Cadillac

Der Ami aus Schweden | Cadillac BLS Wagon 1,9 TiD

Cadillac – dieser Name verursacht bei manch einem schon Gänsehaut – baut einen Kombi. Rumms! Aufgewacht? Cadillac, die große Marke. Präsidentenlimo. Cadillac, die Automarke, die in einem Zug mit Elvis Presley genannt wird, baut einen Kombi mit Frontantrieb.

Na gut, was soll der amerikanische Edelhersteller auch machen? Einen perfekten Ami SUV besitzen sie ja schon seit einem guten Jahrzehnt. Der Escalade ist nach wie vor der König in den USA. Doch auch in Europa möchte Cadillac Fuß fassen. Nur kann man hier mit einem saufenden übergewichtigen auf 170 km/h limitierten SUV nicht viel anfangen. Kombigeschädigt wie wir in der Mittelklasse so sind, kommt der BLS Wagon also gar nicht mal so unpassend daher. Gebaut wird der Ami in Schweden, genauer gesagt teilt er sich die Plattform mit dem Saab 9-3.

In der Front präsentiert sich die typisch kantige Cadillac-Linie.  Voller Stolz präsentiert sich das Logo auf dem wuchtigen Grill. Die Seitenline mit ihren verdunkelten Fenstern wirkt keilförmig und hart im Schnitt. Das ist in Zeiten von immer „rundgelutschteren“ Kombis durchaus wohlwollend gemeint. Im Heckbereich lugen zwei verchromte Endrohre hervor. Mit 419 Litern und 1.273 Litern bei umgeklappten Sitzen bewegt sich das Kofferraumvolumen des BLS Wagon zwar im Mittelfeld, aber durch seinen hohen Dachhimmel kann er punkten.

Das erste, was auf der Einführungsfahrt auffällt, ist die perfekte Abdämmung. Der Diesel hat kaum eine akustische Chance den Fahrer zu erreichen. Allenfalls im kalten Zustand und beim Beschleunigen wird einem der Nagelfaktor wie vor die Ohren geführt. Das Fahrwerk ist straff und doch reisetauglich gefedert – hier gibt es nichts zu meckern. Auch nach mehreren hundert Kilometern fühlt man sich hier sicher aufgehoben. Dafür spricht auch das angenehme und hochwertig verarbeitete Interieur.

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Die „Luxury“-Ausstattung lässt auch nicht mit sich lumpen. Hier gibt es alles, was die verwöhnte Seele braucht. Die Ledersitze bieten genug Seitenhalt, das Cockpit wirkt sauber und aufgeräumt, alles sitzt an seinem Platz und ist schnell zu erreichen. Wer sich das Navi inklusive sattem Bose-Sound-System dazu gönnt, hat ein vergleichsweise preiswertes Angebot als Alternative zu Audi, Mercedes oder BMW gefunden.

Doch es gibt auch Kritik und die betrifft explizit die mangelhafte Sechsgang-Automatik. Lässt sich der Cadi auf Landstraßen und Autobahn gemütlich oder forsch fahren, geht die Automatik in der Stadt regelmäßig in die Knie. Bedenkt man, dass hier ein Bi-Turbo arbeitet, der theoretisch im Teamwork die gesamte Drehzahl bedienen kann, ist das eher unverständlich.

[foto id=“35797″ size=“small“ position=“right“]Schnell anfahren aus der Parklücke bei nahendem Verkehr im Rückspiegel? Nach einer unendlich langen Gedenksekunde lässt der Turbo Diesel die Frontachse gehörig leiden. Die Automatik ist überfordert und lässt erstmal die Elektronik arbeiten.

Auch im Stopp and Go Verkehr leistet sich die Automatik schwere Defizite. Kommt der Wagen unter 50 km/h zieht der Motor träge die Gänge bis zum unerwünschten und unangenehmen Drehmoment hoch. Hier ist dringend eine Überarbeitung nötig. Nehmen wir also erst einmal an, dass dies eine Kinderkrankheit des neuen Cadi Kombis ist.

Wer trotzdem auf Automatik schwört, dem sei die Tip Tronic am Lenkrad im Stadtverkehr zu empfehlen. Der zusätzliche Sport-Modus kostet zwar Sprit, bringt aber mehr Spurtkraft, da die Gänge etwas länger in der Drehzahl gehalten werden.

[foto id=“35798″ size=“small“ position=“left“]Die 180 Pferde lassen den Kombi in 9,1 Sekunden mit einem Drehmoment von 370 Nm von 0 auf 100 schnellen. Daran hat der Frontantrieb besonders bei schnellen Sprints ordentlich zu arbeiten. Es wäre schön gewesen, die Allradoption von Saab gleich mit anzubieten. Immerhin, der Bordcomputer beließ es bei 7-8 Liter Durchschnittsverbrauch, trotz zügiger Fahrweise.

Alles in allem hat Cadillac einen komfortablen, gut verarbeiteten und markanten Kombi geschaffen. Doch bis die Edelmarke Cadillac hier auf Augenhöhe mit Audi, Mercedes und BMW kommt, sind noch einige Optimierungen nötig.

Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich der BLS Wagon in seiner nächsten Generation noch mehr vom Saab-Kollegen in seiner Seitenlinie abgrenzt und die Automatik von Grund auf neu überarbeitet wird. Zumindest in der Top-Version des Benziners wird schon über eine Allradoption nachgedacht. Das ist doch schon mal ein Anfang.

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