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Für die Entsorgungsbranche setzen die Fahrzeughersteller verstärkt auf Hybrid-Antriebstechnik. MAN favorisiert dabei ein hydraulisches System. Der Entsorgungsspezialist Faun dagegen zeigte auf der Fachmesse IFAT einen dieselelektrischen Antrieb der besonderen Art.
Wie auch immer die Lösung nun im Detail ausfällt, feststeht: Die Hybridtechnik drängt sich für den Einsatz bei der Müllabfuhr geradezu auf. Denn wer oft anfährt und viel bremst, verbraucht dabei enorme Mengen Energie. So verbrennt ein bis zu 26 Tonnen schweres Müllsammelfahrzeug gut und gerne 90 bis 100 Liter Diesel-Kraftstoff auf 100 Kilometern! Eine Rechnung, die den Fuhrparkverantwortlichen, aber auch den Umweltpolitikern zunehmend auf den Magen schlägt. Zwar wirkt heute schon die Verwendung von Erdgas-Motoren dem Ausstoß unerwünschter Rußpartikel und CO2-Emissionen entgegen. Aber für die Zukunft führt kein Weg an einer nachhaltigen Verbrauchsreduktion vorbei, da sind sich alle Experten einig.
Ein Hybridantrieb soll es daher richten, doch über die ideale technische Lösung gehen die Meinungen auseinander. Bei MAN denkt man derzeit um – anstelle eines dieselelektrischen Doppel-Antriebs setzen die Münchner für Müllsammelfahrzeuge und ähnlich „schwere Fälle“ jetzt auf das hydraulische Antriebssystem von Rexroth (Bosch). Das Konzept des „hydrostatisch regenerativen Bremssystems“ (HRB) freilich ist nicht neu. Schon vor zwei Jahren präsentierte der Aufbauhersteller Haller erste HRB-Fahrzeuge, ohne es damit zum ganz großen Durchbruch zu bringen.
Doch weil sich nun ein namhafter internationaler Lkw-Hersteller zu dieser Technik bekennt, erhält der eigenwillige hydraulische Hybridantrieb jetzt erheblichen Rückenwind. Das System ergänzt den konventionellen Antrieb mit Dieselmotor und Schaltgetriebe um eine Hydraulikpumpe, die an die Kardanwelle angekoppelt wird. Beim Bremsvorgang lädt sie einen hydraulischen Blasendruckspeicher mit Öl. Beim Anfahren kehrt sich der Vorgang um, sprich: Die beim Bremsen gesammelte Energie kommt dann dem Vortrieb zu Gute. Oder, etwas technischer formuliert: Das unter Druck stehende Öl entlädt sich kontrolliert aus dem Speicher und fließt durch das Pumpenaggregat, das seinerseits wiederum die Kardanwelle antreibt.
Der Vorteil dieses Systems für den Einsatz bei der Müllabfuhr liegt in einem vergleichsweise niedrigen Zusatzgewicht von rund 500 Kilogramm, aber auch im Fehlen sensibler Hochvolt-Speichertechnik. Das HRB-System eignet sich für Schwerfahrzeuge bis zu 25 Tonnen Gesamtgewicht – das Hydraulikaggregat arbeitet mit maximal 325 bar Systemdruck, sein maximales Drehmoment beträgt mehr als 1 100 Newtonmeter. Das reicht locker für den Stop-and-Go-Betrieb eines Müllsammlers. Die Experten von Rexroth versprechen rund 25 Prozent Kraftstoffeinsparung. Die Zusatzkosten schätzen die MAN-Verantwortlichen vorsichtig auf für Fahrzeuge dieser Größenordnung überschaubare 40 000 Euro.
Einen anderen Weg geht der norddeutsche Entsorgungsspezialist Faun mit seinem Hybrid-Abfallsammelfahrzeug „Rotopress Dualpower“. Seinen eigenen Dieselmotor nutzt der dreiachsige Mercedes-Benz Econic nur für lange Transferwege, etwa vom Betriebshof ins „Revier“. Für den Sammelbetrieb haben die Techniker aus Osterholz-Scharmbeck einen zusätzlichen elektrischen Antriebsstrang installiert, der alle Arbeitsfunktionen übernimmt. Die beim ständigen „Stop and Go“-Betrieb entstehende Bremsenergie wird elektrisch zurückgewonnen und in Superkondensatoren für den nächsten Anfahrvorgang gespeichert. Beim Müllsammeln selbst werden dann sowohl das Fahrgestell, der Aufbau als auch der „Lifter“, der die Müllbehälter anhebt, elektrisch betrieben.
Für die energetische Grundversorgung sorgt ein kleiner geräuschoptimierter 2,0-Liter-Common-Rail-Diesel mit 70 kW/95 PS von VW. Er dient ausschließlich zur Beladung der Energiespeicher. „Mehr als 30 Prozent Kraftstoff spart unser System auf diese Weise“, sagt Dualpower-Projektleiter Georg Sandkühler nicht ohne Stolz. Die Zusatzkosten von rund 110 000 Euro könnten sich im Zweischichtbetrieb schnell amortisieren. Am Mehrgewicht des Dualpower-Systems von 1,6 Tonnen muss aber wohl noch gefeilt werden.
Weiterer Vorteil: Der alternative Faun-Antrieb arbeitet auch um 15 dB(A) leiser als herkömmliche Selbstzünder. So „geräuschgedämpft“ könnte der Rotopress Dualpower auch in den Nacht- oder Morgenstunden betrieben werden, ohne dass die Anwohner aus allen Wolken – und ihren Betten – fallen, sobald die Müllwerker vorgefahren kommen.
geschrieben von auto.de/(wot/mid) veröffentlicht am 21.09.2010 aktualisiert am 21.09.2010
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