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Kraftstoffpreise haben sich in Schwindel erregender Höhe festgesetzt. Als Kostenbremse bietet sich die Umrüstung auf Autogas an. So kostet die Tankfüllung beim Testwagen – ein Kalos Sport 1.4 SX – nur noch die Hälfte.
Kleine Ursache, große Wirkung
Der Trick ist einfach: Zusätzlich zum Benzintank wird ein weiterer Tank für Flüssiggas (Propan, Butan und deren Gemische) eingebaut. Er nimmt den Platz des Reserverades ein, das durch ein Pannenspray ersetzt wird. So bleibt das Kofferraumvolumen voll erhalten. Jetzt fehlt noch eine auf den Motor abgestimmte Einspritzelektronik. Dann kann das Auto dem Tüv vorgeführt werden. Chevrolet bietet wie Lada und Subaru die Umrüstung direkt ab Werk an. Zum Preis von 1.990 Euro, egal welches Modell und welcher Motor. Hauptsache es ist ein Benziner. Das gilt auch für Gebrauchtwagen, die zuvor als Daewoo verkauft wurden. Im Gegensatz zur Umrüstung bei einem freien Anbieter bleibt die Werksgarantie erhalten.
Einfach günstig
In den letzten Monaten standen besonders Erdgasfahrzeuge wie der Opel Zafira CNG im Rampenlicht. Dabei ist Flüssiggas (LPG), auch Autogas genannt, die simplere Variante. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Erdgas unter hohem Druck von bis zu 200 bar gespeichert wird. Entsprechend teuer kommt die Umrüstung. Ein nachträglicher Umbau (ca. 3500 Euro) rechnet sich nur für extreme Vielfahrer. Im Gegensatz dazu lässt sich Flüssiggas mit einem Speicherdruck von weniger als 10 bar einfacher handhaben. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten: Beide Gasarten verbrennen besonders umweltfreundlich und dank der hohen Oktanzahl (>100) auch sehr leise. So fällt beim Testwagen als erstes das weiche Motorengeräusch auf. Im Vergleich zum Benzinbetrieb muss mit einem Mehrverbrauch von circa 15 Prozent gerechnet werden. Der Liter Autogas kostet derzeit zwischen 56 und 68 Cent. Bei unserem Kalos, der im Schnitt 9,5 Liter Flüssiggas je 100 Kilometer verbrennt, rechnet sich die Umrüstung damit bereits nach rund 25.000 Kilometern.
Manchmal kompliziert
Einmal voll tanken für nur 20 Euro. Juhu, das macht Spaß und entschädigt für den fummeligen Tankvorgang. Meist muss ein Adapter aufgeschraubt werden, der sich anschließend nur schwer wieder entfernen lässt. Doch mit etwas Übung klappt auch das irgendwann. Problematisch ist allerdings ein Tankstellennetz, das die Versorgung mit Autogas nicht lückenlos sicher stellt. Zwar gibt es bundesweit über 800 Stationen, doch ein großer Teil davon befindet sich auf dem Betriebsgelände eines Gasversorgers oder auf dem Hof eines Autohändlers. Am Wochenende oder nachts ruht dort der Betrieb. Also mit Benzin weiterfahren. Den Weg zu den teils abgelegenen Zapfsäulen kann man sich bei Bedarf per SMS-Hotline beschreiben lassen. Informationen zur Routenplanung liefert auch das Internet. Trotzdem sollte der Benzintank als Reserve immer gefüllt sein. Umschalten von Gas auf Benzin und zurück: beim kleinen Chevy geschieht das mit einem zusätzlichen Schalter, der direkt neben der Scheinwerferhöhenverstellung sitzt. Vier grüne und eine rote Diode auf dem Schalter informieren über den Gas-Füllstand – allerdings meist recht ungenau. Obwohl der Sicherheitstank 47 Liter fasst, leuchtet die rote Warnlampe bisweilen bereits nach 180 Kilometern. Wer das ignoriert, kommt bei ruhiger Fahrweise weitere 150 Kilometer weit. Anschließend fließen kaum mehr als 33 Liter in den Tank, was an der Gastechnik selbst liegt, die eine komplette Entleerung verhindert.
Günstige Basis
Ohne Autogas kostet der Kalos 1.4 Sport SX 14.040 Euro. Der gleiche 1,4-Liter-Vierzylinder (94 PS/69 kW) steckt auch im Sondermodell Sunshine, das zum Preis von 10.990 Euro bereits mit Klimaanlage, Glasschiebedach und 14-Zoll-Alufelgen ausgestattet ist. Wohl die beste Basis für eine Umrüstung auf Flüssiggas. Fehlt nur noch das Radio. Zur Sportausstattung des Testwagens gehört ein Rundum-Spoilerpaket, Aluminium-Zierrat und eine Fahrwerkstieferlegung um 30 Millimeter. Damit geht es zackig um die Ecken. Auf der Autobahn teilt die Hinterachse bei Bodenwellen dafür nervige Stöße aus. Mit zunehmender Beladung nimmt die Wipperei zu. Dass der Kalos trotz aller Kriegsbemalung kein Sportler ist, offenbaren Sitze, die zwar bequem sind aber kaum Seitenhalt bieten. Auch das Fünfganggetriebe lässt mit seinen ellenlangen Schaltwegen kein Sportfeeling aufkommen. Von null auf Tempo 100 geht es in 11,1 Sekunden. Dann wird es zäh, bis irgendwann die Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h erreicht ist. Die Temperamentsunterschiede zwischen Benzin- und Gasbetrieb sind marginal, einzig die Durchzugskraft ist mit Normalbenzin Brennraum ist spürbar besser. Generell ist der Antrieb so lang übersetzt, dass bei jedem Überholvorgang mindestens ein Gang zurück geschaltet werden muss. Doch diese Auslegung hilft Kraftstoff zu sparen. Und darum geht beim Kalos mit Autogas schließlich.
Fazit: Probleme bereiteten beim Test das dünne Tankstellennetz in Deutschland und die recht umständliche Tankprozedur. Mit einer Autogastankstelle in der Nachbarschaft wird der Kalos 1.4 jedoch zum interessanten Cityflitzer der in Sachen Kosten selbst einem Diesel keine Chance lässt. Und das fängt schon beim Kaufpreis an.
mototype.de, Holger Schilp
geschrieben von veröffentlicht am 31.01.2006 aktualisiert am 31.01.2006
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