Chevrolet

Chevrolet Malibu: Gestern ein Auto für Amerika, morgen für die ganze Welt

Für die GM-Kernmarke Chevrolet ist der Malibu seit 1964 eine Säule des Modell-Portfolio wie der Passat für Volkswagen. Mit der jüngsten Ausgabe der Limousine haben die Amerikaner viel vor. Die jüngste von acht Malibu-Generationen soll 60 Märkte auf allen Kontinenten erobern. Deutschland haben die Strategen allerdings noch nicht im Blick. Der Malibu würde wohl zu unverfroren auf Opel zielen.

Mit dem Begriff „Malibu“ verbinden Deutsche eher beste Fernsehunterhaltung und einen Hotspot der Schicki-Mickeria an einem der schönsten Strände Kaliforniens zwischen Los Angeles und Stanta Barbara. Zu den bekannten Bürgern der knapp 13 000 Seelen zählenden Gemeinde dürfen sich mit unverbautem Blick auf den pazifischen Ozean die Sängerin und Schauspielerin Barbara Streisand ebenso zählen wie Deutschlands dienstältester Pubertierer, die Fernsehikone Thomas [foto id=“427922″ size=“small“ position=“left“]Gottschalk. Anhaltende Popularität generiert Malibu jedoch seit 2003 als Schauplatz einer der erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten: „Two an a half Man“, deren Hauptdarsteller Charly Sheen seinen imageträchtigen erhöhten Getränkekonsum ebenfalls als Bürger der Gemeinde zelebriert.

Durchschnittliche US-Bürger aus der Provinz verbinden mit „Malibu“ jedoch ein Denkmal solider konservativer Mittelklasse-Mobilisierung. Der Malibu von Chevrolet ist so amerikanisch wie Baseball, Coca Cola, Eiscreme-Soda und das Bekenntnis: „In God we trust!“ und „Support our Troops“, die als Sticker in weiten Teilen des Mittelwestens zur Serienausstattung eines hinteren Malibu-Stoßfängers zählen. Doch mit einem bibelfestem Stammpublikum, das sich stolz zu Gott und den US-Truppen bekennt, ist die Zielgruppe für ein weltweit aufgestellte Auto-Unternehmen viel zu eng gesetzt. Aus dem typischen US-Amerikaner Chevrolet Malibu soll nun ein Weltbürger werden.

Zwischen 1964 und 1978 war der Malibu für drei Modell-Generationen eine Variante der erfolgreichen Baureihe Chevelle. Mit rund fünf Meter Länge platzierte Chevrolet den Malibu dann ab 1978 als kleineres eigenständiges Modell unterhalb des Chevelles. Als Karosserievarianten waren Limousine, Coupé, Kombi und das Pick-up-Coupé „El Camino“ im Angebot. Die Einstiegsmotorisierung mit einem 3,3-Liter-V6 mobilisierte bescheidene 70 kW/95 PS, die Top-Versionen erhielten den 5,7-Liter-V8, der als Folge der ersten Energiekrise von 1973 viel von seinem ursprünglichen Leistungsvermögen eingebüßt hatte und maximal 125 kW/170 PS an die angetriebene starre Hinterachse schickte. Chevrolet baute den Malibu auch in Mexiko und in Kanada. 1981 verscherbelten die Kanadier 25 500 Einheiten für 100 Millionen Dollar an Iraks Diktator Saddam Hussein, der damals in amerikanischen Augen noch zu den Guten gehörte. Allerdings stornierten die Iraker nach 13 000 [foto id=“427923″ size=“small“ position=“right“]Exemplaren das Geschäft und Chevrolet hatte seine liebe Mühe, die bereits produzierten Autos zu vermarkten. Zumal sie im Hinblick auf ihren Einsatz als Taxis bereits über orangene Kotflügel verfügten. Auf kanadischen Auto-Schnäppchenrampen gingen sie dann für 6 800 kanadische Dollar weg.

Als eigenständige Modellreihe pausierte der Malibu bis 1997. Als neuer Vertreter der unteren Mittelklasse erfolgte mit dem Modell der Wechsel vom Heck- zum Frontantrieb. Lediglich Vier- und Sechszylinder-Motoren standen für den Antrieb zur Auswahl. Die technische Basis bildete eine neue Konzernplattform, die GM auch für die identisch konzipierten Modelle von Buick, Oldsmobile und Pontiac nutzte. Die beiden folgenden Modell-Generationen pflegten im Wesentlichen den etwas uninspirierten Status preiswerter Basis-Motorisierung. Trotzdem verkaufte Chevrolet vom Malibu zwischen 2000 und 2011 allein in den USA durchschnittlich 200 000 Einheiten pro Jahr.

Nach rund 8,5 Millionen Malibus hat Chevrolet nun mit der jüngsten, der achten Generation wesentlich mehr vor. Der Hersteller stellte das Modell bezeichnenderweise bei der Shanghai Motorshow 2011 in China vor. Besonders die in Korea gefertigten Versionen der 4,8 Meter langen und rund 1,6 Tonnen schweren Limousine sollen 60 nationale Märkte auf allen fünf Kontinenten erobern. So tritt der Malibu in Australien nicht als Chevrolet, sondern offiziell als Produkt des einheimischen Herstellers Holden an. Mit einem attraktiveren und selbstbewussteren Design soll sich der neue Malibu erfolgreicher gegen Toyotas Camry oder die neuen Platzhirsche aus Korea wie Hyundai Sonata und Kia Optima stemmen. Mit 134 kW184 PS starkem 2,4-Liter-Vierzylinder und Topausstattung kostet der Malibu in den USA rund 29 500 Dollar, knapp 25 000 Euro.

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