Coulthard und die Sicherheit: Einzelkämpfer aber nicht Einzelmeinung

(adrivo.com) David Coulthard war in den letzten Wochen nicht darum verlegen, seine Bedenken bezüglich der Verbannung der elektronischen Fahrhilfen zu äußern. Die meisten anderen Fahrer übten sich hingegen eher in nobler Zurückhaltung oder erklärten, dass sie sich auf die Zeit ohne Traktionskontrolle freuen. "Ich bin nicht der größte Kritiker, ich bin nur bereit, meine Meinung öffentlich kundzutun", sagte Coulthard nun in Jerez. Nach seinen Angaben brächten alle Fahrer, auch jene, die nicht Teil der Fahrervereinigung GPDA seien, bei den Treffen mit Renndirektor Charlie Whiting die gleichen Bedenken zum Ausdruck.

Doch sie wollen in die ganze Angelegenheit nicht öffentlich involviert sein, meinte er weiter. "Es gibt ein Element, weswegen sie nicht öffentlich hineingezogen werden wollen, ein Element, weswegen sie nicht öffentlich über Sicherheit sprechen wollen, weil Rennfahrer tapfer sein und die Limits verdrängen müssen… all diese Sachen. Deswegen fühlen sich manche bei diesem Thema nicht so wohl", erklärte der Schotte. In punkto Erfahrung hat Coulthard seinen Kollegen aber einiges voraus, hat er in seiner Zeit in der Formel 1 doch so manche Änderung am Regelwerk miterlebt.

In dieser Zeit war er auch immer ein Verfechter von Sicherheit und war früher auch selbst noch ohne Traktionskontrolle unterwegs. "Ich habe kein Problem damit, keine Traktionskontrolle, Motorbremse und das ganze Zeug zu haben. Ich bin Rennen gefahren, als viele der Leute, gegen die ich jetzt fahre, noch im Kindergarten waren und ich bin ohne diese Spielzeuge gefahren", betonte er. Coulthard brachte das Beispiel Fuji auf den Tisch, wo es im starken Regen trotz Fahrhilfen viele Ausritte gab. Während einige meinen, man hätte das Rennen auch absagen oder verschieben können, glaubt Coulthard, dass das nicht so einfach gegangen wäre. "Es gab ganz klar Druck auf uns allen, dass wir in Fuji fahren und wenn wir da jetzt ohne Traktionskontrolle hinkommen, dann werden nicht so viele Autos im Ziel sein. Das kann ich garantieren."

Dass die Fahrer vor allem im Regen Probleme haben, wenn es keine Traktionskontrolle gibt, konnte Lewis Hamilton nach den Tests in Jerez bestätigen. Er war am Mittwoch auf nasser Strecke zwei Mal im Kies gelandet und machte dafür vor allem das Fehlen der Fahrhilfen verantwortlich. "Ohne diese Kontrollen als Hilfe am Kurveneingang blockieren die Hinterräder viel mehr und wenn man am Limit ist und pusht, dann passiert so etwas", sagte er. Denn die Strecke sei sehr rutschig gewesen und ohne Traktionskontrolle sei es viel schwerer geworden, fügte Hamilton noch an.

Dem pflichtete auch Mark Webber bei, der sich sicher ist, dass es mehr Unfälle geben wird. "Wir haben das beim Testen gesehen. Es fliegen mehr Leute ab, es gibt mehr rote Flaggen und das wird in den Rennen auch passieren. Das ist hundertprozentig sicher", sagte er der Herald Sun. Er merkte zwar an, dass die Fahrer für ihr Risiko auch viel gezahlt bekommen, aber wenn man nicht sehe, wo man hinfährt, dann gehe es nicht darum, wer, wie viel gezahlt bekomme. "Es ist einfach nicht sicher genug. Letztendlich will ich aber nicht lesen ‚Webber ist ein Weichei bei der Sicherheit‘. Ich nehme gerne Risiken und stelle mich einer Herausforderung, aber wir müssen immer eine Balance finden. Und wir werden lernen."

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