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Für die meisten Autofahrer ist die Reifen-Kunde schnell abgehandelt. Denn für sie sind die Gummis schwarz und rund. Und sie kennen zwei Sorten von Reifen: Sommer- und Winterreifen. Da sieht es im Motorsport schon ganz anders aus.
Vor allem in der Formel-1-Weltmeisterschaft sind die Reifen-Regeln eine Wissenschaft für sich. Die Rennfahrer und Teams nennen die Reifen respektvoll „schwarzes Gold“. Denn die perfekte Mischung und die richtige Wahl entscheiden heute über Sieg und Niederlage. Das macht die Reifen in der PS-Branche so wertvoll wie echtes Gold. Davon können sich die Fans zum Beispiel beim Großen Preis von Deutschland überzeugen.Zunächst einmal bleibt festzuhalten: In der Formel 1 ist der italienische Reifen-Hersteller Pirelli der exklusive Ausrüster für alle Teams. Das sorgt für Chancengleichheit. Doch die Reifenwahl und die Taktik bleibt den Rennställen überlassen, das garantiert Spannung. 50.000 Reifen stellt Pirelli für die komplette Saison her, 1.900 Pneus werden zu jedem Grand Prix geflogen. Aber wie viele davon kommen auf die Strecke? Zunächst erhält jeder Pilot für das gesamte Renn-Wochenende 13 Sätze Trockenreifen, sieben der härteren und fünf der weicheren Gummimischung. Vier Sätze Intermediates und drei Sätze Regenreifen stehen zur Verfügung. Intermediate ist die Bezeichnung für einen Rennreifen, der im Motorsport bei feuchter oder abtrocknender Strecke eingesetzt wird. Intermediates besitzen jedoch im Gegensatz zu Regenreifen nur wenige und nicht so tiefe Längs-, Diagonal- und Querrillen. Die Gummimischung gleicht der eines weichen bis sehr weichen Rennreifens. Ein Reifensatz muss immer aus vier Reifen der gleichen Spezifikation bestehen.
Pirelli bietet als Monopolist pro Grand Prix zwei verschiedene Reifenmischungen an, eine weichere und eine härtere. In den Trainings und im Qualifying steht den Fahrern die Reifenwahl frei, im Rennen muss jede der beiden Mischungen für zumindest eine volle Runde zum Einsatz kommen. Damit sollen die Rennen künstlich spannend gehalten werden. Wie das? Ganz einfach: Mit den superweichen Reifen lassen sich die schnellsten Runden fahren. Der Nachteil: Diese Gummis lösen sich schon nach wenigen Runden mehr oder weniger auf. Das heißt, sie verlieren den Grip, und damit die perfekte Haftung auf dem Asphalt. Der Rennwagen beginnt zu rutschen, die Runden werden immer langsamer. Die Folge: Der Fahrer muss die Box ansteuern und die Reifen wechseln. In diesem Fall kommt dann die härtere Mischung zum Einsatz. Mit dieser ist das Auto zwar langsamer, dafür halten diese Reifen deutlich länger. Bei diesem Reifen-Roulette kommt es auf die richtige Balance zwischen beiden Mischungen an. Wer das perfekt hinbekommt, ist im Rennen am Ende auch weit vorne.Das besondere Merkmal von Trockenreifen, meist auch Slicks genannt, ist die profilfreie Lauffläche. Es gibt sie in den vier Mischungen: Supersoft, Soft, Medium und Hard.
Die einzelnen Mischungen sind exakt auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Rennstrecken hinsichtlich Streckencharakteristik und Klima abgestimmt. In Absprache mit dem Automobil-Weltverband FIA nominiert Pirelli für jedes Rennen zwei Reifen-Mischungen, die am besten für die jeweilige Strecke und die zu erwartenden Temperaturen geeignet sind.Reifen für feuchte oder nasse Streckenverhältnisse haben im Gegensatz zu Slicks eine profilierte Lauffläche. Es wird in zwei Reifen-Typen unterschieden: Regenreifen und Intermediates. Die richtigen Regenreifen sind leicht an den ausgeprägten, tiefen Rillen im Profil erkennbar. Das leitet das Wasser effektiv ab und ermöglicht selbst bei starkem Regen noch höchste Geschwindigkeiten. Intermediates mit ihrem geringeren Profil kommen bei feuchtem Asphalt zum Einsatz – oder wenn der Regen langsam schwächer wird.Und für was sind die unterschiedlichen Mischungen gut? Der Slick mit der weichsten Mischung ist für langsame und kurvenreiche Strecken ideal. Insbesondere bei kalter Witterung, wenn höchster mechanischer Grip erforderlich ist. Die superweiche Mischung benötigt sehr wenig Zeit, um auf Temperatur zu kommen, daher ist sie ideal für das Qualifying. Denn dort kommt es auf eine einzelne schnelle Runde an. Andererseits verschleißt dieser Slick schneller. Die Mischung hat einen niedrigen Arbeits- bzw. Einsatzbereich.
Zu den entscheidenden Entwicklungen dieses Jahres gehören die optimierte Druckverteilung auf die Aufstandsfläche sowie die gleichmäßigere Verteilung der Wärme im Reifen. Das verstärkt den Kontakt zur Fahrbahnoberfläche, erhöht den Grip und verbessert das Handling.Jeder Fahrer bekommt für das Freitagstraining vier Reifensätze zur Verfügung gestellt, drei von der härteren und einen von der weicheren Mischung. Ein Satz Reifen der härteren Mischung darf nur in den ersten 30 Minuten des 1. Freien Trainings verwendet werden und muss vor Beginn des 2. Freien Trainings zurückgegeben werden. Ein weiterer Satz harter Reifen muss nach dem ersten, die restlichen beiden Sätze nach dem zweiten Training zurückgegeben werden. Für den Rest des Rennwochenendes stehen acht Reifensätze zur Verfügung (vier von jeder Mischung). Vor Beginn des Qualifyings muss ein weiterer Satz von jeder Mischung zurückgegeben werden.Der Start ins Rennen muss bei den zehn schnellsten Piloten auf jenem Reifensatz absolviert werden, mit dem die beste Rundenzeit im zweiten Abschnitt des Qualifyings gelungen ist. Diese Regel entfällt bei einem Regenrennen. Für den Fall eines Regenrennens stehen jedem Fahrer vier Regen- und drei Extrem-Regenreifensätze zur Verfügung.
Die Regel, dass jede der beiden Trockenmischungen verwendet werden muss, gilt dann natürlich nicht. Dazu muss das Rennen aber vom Rennleiter als Regenrennen deklariert werden.
geschrieben von auto.de/(mid) veröffentlicht am 16.07.2014 aktualisiert am 16.07.2014
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