Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
Bad Ragaz – Es ruckelt ständig. Steine knirschen. Die alte Rössliposcht, ein von kräftigen Pferden gezogener Postwagen, kommt auf dem Badtobelweg nur langsam voran. Über das Örtchen Badtobel führt der Weg zum ältesten Barockbad der Schweiz. Autos dürfen auf diesem Weg gar nicht fahren, Fahrräder werden hier, wenn überhaupt, geschoben. Wir sind nach Bad Ragaz unterwegs, einem Kurort im Kanton St. Gallen.
Wir wiegen uns im Takt der Hufe hin und her, bestaunen die Tamina, einen wild brausenden Fluss, dessen immense Wasserkraft sich im Laufe der Jahrhunderte[foto id=“500987″ size=“small“ position=“right“] seinen Weg am unteren Ende eines steil abfallenden Felsens gebahnt hat. Das rotbraune Fell der Freiberger Kaltblüter, der einzigen ursprünglichen Pferderasse, die es in der Schweiz noch gibt, dampft, beginnt allmählich in der Sonne zu glänzen. Gleich sind wir am Ziel, dem historischen Barockbad mit Namen „Altes Bad Pfäfers“.
Dessen Geschichte beginnt 1240, als zwei Jäger eine über 36 Grad warme Quelle in der Taminaschlucht entdecken. Die Mönche des nahegelegenen Benediktinerklosters in Pfäfers erkennen in dem warmen Quellwasser die heilende Wirkung. Hölzerne Badehäuser werden quer über die tosende Tamina gebaut. Heilungssuchende baden in den in Fels gehauenen Löchern. Bis zu zwölf Tage bleiben sie dort fast ohne Unterbrechung im Wasser. In Körben lässt man sie die enge Schlucht hinunter. Wer Angst vor der Höhe hat, bekommt Augenbinden um.
Ab 1535 wirkt sogar der berühmte Mediziner, Naturforscher und Philosoph Paracelsus als erster Badearzt in Pfäfers, widmet der heilenden Wirkung des Wassers eine umfassende Abhandlung. Anfang des 18. Jahrhunderts entsteht das älteste noch erhaltene Barockbad der Schweiz. Seit Errichtung gilt es als Quellle der Ruhe und Inspiration. Der dänische Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen, Johanna Spyri, die „Heidi“-Schöpferin, und der deutschsprachige Lyriker Rainer Maria Rilke suchen den Ort auf. Rilke schwärmt: „Hiersein ist herrlich.“
Wir passieren die Drehtür des Bades in die Taminaschlucht. Überall Fels. Vom Himmel ist in der Enge des Tals kaum etwas zu sehen. Die feuchte Luft ist erfüllt[foto id=“500989″ size=“small“ position=“right“] vom Rauschen der Tamina, die sich über Jahrhunderte immer tiefer in den Stein gefressen und so die Schlucht geformt hat. Wir tasten uns im Dämmerlicht am Geländer einen schmalen Weg entlang, der durch eine Höhle führt. Ein Stollen führt direkt zur Quell-Grotte.
Heute ist das „Alte Bad Pfäfers“ vor allem eine Kulturstätte. Das angeschlossene Museum erzählt die Geschichte des Bades und des Badens. Das Klostermuseum widmet sich der Benediktineranlage, dem damaligen geistlichen und kulturellen Zentrum der Region. Regelmäßig finden hier Konzerte und Ausstellungen statt. Seit 1840 schon leitet ein vier Kilometer langes System das Heilwasser von der Taminaschlucht nach Bad Ragaz. So ist in dem ehemaligen Bauerndorf Europas erstes Thermalwasserhallenbad entstanden. Die Quelle hat große Bedeutung.
Damals sorgte sie dafür, dass sich der kleine Ort zur angesehenen Bad- und Kurstätte entwickelte. Heute nutzt die Taminatherme als Teil des Grand Resorts Bad Ragaz das exakt 36,5 Grad warme Heilwasser aus der Taminaschlucht. Auf über 7000 Quadratmetern können Besucher Körper, Geist und Seele baumeln lassen. Fast wie früher, nur moderner.[foto id=“500990″ size=“small“ position=“left“]
In der Bergkulisse am Fuß des Pizol ist „Heidi“ zu Hause. Die Region um Bad Ragaz, heißt es, hat Johanna Spyri (1827-1901) zu ihrem berühmten Roman inspiriert, der eigentlich aus zwei Kinderbüchern besteht, nämlich „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ und „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“. Sie erzählen beide die Geschichte von Heidi, ihres einsiedlerischen Großvaters, des Alpöhis, zu dem das Waisenmädchen auf eine Alp oberhalb von Maienfeld im Kanton Graubünden gebracht wird, dem Ziegenhirten Geissenpeter, mit dem sie dem Rauschen der Tannen lauscht, von Tanta Klara, die Heidi mit nach Frankfurt am Main nimmt, wo das Mädchen der gelähmten Klara Gesellschaft leisten soll. Heidi zieht es aber zurück in die Berge. Klara kommt zur Kur nach Bad Ragaz, darf danach Heidi auf der Alp besuchen – und lernt dort wieder das Gehen. Mit ihren „Heidi“-Büchern hat Autorin Spyri nach Ansicht von Experten ein „noch heute weit verbreitetes romantisches und idealtypisches Bild der Schweiz“ geschaffen.
Kein Wunder, dass Bad Ragaz mit der weißen Taube im Wappen samt Umgebung auch als „Heidi“-Land auf sich aufmerksam macht. Wer Körper, Geist und Seele baumeln lassen kann, ist schließlich auch auf bestem Weg, mit Frieden und Glück die nächsthöhere Stufe zu finden. /Fotos: Grebe
Der Kurort liegt an den Ausläufern des Taminatals im deutschsprachigen Kanton St. Gallen im Nordosten der Schweiz, hat sich vom eng mit der Geschichte der Benediktinerabtei Pfäfers verbundenen Bauerndorf zum internationalen Tourismusort entwickelt, zählt rund 5600 Einwohner. Bad Ragaz gilt als Tor zum Bündnerland. Die nächstgrößeren Flughäfen sind Zürich oder Friedrichshafen. Bad Ragaz ist Schnellzugshalt an der Linie Zürich-Chur. Zur Einreise genügen Personalausweis oder Pass. Neben Deutsch sind in der Schweiz noch Französisch, Italienisch und Rätoromanisch weitere Amtssprachen. Währung ist der Schweizer Franken. Das Klima im Kanton St. Gallen ist eher gemäßigt. (fg)
Wir waren im Grand Resort Bad Ragaz (Fünf-Sterne-Anlage, bestehend aus Grand Hotel Hof Ragaz und Grand Hotel Quellenhof & Spa Suites, 268 Zimmer/Suiten, klassisch-modern eingerichtet, mit Taminatherme und zwei Golfplätzen, www.resortragaz.ch) untergebracht. Kulinarische Besonderheiten in der Region sind etwa Olma- und Schübligwurst, süß oder salzig zubereiteter Ribel-Maisbrei, Biber-Lebkuchen und Mandelfisch. Weinanbau findet in fast allen Kantonen des Landes statt; bei den Bieren bekannt ist das weniger gehopfte Schweizer Lager. Information: Schweiz-Tourismus, Roßmarkt 23, 60311 Frankfurt/Main, Telefon 069-25600130, oder www.myswitzerland.com im Internet. (fg)
Mit dem Auto gelangt man am besten über die Bodensee-Region und St. Gallen nach Bad Ragaz. Bei den Verkehrsregeln zu beachten ist: Auf Schweizer Autobahnen gilt allgemein Höchstgeschwindigkeit 120, auf normalen Autostrassen 100, auf Haupt- und Nebenstrassen ausserhalb von Ortschaften 80, innerhalb von Ortschaften 50. Das Bußgeldniveau ist bei den Eidgenossen generell sehr hoch, Verstöße aller Art kommen Autofahrer teuer zu stehen. Bei ausländischen Verkehrssündern wird Bußgeld wegen der Fluchtgefahr in der Regel an Ort und Stelle verlangt. Bei Nichtbezahlung droht schlimmstenfalls sogar Ersatzhaft. (gk)
geschrieben von auto.de/reise/Fiona Grebe/KoCom veröffentlicht am 21.02.2014 aktualisiert am 21.02.2014
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.