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Maybach
Dieter Zetsche macht endlich Nägel mit Köpfen. Nachdem Daimler-Benz die Vorstellung der nächsten Generation der Mercedes S-Klasse für 2013 angekündigt hat, steht fest: Zu diesem Zeitpunkt beendet der Hersteller das Kapitel Maybach. Das Luxus-Label wird ganz still und leise zu Grabe getragen.
2002 präsentierten die Schwaben den Maybach 62. Der neue Stern am Autohimmel, eine 6,2 Meter lange Limousine der absoluten Luxusklasse, preislich jenseits der 400.000 Euro-Marke angesiedelt, reiste auf dem Luxusliner „Queen Elisabeth II“ über den Atlantik nach New York zur Pressevorstellung. Der Maybach sollte für die Geldeliten des Planeten mit Prunk und Pracht die zarteste automobile Verführung werden, seit es Luxusautos vom Schlage eines Rolls Royce oder Bentley gibt.
Die für ein derartiges Luxuslabel unverzichtbare Tradition, wie sie die Briten im Falle von Rolls Royce seit über 100 Jahren pflegen, wollte Daimler-Benz mit dem Aufleben der Traditionsmarke Maybach beschwören. Das 1909 vom ehemaligen Daimler-Assistenten Wilhelm Maybach gegründete Unternehmen war jedoch primär ein Motorenbauer, den nur die Versailler Verträge nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg in den Fahrzeugbau gezwungen hatte. In Vorkriegs- und Kriegszeiten mobilisierten Maybach-Motoren Panzer, Flieger und Zeppeline.
Zwischen 1921 und 1941 entstanden bei Maybach etwa 2.000 Fahrzeuge der absoluten Luxusklasse, die sich eher durch Größe und Leistung mit V12-Maschinen und bis acht Litern Hubraum auszeichneten; weniger durch ausgefeilte technische Lösungen oder bahnbrechende Innovationen oder Formgebungen. Deshalb blieb Maybach eine Marke, die auch unter Auto-Kennern und -Enthusiasten keine Stürme der Begeisterung entfacht. So quittierten die monetären Eliten von den ölgetränkten Wüstensänden des mittleren Osten, über die „Master of the Universe“ der Wallstreet, bis zu den frischgebackenen Milliardären Chinas das Label Maybach eher mit einem Schulterzucken und Nichtbeachtung. Nur russische Oligarchen fanden Gefallen an den zweifarbigen Schlitten. Wahrscheinlich weil das nach Quadratmetern verlegte Wurzelholzfurnier im Innenraum Assoziationen an das Bernsteinzimmer in der St. Petersburger Eremitage zu wecken vermochte.
Weil der Maybach 62 und der eilig für Selbstfahrer nachgeschobene Maybach 57 nie auch nur im Ansatz die ursprünglich avisierten 1.500 Einheiten im Jahr erreicht hatte, hat das Label zu wenig Geld in die Kasse gespült, um weitere technische Entwicklungsarbeit zu leisten oder gar weitere Modelle, wie beispielsweise ein Coupé bauen zu können. Damit stagnierte der Maybach vom ersten Tag an technisch auf seiner Basis der vorletzten S-Klasse und geschmacklich im Nirwana indifferenter Stillosigkeit. Am Grab der Marke wird sicher nicht geweint werden.
geschrieben von auto.de/(tl/mid) veröffentlicht am 05.12.2011 aktualisiert am 05.12.2011
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