet einen selbst für amerikanische Verhältnisse radikalen Roadster vor. Zwei Jahre zuvor war dem legendären GM-Chefdesigner Harley Earl, der die Heckflossen erfunden hatte, bei einem Rennen in [foto id=“418940″ size=“small“ position=“left“]Watkins Glen ein eleganter offener Zweisitzer von Jaguar ins Auge gefallen, der XK 120. Um den neuen Sportler wirklich im Geheimen entwickeln zu können, erhielt das Projekt den Decknamen „Opel“. Nach Beginn der Serienfertigung hielt sich die Nachfrage nach dem Zweisitzer freilich in Grenzen. Ein uralter Vorkriegs-Sechszylinder brachte bei weitem nicht die Leistung, die die Form erwarten ließ. Erst ab 1955 nahm die Karriere des ältesten und erfolgreichsten Sportwagens der Welt richtig Fahrt auf, als General Motors den „Smallblock“-V8 vorstellte. Der technisch einfache Achtzylinder mit einer zentralen Nockenwelle zwischen den Zylinderbänken und der Ventilsteuerung über Stößelstangen avancierte augenblicklich zur Standard-Motorisierung der Corvette.

In Europa tat sich die Corvette stets schwer

Die technisch hochgerüstete Sportwagen-Eliten von Ferrari, Maserati über Porsche, Mercedes bis zu Jaguar rückte den US-Sportler mit seiner Kunststoffkarosserie, dem dicken Einfachmotor und der lange antiquierten Fahrwerkstechnik in die Ecke des Posers und Parvenüs. Vor allem in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern des letzten Jahrhunderts als anhaltende Dollarschwäche-Perioden die Vette-Preise in [foto id=“418941″ size=“small“ position=“right“]Deutschland derart demokratisierte, dass sich damit auch die B-Liga-Bediensteten des bundesweiten Rotlichtmilieus angemessen motorisieren wollten und konnten.

Derzeit befindet sich die Corvette in der sechsten Generation. Die C6 hat sich bis heute zum hochbegabten Sportgerät entwickelt. Der 4,44 Meter lange Zweisitzer ist als Coupé und als Cabrio „Convertible“ verfügbar. Der „Smallblock“ mit seinen acht Verbrennungseinheiten hat 6,2 Liter Hubraum erreicht. Was lange nicht das Ende der Fahnenstange ist, denn die leistungsgesteigerte Version Z06 bringt es auf glatte sieben Liter. Die „Basis-Vette“ erfreut Herz und Unverstand mit 321 kW/437 PS. Da die nur 1 461 Kilo, maximal zwei Personen und vollgetankt 69 Liter Sprit bewegen müssen, schnalzt der Ami aus dem Stand in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 und schafft exakt 300 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Wie zu Kindertagen begnügt sich der Achtzylinder mit einer zentralen Nockenwelle und jeweils nur zwei Ventilen pro Zylinder, die unvermindert ihren Antrieb via Stößelstangen erhalten. Trotz Leichtmetall für Block und Kopf, geschmiedeten Kolben und Titanpleuel bei der Z06, ist der von Vielventiltechnik, variabler Nockenwellensteuerung und Bi-Turbo verwöhnte europäische Sportwagenenthusiast noch immer geneigt, [foto id=“418942″ size=“small“ position=“left“]seine Nase über die amerikanische „Steinzeittechnik“ zu rümpfen.

Dazu besteht kein Grund

Die Leistung des V8 ist ohne Fehl und Tadel. Dass ein dertiger Hubraum automatisch ein Dampfmaschinenhaftes Drehmoment erzeugt, verdeutlicht ein Zahlenvergleich. Die Corvette stellt ab 4 600 U/min 575 Newtonmeter bereit, beim aktuellen Porsche 911 Carrera mit 257 kW/350 PS weist das Datenblatt 390 Newtonmeter bei 5 600 U/min aus. Dank des extrem lang übersetzten sechsten Gangs der Corvette-Schaltung lässt sich der Chevrolet auf langen Strecken entspannt und vor allem erstaunlich genügsam bewegen. Was die Fachzeitschrift „auto, motor und sport“ in ihrer Ausgabe 11/2012 eindrucksvoll nachgewiesen haben. Ein Redakteur legte die 622 Kilometer von der Stuttgarter Redaktion zum Lausitzring bei durchaus zügiger Fahrweise mit 56 Litern zurück. Was einem Praxisverbrauch von neun Liter auf 100 Kilometer entspricht.

Das schwäbische Automagazin hatte die Corvette bereits in Heft 8/2012 geadelt. Die Tester hatten die gestärkte Z06-Vresion mit 377 kW/512 PS in einen Vergleichstest mit dem 380 kW/517 PS starken Mercedes C 63 AMG geschickt. Der amerikanische Sportwagen entschied nicht nur den Vergleichstest für sich, er legte mit einem Bremsweg von 30,5 Metern aus Tempo 100 den besten Bremstest in der Geschichte des Magazins hin.

In allen Kostenvergleichen geht die Corvette alleine wegen ihres vergleichsweise günstigen Preises als Sieger hervor. Der 75 758 Euro Grundpreis ist in dieser Leistungsklasse unschlagbar. Ein Porsche 911 Carrera startet seine Preisliste bei 88 067 Euro.

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