Unternehmen suchen derzeit vor allem Fahrer für den regionalen Verteilerverkehr, wie der Dekra-Arbeitsmarkt-Report 2016 ergeben hat. Hier haben Berufskraftfahrer viel Kundenkontakt und benötigen teils andere Qualifikationen als in der Vergangenheit. Verlässliche und teamfähige Bewerber mit Erfahrung im Nahverkehr sind deshalb bei der Jobsuche in einer guten Verhandlungsposition, wie die Analyse zeigt.
Der klassische Fernfahrer kommt in den Stellenmärkten weniger vor als in früheren Jahren. Für den Report wurden 350 Stellenangebote für Berufskraftfahrer untersucht, um herauszufinden, welche Aufgaben sie nun übernehmen sollen und welche Fertigkeiten und Kompetenzen Arbeitgeber von Bewerbern erwarten.
Unternehmen suchen überwiegend Fahrer für den Regionalverkehr (59,1 %) und nicht ganz jeder fünfte Kandidat soll Touren im nationalen Fernverkehr übernehmen. Der internationale Fernverkehr spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Für diese Entwicklung gibt es verschiedene Gründe, beispielsweise das steigende Güteraufkommen im Nahverkehr. Der Fahrermangel und die veränderten Ansprüche an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fallen ebenfalls ins Gewicht. Logistikunternehmen setzen deshalb inländische Fahrer bevorzugt im Lokalverkehr ein, internationale Touren vergeben sie oft an ihre internationalen Standorte oder an Subunternehmen aus Ländern, in denen kein Fahrermangel herrscht.
Erfahrung im Bereich Ladungssicherung bleibt Arbeitgebern das wichtigste Anliegen, was die berufspraktischen Qualifikationen von Fahrern betrifft. Im Nahverkehr herrschen andere Arbeitsbedingungen als im Fernverkehr. Fahrer machen an vielen Stationen halt, müssen sich an fest definierte Zeitfenster halten und sich vor Ort mit den Kunden abstimmen. In den untersuchten Stellenangeboten fragen Recruiter doppelt so oft nach Erfahrung im Auslieferverkehr als noch vor drei Jahren. Idealerweise verstehen Fahrer die logistischen Prozesse in Lagern und handeln entsprechend, wenn sie Waren anliefern oder abholen.
Bei der Fahrerausbildung muss entweder die duale Ausbildung zum Berufskraftfahrer oder die beschleunigte Grundqualifikation nachgewiesen werden, wenn sie im gewerblichen Güter- und Personenverkehr tätig sein möchten. Diese Qualifizierungen tauchen erstmals in nennenswertem Umfang in den Stellenanzeigen auf. Bei der Stellensuche ist darüber hinaus die sogenannte ADR-Bescheinigung (21,4 %), also die Berechtigung Gefahrgut zu transportieren und der Nachweis des Gabelstaplerscheins (9,7 %) hilfreich. Nur jedes vierte Anforderungsprofil geht auf Sprachkenntnisse als Voraussetzung ein: Arbeitgeber legen vor allem Wert darauf, dass Bewerber ein gutes Deutsch sprechen. Viel wichtiger scheint ihnen Berufserfahrung: Sie wird bei nicht ganz zwei Drittel der angebotenen Stellen vorausgesetzt.
Gut zwei von drei Offerten beinhalten Angaben zu den persönlichen Eigenschaften, die Fahrer in ihrem zukünftigen Job benötigen. Unternehmen suchen Mitarbeiter, auf die sie sich voll und ganz verlassen können, denn Auftraggeber erwarten, dass ihre Güter pünktlich und unversehrt an ihrem Bestimmungsort eintreffen. Darüber hinaus sollen sie kooperativ in Teams arbeiten, egal ob es sich um die Kollegen in der Disposition handelt oder die Mitarbeiter des Kunden.
Die physischen Belastungen im Beruf nehmen ab, da inzwischen viele technische Hilfsmittel zum Einsatz kommen, wo früher Muskelkraft der Fahrer nötig war. Allerdings steigen die psychischen Anforderungen, unter anderem aufgrund des hohen Zeitrucks in der Logistik. Nicht ganz jedes zehnte Job-Angebot enthält deshalb den Hinweis, dass zukünftige Fahrer stressresistent sein sollten.
Die gesuchten Mitarbeiter arbeiten, soweit Angaben dazu gemacht werden, am häufigsten tagsüber oder wochentags (13,1 % bzw. 12,9 %). Wochentouren finden in diesem Jahr gerade noch eine Erwähnung. Der Fahrermangel hat nicht nur dazu geführt, dass der Beruf familienfreundlicher geworden ist, was die Touren und Arbeitszeiten anbelangt. Auch beim Thema Gehalt und Zusatzleistungen scheint sich etwas bewegt zu haben: Jeden fünften Bewerber erwartet eine „leistungsorientierte Bezahlung“ – eine Formulierung, die für diese Berufsgruppe vor drei Jahren noch kaum existierte. Interessant sind auch die Leistungen, die Arbeitgeber über das Gehalt hinaus bieten: Urlaubs- und Weihnachtsgeld finden sich ganz oben auf der Liste (15,7 % bzw. 14,9 %). Diese und weitere Extras fanden sich in keiner der zurückliegenden Analysen.
Der Dekra-Arbeitsmarkt-Report 2016 kann kostenfrei per E-Mail unter service.akademie@dekra.com angefordert werden und steht als Blätterkatalog unter www.dekra.de/Share/Blaetterberichte/arbeitsmarktreport-2016/blaetterkatalog/ zur Verfügung.
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