Im Rückspiegel

Dem Boxer und der Symmetrie zuliebe

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Der Sprung nach Europa gelang 1979. Die ersten Subaru rollten besonders in den Alpenländern in die Verkaufsräume und auf die Straßen. In den Bergen sind Allradler gefragt, die dank des Allradantriebs selbst in schwierigem Terrain und bei Winterwetter bestehen. Sie bilden die Komfort-Alternative zu den eher groben Geländewagen. In Deutschland geht es am 10. Oktober 1980 los: Nach der Unterzeichnung des Gründungsvertrags zieht der Importeur in ein ehemaliges Lebensmittelgeschäft in Bad Hersfeld. Auf Quadratmetern werden die Deutschland-Aktivitäten koordiniert. 

Vertrieb startet auf kleiner Fläche Auf 200 

Mit dem Subaru 1800 4WD wird ab Januar 1981 nur ein Modell in den Varianten Limousine und Kombi sowie dem dreitürigen SRX – später Turismo genannt – angeboten. Schon im ersten Verkaufsjahr Deutschland entscheiden sich rund 2600 Käufer für die junge, noch unbekannte Marke. Die wachsende Modellpalette – 1983 um den 3,53 Meter kurzen, sechssitzige Mikrobus Libero und ab 1984 der Kleinwagen Justy ergänzt – schafft die Grundlage für ein langsam, aber stetig wachsendes Geschäft. So wird 1985 erstmals die Marke von 10.000 Neuzulassungen übersprungen und aus dem Bad Hersfelder Lädchen wird ein 55.000 Quadratmeter großes Hauptquartier in Friedberg, bis heute Standort von Subaru Deutschland.

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Ein Bayer holte die Marke aus den Alpen

Auch das Händlernetz entsteht nicht in einer Metropole. Der erste Subaru-Händler sitzt im ländlichen Bad Tölz. Auf der Suche nach einem komfortablen Offroad-Modell stößt Hans Willibald auf den Subaru 1800, der zu dieser Zeit ausschließlich in der Schweiz vertrieben wird. Er kauft das Fahrzeug trotzdem und ist so begeistert, dass er nach dem Deutschland-Start der Marke offizieller Vertragspartner wird – und bleibt: Am Steinbach werden auch heute noch, 40 Jahre später, Subaru-Modelle vertrieben.

Am 10. Oktober 1990 feiern Importeur und Handelsnetz bereits das 100.000ste in Deutschland zugelassene Subaru-Modell. Im Jahr darauf wird mit 18.677 Neuzulassungen ein neues Jahreshoch erreicht. Wachstumstreiber neben dem kleinen Justy ist der 1989 vorgestellte Subaru Legacy, der zum meistverkauften Allrad-Pkw der Welt avanciert.

Kultstatus erreichen auch viele Sondermodelle wie der in Tundragrün lackierte Legacy Hubertus – ideal für Jäger und Förster dank Schweißwanne, Laderaumgitter und Luftfederung, die das Fahrzeug um 40 Millimeter anhebt. Mit dem kompakten Impreza (1993) und dem Forester (1997) folgen in den 90er Jahren zudem zwei Favoriten bei den Kunden, deren Nachfolger sich bis heute im Produktportfolio wiederfinden. Ihre Charakter bestimmen der Boxermotor und der symmetrische Allradantrieb.

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Aus Prinzip klein, leicht und flach

Der Boxermotor ist längst fester Bestandteile der Markenidentität, als Subaru 1980 erstmals nach Deutschland kommt. Am 14. Mai 1966 hatte der Subaru 1000 – eine kompakte Limousine mit Frontantrieb – eine neue Ära eingeläutet, die bis heute andauert. Damals wie heute verkörpert der Boxermotor ein nahezu ideales Motorenkonzept: leicht, flach und vibrationsarm aus Prinzip. Den Kern bilden die flach zu beiden Seiten der Kurbelwelle liegenden Zylinder. Diese Anordnung gleicht die im Motor entstehenden Massenkräfte aus und sorgt so für dem ruhigen Lauf.

Jeder Zylinder besitzt darüber hinaus eine eigene Kröpfung an der Kurbelwelle, was ebenfalls zur Laufruhe beiträgt. Ausgleichswellen und -gewichte sind überflüssig. Das führt zu einem vergleichsweise geringen Eigengewicht und zur kompakte Bauweise. Dank der horizontalen Anordnung der Ein- und Auslasskanäle sind die Motoren zudem besonders flach, was eine tiefe Platzierung und damit einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt begünstigt – ein Plus an Fahrdynamik inklusive.

Bei all diesen Vorzügen ist es wenig verwunderlich, dass Subaru das Motorenkonzept auf alle Modelle ausweitet. Im Subaru Leone Station Wagon 4WD geht der Boxer ab 1972 erstmals eine Partnerschaft mit dem inzwischen ebenfalls markentypischen symmetrischen Allradantrieb ein. Der Subaru 1800 4WD bringt das Doppel direkt mit seinem Markendebüt nach Deutschland. Im Laufe der Zeit demonstriert der Boxermotor seine Wandlungsfähigkeit: Ob Turboaufladung (ab 1985 im Subaru XT 4WD) oder sechs Zylinder und 3,3 Liter Hubraum (ab 1992 im Subaru SVX), Alltag oder Motorsport (ab 1995 mit dem Subaru Impreza WRX STI in der Rallye-Weltmeisterschaft) – das Subaru-Herz macht eine gute Figur.

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Ein Boxer als Selbstzünder

Zwei Jahre später rollt der Subaru Forester mit einem in Boxer-Bauweise konstruierten Dieselmotor auf die deutschen Straßen. Die technisch anspruchsvolle Kombination aus Boxer und Selbstzündung kombiniert die bekannten Tugenden mit Effizienz – mit sportlichem Ansprechverhalten und niedrigem Schwerpunkt. Im größeren Modell Outback wird der Boxer-Diesel ab 2013 sogar mit dem stufenlosen Lineartronic Automatikgetriebe kombiniert, ebenfalls neu für die Marke.

Selbst alternativen Antrieben steht der Boxer nicht im Wege. Schon 2003 präsentiert die Roadster-Studie Subaru „B9SC“ einen sequenziellen Hybridantrieb: Bis 80 km/h übernimmt ein 136 PS (100 kW) starker Elektromotor die komplette Arbeit, ehe der etwas stärkere Boxermotor eingreift. 2013 zeigt sich das Concept Car „VIZIV“ mit Boxer-Diesel-Hybrid, bevor im selben Jahr mit dem Subaru XV Crosstrek ein erster Hybrid für den Serieneinsatz in den USA debütiert. In Zusammenarbeit mit einem kleinen Elektromotor entwickelt der bekannte 2,0-Liter-Boxer eine Systemleistung von 160 PS (118 kW). In Deutschland gibt es den e-Boxer mit einem Mildhybrid-System für Forester, Impreza und Subaru XV.

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Englischer Sportwagen lieferte die Idee

Ob permanent oder zuschaltbar: Herkömmlichen Allradautos verfügen in der Regel über einen Zweiradantrieb, der um 4x4-Fähigkeiten ergänzt wurde. Anders bei Subaru: Trotz des größeren technischen Aufwands sind die Modelle beim japanischen Allradspezialisten fast von Beginn an auf Kraft an allen vier Rädern ausgelegt, kombiniert mit dem Boxermotor zu einem branchenweit einzigartigen Doppel.

Vermutlich war es der englische Sportwagen Jensen Interceptor, der die Japaner parallel zum Marktstart des ersten Subaru-Modells mit Boxermotor auf die Idee brachte, nach mehr Traktion und Sicherheit zu suchen. Erste Prototypen entstehen bereits 1969/70 mit dem Modell 1000 Station Wagon. Auf der Tokyo Motor Show 1971 präsentiert sich mit dem seriennahen 1300 G 4WD dann erstmals ein Subaru mit Allradantrieb, ehe ein Jahr später der Leone 4WD Station Wagon als weltweit erster allradgetriebener Großserien-Pkw auf den Markt rollte. Neben einem 1,4-Liter-Boxermotor verfügt der vier Meter lange Kombi über einen per Klauenkupplung zuschaltbaren Allradantrieb. 1983 folgte mit dem Subaru Libero ein pneumatisch aktivierbarer Allradantrieb. Vier Jahre später das erste permanente Subaru-Allradsystem im Subaru XT.

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Symmetrie als Alleinstellungsmerkmal

Dieses Konzept wurde zum Alleinstellungsmerkmal der Marke. In den folgenden Jahren wurde es ständig angereichert, so um eine variable Drehmomentverteilung (1991 im Subaru SVX), das Stabilitätsprogramms VDC (ab 1998 für Legacy Topmodelle) und das Allradmanagement-System X-Mode (2014), das Brems- und Motoreingriffe koordiniert. In 2020 wurde mit dem Mildhybrid-System e-Boxer im Forester ein zusätzlicher Modus für mehr Traktion auf schwierigem Terrain wie Tiefschnee eingeführt.

Dieser „Symmetrical AWD“ aus flach und kompakt bauendem Motor, dessen Kurbelwelle in einer Linie mit der Antriebsache das hintere Differenzial ansteuert und die immer gleich langen Achsen zu den angetriebenen Rädern sorgt für einen gleichmäßigen Kraftfluss, der frei von Verspannungen und störenden Einwirkungen ist. Das Prinzip ist Voraussetzung für hohe Zuverlässigkeit und zum ausgewogenen, neutralen und gut kontrollierbaren Fahrverhalten. Alle Subaru-Modelle nutzen die Chancen dieser Technologie.

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WRC und WRX

In der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) avanciert Subaru in den 1990/2000er Jahren zu einem der erfolgreichsten Automobilhersteller. Schon 1993 und damit nur drei Jahre nach dem Debüt feiert das Team bei der Neuseeland-Rallye den ersten Sieg. Mit der Saison 1995 beginnt eine einzigartige Erfolgsserie. Subaru gewinnt bis 1997 dreimal in Folge die Markenwertung, Colin McRae wird 1995 der erste Fahrer-Weltmeister. Richard Burns (2001) und Petter Solberg (2003) wiederholen dieses Kunststück, ehe sich die Marke 2008 aus der Rallye-WM zurückzieht.

Subaru verlagerte sein Motorsportaktivitäten von der Rallyestrecke auf den Rundkurs – und nach Deutschland: Die Motorsport-Crew Subaru Tecnica International (STI) wird Stammgast beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Mit einem seriennahen WRX STI feiert Subaru zahlreiche Klassensiege. 2019 fährt das Team den zweiten Triumph in Folge ein, den sechsten insgesamt seit dem ersten Eifel-Start 2008. Nur die mit dem Corona-Virus verbundenen Reiseeinschränkungen verhinderten eine Titelverteidigung in diesem Jahr. Doch 2021 stehen die Zeichen wieder auf Angriff – hoffentlich als Anfang einer weiteren Siegesserie.

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