Mercedes-Benz

Daimler in Kecskemet: Leuchtturmprojekt mitten in der Puszta

Die höchste Erhebung in der Puszta rund um die ungarische Stadt Kecskemet ist nun das neue Mercedes-Benz-Werk – in jeder Beziehung für die Region südöstlich der Hauptstadt Budapest ein echtes Leuchtturm-Projekt mit einem großen, drehenden Mercedes-Stern auf der Spitze. Der ungarische Ministerpräsident Victor Orbán und der fast komplette Daimler- und Mercedes-Benz-Vorstand unterstrichen mit ihrer Anwesenheit und bei den Reden im dem Festakt am Nachmittag die Bedeutung für Region und Unternehmen.

Schon im Vorfeld des offiziellen Aktes hatte Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter von Mercedes-Benz Cars eine kämpferische Sprache gewählt, um die Bedeutung des neuen Werks zu umschreiben: „Mit dem Produktionsstandort Kecskemet geht der Angriff von Mercedes-Benz im Premium-Kompaktsegment in die nächste Runde.“ Dank des Produktionsverbunds der Werke Rastatt und Kecskemet verfüge das Unternehmen nun über die Kapazitäten, um die Wünsche vieler, auch neuer Kunden zu erfüllen. Zum neuen Standort bekannte sich Zetsche mit den Worten „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“

Insgesamt investierte Daimler in die Kompaktgeneration 1,4 Millionen Euro, 800 Millionen Euro in den Neubau des ungarischen Werks und 600 Millionen Euro in den Ausbau von Rastatt. In Kecskemet arbeiten zur Zeit rund 2500 Mitarbeiter. Ende des Jahres sollen es mehr als 3000 sein, „ein Tribut an den sehr erfolgreichen Start der Baureihe“, hob Zetsche hervor. Die Kapazität des Werks liegt bei 100 000 Fahrzeugen pro Jahr im Zwei-Schichten-Betrieb. Das ungarische Werk liegt in den Kosten sieben Prozent unter denen in Rastatt. Zwar sind die Arbeitskosten 30 Prozent niedriger als in Rastatt, aber der Automatisierungsgrad der Fertigung ist geringer als dort. Ungarn bietet also noch Reserven, auch im Hinblick auf eine zukünftige Erweiterung.

Zetsche erwartet, dass sich der Markt für kompakte Premium-Fahrzeuge in den kommenden Jahren um vier Millionen Stück ausweiten wird. „Wir wollen an diesem Zuwachs teilhaben.“

Die beiden Werke Rastatt und Kecskemet sind per Bahn verbunden. Über die Schiene werden dabei vor allem Karosserieteile, Motoren, Getriebe und weitere Komponenten aus Deutschland nach Ungarn geliefert. Vom kommenden Jahr an wird zudem ein Großteil der Fertigfahrzeuge in Gegenrichtung mit dem Zug transportiert. Das spart rund 60 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Die Bänder in beiden Standorten sind so flexibel abgelegt, dass alle jetzigen und zukünftigen Modelle der Baureihe entweder in Rastatt oder in Kecskemet produziert werden können. In diesem Zusammenhang kündigte Zetsche an, dass das viertürige Coupé der neuen Mercedes-Benz-Kompaktwagen-Generation, das im April in Peking erstmals als CLS-Studie zu sehen sein ist, zusätzlich zur B-Klasse in Kecskemet produziert werden wird. „Wenn das Auto vom Band rollt, dann ist Paprika nicht mehr das schärfste Exportprodukt Ungarns“, freut sich Zetsche.

Auch Ministerpräsident Orban ließ bei seiner Ansprache keinen Zweifel daran, dass Mercedes-Benz mit dem Werk zum attraktivsten Arbeitgeber der Region geworden ist. 90 Prozent des Auftragsvolumens für den Bau des Werks gingen an ungarische Firmen. Beim Produktionsmaterial haben 17 in Ungarn ansässige Lieferanten den Zuschlag für ein Auftragsvolumen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erhalten. Außerdem engagiert sich Mercedes-Benz bei der Ausbildung und baut eine Berufsausbildung nach deutschem Vorbild auf. Im Hochschulbereich kooperiert das Unternehmen mit der Fachhochschule Kecskemet. Beide Maßnahmen sollen dem Werk kompetenten Nachwuchs zuführen.

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