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Wer es mit dem automobilen Sparkonzept ernst meint, der stößt zwangsläufig auf den Matiz mit Flüssiggasantrieb. Der alternative Kraftstoff halbiert die Spirtkosten. Preis für die von Chevrolet umgerüstete Sparbüchse: 10.200 Euro.
Der Matiz spart an allen Ecken und Kanten, zum Beispiel am Blech: Ganze 3,50 Meter kurz und anderthalb Meter breit ist der Stadtfloh geraten. In der City erobert er daher jede noch so kleine Parklücke. Innen ist Platz für vier. Und selbst die hinteren Sitze passen noch für normalgroße Nordeuropäer. Gespart wird dafür am Kofferraum, der mit 175 Liter gerade noch für den Wochenendeinkauf taugt. Geknausert wird auch an der Sicherheitsausstattung: ABS, Frontairbags und Isofix-Sitzverankerungen – mehr gibt es im Matiz 0.8 S weder für Geld noch für gute Worte. Doch der Wille zum Verzicht zahlt sich aus: Ganze 8.190 Euro kostet das Basismodell, mit Flüssiggasmotor sind es 10.200 Euro. Günstiger gibt es den umweltfreundlichen Antrieb, der zugleich die Tankrechnung halbiert, bei keinem Hersteller. Chevrolet bietet die Umrüstung auf Autogas (LPG) direkt ab Auslieferung vom Händler an – mit voller Werksgarantie.
Autogas wird als flüssiger Treibstoff
mit einem Druck von maximal zehn bar gespeichert. In Deutschland handelt es sich um ein Propan-Butan-Gemisch, das bei der Erdgasförderung oder in der Raffinerie bei der Herstellung von Benzin oder Diesel gewonnen wird. Der 26-Liter-Gastank versteckt sich beim Matiz in der Reserveradmulde, der Benzintank bleibt voll erhalten. Bundesweit gibt es inzwischen fast 2000 Tankstellen, einige davon direkt an der Autobahn. Fahrer von Erdgasfahrzeugen haben müssen sich mit 741 Zapfsäulen begnügen (http://www.gas-tankstellen.de/). Derzeit kostet Autogas durchschnittlich 62 Cent je Liter – sensationell günstig. Da macht es auch nicht viel, dass der Verbrauch im Vergleich zum Benzinmodus etwas ansteigt. Im zweiwöchigen Praxistest genügten durchschnittlich etwas mehr als sechs Liter – bei vorwiegendem Stadtverkehr. Einmal Volltanken, knapp 15 Euro zahlen und dann wieder 300 Kilometer fahren – paradiesische Zustände. Zumal Flüssiggas die Umwelt deutlich weniger belastet als der Betrieb mit Benzin oder Diesel.
Auf dem Armaturenbrett sitzt ein kleiner quadratischer Schalter mit vier Leuchtdioden. Mit ihm wird der Gasantrieb aktiviert und er informiert über den Autogas-Pegel im Tank. Allerdings ist diese Anzeige nicht sehr präzise. Zum Start genehmigt sich der Motor immer einen Schluck Super. Nach wenigen hundert Metern schaltet das System dann unmerklich um. Umgekehrt funktioniert das ebenfalls automatisch, sobald der Gastank nicht mehr über den nötigen Betriebsdruck verfügt. Zum Tanken wird der Autogas-Tankrüssel auf kleinen Adapter geschraubt, der zuvor ebenfalls auf das Zapfventil geschraubt werden muss. Beim Lösen des Verschlusses entweicht eine Restmenge Autogas mit lautem Zischen. Damit die Hände nicht nach Gas riechen, sollte dabei ein Handschuh getragen werden.
Zunächst scheinen die drei Zylinder und 52 PS des Testwagens nicht viel zu sein. Zumal der Gasbetrieb nochmals etwas Leistung kostet. In der Praxis ist davon aber wenig zu spüren, der Matiz wuselt emsig durch den Berliner Grosstadtverkehr. Auch wenn 18,5 Sekunden für die Beschleunigung auf Tempo 100 und 145 km/h Spitze nicht berauschend klingen, wird man damit nicht zum Verkehrshindernis. Wer nach langer Zeit mal wieder mit weniger als 100 Pferdestärken unterwegs ist, wird sogar überrascht sein, wie entspannt man mit dem Kleinwagen im Verkehr mitschwimmen kann. Das Getriebe rastet leicht, wenn auch auf etwas langen Wegen. Die komfortable Federung, der anständig gedämmte Motor und die bequemen Sitze sorgen für ansprechenden Fahrkomfort. Seitenhalt bieten die dünnen Polster allerdings kaum – geschenkt. Denn die 155er-Sparbereifung vermiesen jedes Bemühen um flotte Kurvenfahrt mit lautstarkem Quietschen. Ist bei einem Kindergartentaxi aber auch nicht wirklich wichtig. Es geht um die inneren Werte.
Klar, über Klimaanlage oder ein serienmäßiges Radio müssen wir in dieser Preisklasse überhaupt nicht nachdenken. Dennoch kann nicht von einem typischen Nacktmodell gesprochen werden. Zentralverriegelung, Drehzahlmesser und elektrische Fensterheber sind an Bord. Auch fühlt man sich mit der knuffigen Karosserie nicht schlecht angezogen. Innen ist bei den harten Kunststoffoberflächen zwar das Diktat des Rotstifts zu sehen, doch die Verarbeitungsqualität trotzt brandenburgischem Kopfsteinpflaster ohne Klage. Auch die dezent gemusterten Sitzbezüge und die blau hinterlegten Instrumente sind durchaus ansehnlich.
Holger Schilp
geschrieben von veröffentlicht am 05.12.2006 aktualisiert am 05.12.2006
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