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Citroen
Schlapphut, Jean Gabin und der Citroën C6 waren einst die Antwort der französischen Filmindustrie auf Hollywood. Noch in Vorkriegs-Optik und einem lang gezogenen Mercedes-Benz 170 oder Typ W 138 nicht unähnlich, trug der C6 damals das auf dem Kopf stehende Doppel-V der Citroën-Marke in die Welt – als Filmstar oder als Staatskarosse. Zum Sinnbild für automobile Extravaganz und Innovation wurde der große Citroën aber erst mit dem Erscheinen der DS 19 vor 50 Jahren.
Alles war anders an ihm: Frontantrieb, hxdropneumatische Federung und die Form, die damals wie eine Anleihe an die Zukunft wirkte. Kein Wunder, dass sich der DS 19 gerade bei denen Achtung verschaffte, die ihrer Umwelt zeigen wollten, dass sie sich gern abseits des Massengeschmacks bewegten. So wurde der DS 19 zum Auto der wohlhabenden Intellektuellen. Heinrich Böll war einer seiner ersten Fans, und kaum ein Architekt verzichtete auf das Aushängeschild DS 19 und die große Fliege zur Cordsamt-Jacke.So viel eigenständiger Charakter fördert offenbar die Toleranz. Hatte ein DS oder einer seinen frühen "Nachfolger" ein technisches Problem, so trug sein Fahrer das mit ebenso großer Nachsicht wie die Gedenkminute für den Erfinder der Luftfederung. Nach jedem Anlassen des Motors brauchte es eben seine Zeit, bis die Luftfederung das Fahrzeug aus der üblichen Kauerhaltung beim Parken in eine Fahrposition gehoben hatte.Das Fahrerlebnis nach der Startphase war dafür immer ein besonderes. Im Wortsinne auf Wolken schaukelte einen die Luftfederung über gute und schlechte Wegstrecken. Genussvolles Rollen war bei DS-Fans angesagt, nicht die hohe Kurvengeschwindigkeit bei geringer Wankneigung. Auch die Beschleunigung oder die Höchstgeschwindigkeit lockten niemanden hinter dem Ofen hervor auf die Straße, eher der Blick auf die ungewöhnlich gestalteten Armaturen, das Drehen am einmaligen Lenkrad mit nur einer Speiche und der unglaubliche Sitzkomfort auf weichen Clubsesseln.Die Nachfolger der DS-Typen haben es nie geschafft, eine vergleichbare emotionale Bindung bei ihren Käufern auszulösen. Mit dem neuen C6 versucht Citroën nun wieder, Anschluss an die DS-Typen zu gewinnen. Zwar überrascht sein Design nicht wie beim DS mit richtungweisendem Avantgardismus. Doch anders kommt er schon daher – mit langer Schnauze und langem vorderen Überhang, einem coupéhaft nach hinten abfallendem Dach und einem sehr kurzen Heck eigenwilliger Gestaltung. Die Designer haben sich offenbar mehr als bei den Zwischenlösungen CX und XM auf das alte DS-Bild bezogen.Innen treffen sich Zeitgeist und aktuelle Technik. Der große Lebensraum zwischen den 2,90 Meter von einander entfernten Achsen im C6 paart angenehme Erfahrungen aus Oberklasse-Limousinen mit neuen Elementen wie dem Head up-Display, dass wichtige Daten in die Windschutzscheibe projiziert.Komfort hat hier immer noch Vorrang. Das zeigen einem die Sitze schon beim Einsteigen und erst recht beim Fahren. Sie sind bequem und angenehm profiliert. Ihre Hauptaufgabe ist es aber nicht, den Fahrer in schnellen Kurven festzuhalten. Denn trotz aller Arbeit am Fahrwerk und an dessen Regelelektronik, ist die schnelle Kurve kein Ort, an dem sich Fahrspaß einstellt. Der entsteht bei Reisen mit recht hoher Geschwindigkeit auf schnellen Straßen.Reisen nicht Rasen – lautet die Botschaft der Citroën-Entwickler. Damit erinnert der C6 an seine Vorfahren. Schon vor 50 Jahren stand Motorleistung nicht ganz oben im Lastenheft für das Auto, und heute bieten sowohl der Benziner als auch der Diesel nicht mehr, als man in der gehobenen Mittelklasse erwarten kann.Kein CX oder XM war so dicht am DS wie der aktuelle große Citroën. Er ist von aufregend schönem Äußeren, das ihm neue Freundschaften erleichtern wird. Aber er ist nicht extravagant, eher opulent. Er betont den Komfort wie kein anderes europäisches Auto. Aber er ist nicht mehr die Schaukel wie in der Vergangenheit. Er bietet mehr und anderes als die Wettbewerber, aber er ist nicht mehr avantgardistisch. Aber er zeigt einen Charakter von der Art, den die frankophilen unter uns so lieben.So wird er wieder zum Sinnbild für einen Lebensstil – heute Lifestyle genannt – werden. Allerdings werden wir ihn weniger häufig als seinen Urahnen in Kriminalfilmen erleben. Bösewichter fahren inzwischen auch im französischen Film BMW oder Mercedes-Benz. Der Citroën C6 passt eher in die 4-Juli-Parade auf dem Champs Elysees, Und auch die Architekten werden ihn lieben. Mussten sie inzwischen auch auf Fliege und Cordjacke verzichten, so bringt der neue Citroën C6 die alte Distanz zum Gewöhnlichen zurück. (ar/Sm)Weitere Fotos finden Sie bei unseren Kollegen unter www.unitedpictures.com
geschrieben von veröffentlicht am 25.01.2006 aktualisiert am 25.01.2006
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