Das Auto wird zum Musik-Instrument

Das Auto wird zum Musik-Instrument Bilder

Copyright: Audi,Audi,Porsche,Porsche

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Das Schnurren eines Motors oder der satte Bums beim Schließen einer Heckklappe sind Musik in den Ohren von Autofreunden. Alle Geräusche, die Fahrzeuge produzieren, resultieren aber nicht mehr aus der rein technischen Funktionalität. Vielmehr sind Sound-Designer am Werk, und zwar in allen Bereichen – vom Antrieb bis zum Zuklappen der Türen.

Kein Autobauer kommt noch ohne die Geräusche-Tüftler aus.[foto id=“514429″ size=“small“ position=“right“] Ob Audi, BMW, Mercedes, VW, Skoda oder Citroen – sie alle beschäftigen Spezialisten zur Sicherstellung des guten Tons. Jüngste Aufgabe: Von Natur aus fast geräuschlose Elektrofahrzeuge sollen nach etwas klingen. Aber auch klassische Verbrennungsmotoren bekommen ihre eigene Musik, ganz nach vorgegebenen Maßgaben.“Der Klang muss die Erwartungshaltung des Hörers treffen“, sagt Ralf Kunkel, Leiter der Akustikabteilung bei Audi. „Klang weckt Emotionen.“ Der promovierte Ingenieur verwendet ein in der Autobranche eher ungewöhnliches Vokabular, wenn er vom „Orchester Auto“ spricht, von der „Kunst des Komponierens und Dirigierens“, von „guten Musikern“ oder auch „Falschspielern“.

Von der Werkstoffwahl bis zum Design des Zylinderkurbelgehäuses, von der Vorgabe zur Steifigkeit der Kurbelwelle bis zur Simulation des gesamten Antriebsstranges – das Ohr der Akustik-Ingenieure ist bei der Entscheidungsfindung immer mit von der Partie. „Fahrzeuge wie die sportliche S-Motorisierung im Audi S4, dem S5 oder dem Audi TTRS müssen auch sportlich-kernig klingen – sie müssen sich ’schnell‘ anhören“, sagt Kunkel. Akustische Zurückhaltung würde die Kunden in diesen Fällen [foto id=“514430″ size=“small“ position=“left“]enttäuschen. Beim A8 hingegen werde ein auf Komfort ausgelegtes Klangbild erwartet, das die Souveränität des Fahrzeugs dezent hervorhebt.

Ähnlich argumentiert das Haus Daimler: „Wer ein Fahrzeug steuert, braucht akustische Rückmeldung über das, was er tut“, sagt Tobias Beitz, Leiter Betätigungs- und Funktionsgeräusch bei Mercedes-Benz. Das gelte beispielsweise fürs Gasgeben. Mit der maßgefertigten Soundgestaltung der Abgasanlage und des Ansaugsystems bringt er mit seinem Akustik-Team die Motoren zum Klingen. Dabei hat jedes Modell seinen ganz eigenen Sound. Ein Sportwagen wie der SL klingt anders als eine E- oder S-Klasse. „Im Roadster sorgt ein emotionaler Motorsound für noch mehr Fahrspaß, während eine Limousine vor allem komfortabel klingt“, sagt Beitz. Einen fast geräuschlosen Fahrzeuginnenraum zu schaffen, sei dennoch nicht das Ziel der Entwickler. Tests hätten gezeigt, dass solche Stille die Fahrer bloß verwirren würde.[foto id=“514431″ size=“small“ position=“right“]

Dass ein Sportwagen richtig röhren, eine Limousine dagegen eher sonor aufbrausen soll, ist auch bei Porsche selbstverständlich: „Ein Porsche Panamera soll einen anderen Eindruck vermitteln als beispielsweise ein 911 Carrera“, erklärt Bernhard Pfäfflin, Leiter der Abteilung für Akustik- und Schwingungstechnik im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach. Damit die Insassen den Motorklang genießen können, wird er in die Fahrgastzelle geleitet: Bei Porsche funktioniert das über spezielle Rohre, die sogenannten „Soundsymposer“. Sie koppeln den Ansaugtrakt des Motors mit dem Innenraum. Die Rohre sind innen mit einer Membran versehen und führen ins Fahrzeug. Somit leiten sie gezielt Motorengeräusche ans Ohr der Passagiere.

Allein dieser kleine Ausflug in die Welt der Klänge und Geräusche macht es deutlich: Ein Auto ist mehr als nur ein fahrbarer Untersatz. Ein Auto ist auch ein Musik-Instrument. Der Fahrer muss nur die Ohren spitzen und hinhören. Und natürlich das Radio oder den CD-Player ausschalten. Denn wenn das Auto so virtuos die erste Geige spielt, dann hat auch mal Vivaldi Pause.

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