Das Mittelalter war äußerst mobil

Das Mittelalter war äußerst mobil Bilder

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Die Menschheit ist ständig in Bewegung. Doch so ganz neu ist das alles nicht, auch wenn sich die Art und Weise der Fortbewegung durch die Technisierung im Laufe der Jahrhunderte stark verändert hat. „Nicht unser Jahrhundert, sondern das Mittelalter verdient das Prädikat mobil“, sagt der Frankfurter Historiker Prof. Dr. Johannes Fried.

Die Überbrückung von Distanz war noch nie so einfach und komfortabel wie heute. Mit dem Auto, der Bahn, dem Flugzeug geht es bequem ins Nachbarland, in weit entfernte Urlaubsregionen oder in die Business-Metropolen dieser Welt, die größer werden und sich immer mehr zu einem internationalen Treffpunkt entwickeln. Schnelligkeit ist angesagt. Mobilität gehört im 21. Jahrhundert zum Alltag. Die Menschheit ist ständig in Bewegung. Doch so ganz neu ist das alles nicht, auch wenn sich die Art und Weise der Fortbewegung durch die Technisierung im Laufe der Jahrhunderte stark verändert hat. „Nicht unser Jahrhundert, sondern das Mittelalter verdient das Prädikat mobil“, sagt der Frankfurter Historiker Prof. Dr. Johannes Fried, der sich mit dem Reiseverhalten der Gelehrten von damals beschäftigt hat.

Wanderschaft war nach Darstellung des Wissenschaftlers ein Grundzug des Mittelalters. Könige, Kaufleute, Bettler und Ganoven, die Wanderarbeiter der Bauhütten, die Söldner der großen Armeen, in ihrem Gefolge die Dirnen, Studenten und ebenso Professoren waren seinerzeit auch ohne Auto ständig auf Achse. Sie hätten viele Jahre der Wanderschaft und der Fremde überstehen müssen, bevor sie sich, wenn überhaupt, irgendwo dauerhaft niederlassen konnten, schreibt der Historiker laut Magazin „Forschung Frankfurt“.

Was brachte die Gelehrten damals so stark in Bewegung, dass sie offensichtlich so mobil waren wie die heutige Gesellschaft? Es war der Eifer, zu lernen und die Wissenschaft zu fördern. Im zehnten und elften Jahrhundert folgten die Gelehrten den Büchern, wenn sie beispielsweise hörten, dass irgendwo verschollene Texte aufgetaucht waren. Spätestens im 12. Jahrhundert setzte sich nach Darstellung von Johannes Fried durch, dass wer studieren wolle, auch in die Fremde gehen müsse: Professoren wurden abgeworben, Studenten, in Genossenschaften organisiert, wurden zur Migration ermutigt, um sie andernorts mit höheren Einnahmen und günstigeren Studienbedingungen anzulocken. Die Gelehrten des Mittelalters und ebenso die Städte versprachen sich von der Wanderschaft einen großen Gewinn. Die Hohen Schulen konzentrierten sich europaweit das gesamte Mittelalter über an wenigen Orten wie etwa Bologna, Padua, Neapel, Paris, Montpellier oder Salamanca.

Typisch für die Wissenschaftsförderung des kommenden Jahrtausends soll laut Fried der Hof Karls des Großen gewesen sein. Viele Gelehrte strömten dorthin. Sie wurden angelockt von Karls Wissbegier, seinem Reformeifer und von den Karrierechancen, die der Königsdienst verhieß. Der Hof in Aachen avancierte zu einer einzigartigen Gelehrtenversammlung so wie heute die Universitäten. Und es gibt noch eine Parallele. Durch die Wanderschaft der Gelehrten entstand nach Darstellung von Johannes Fried eine Konkurrenz, die Positives bewirkte: Mobilität könne somit für eine intellektuelle Lebendigkeit und geistige Frische sorgen, so der Historiker.

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