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Schlechte Aussichten für Umwelt
Die Caravaning-Branche feiert Rekorde. Geld verdienen macht Spaß, das ist auf dem Caravan Salon, der gerade in Düsseldorf stattfindenden Leitmesse der Branche, deutlich zu spüren. Die meisten Hersteller schauen so auch lieber aufs Konto, denn in die Zukunft. Die Fragen nach möglichen Fahrverboten für die in aller Regel dieselgetriebenen Reisemobile stellen eher die Besucher als die Anbieter. Dabei sind Sperrungen von feinstaubbelasteten Innenstädten gar nicht fern, die lokalen Behörden würden damit lediglich geltendes Recht umsetzen. Doch wie der Antrieb des Reisemobils der Zukunft aussehen soll, kann zurzeit kaum jemand nachvollziehbar beantworten.
Martin Brandt, Vorstand der Hymer Group, die mit ihren Tochtermarken fast die Hälfte des Marktes in Deutschland bedient, sieht jedoch Lösungsansätze. Elektromobilität wird es in absehbarer Zeit wohl nicht sein, auch wenn Dethleffs, ebenfalls ein Mitglied der Hymer-Familie, in Düsseldorf die Studie E-Mobil zeigt. Das Alkovenmodell ist rundum mit Photovoltaik-Zellen bestückt, ein batteriegespeister Elektromotor sorgt für den Vortrieb. Es wird die Nachbarn auf dem Campingplatz erfreuen, wenn ein Reisemobil fast geräuschlos auf die Parzelle rangiert. Dort wird es jedoch eine Weile stehen, denn die Ladezeit der Akkus ist lang. Auch die Reichweite ist mit etwa 120 Kilometern eher bescheiden, es bedarf eben eines hohen Energieaufwandes, um mehr als drei Tonnen Masse zu bewegen.
Allerdings gehen die Hersteller von Basisfahrzeugen auf dem Weg in die Zukunft der Nutzfahrzeugbranche stramm voran. Mercedes-Benz zeigte im vorigen Jahr bereits rein elektrisch angetriebene Liefer- und Lastwagen, VW kündigt die Serienproduktion des i-Buzz an, einen eher als Lifestyle-Auto denn als Transporter gedachten Van. Eckhard Scholz, Vorstandschef von VW-Nutzfahrzeuge, sieht den Elektroantrieb mittelfristig sehr wohl im Reisemobil, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Batterietechnik den nötigen Energievorrat bereitstellen könne. Der auf dem Caravan Salon oft bemühte Vergleich mit dem Elektro-Transporter der Post hinkt unterdessen, denn der ist wesentlich leichter und fährt auf Routine-Strecken, was bei einem Reisemobil wohl selten der Fall sein dürfte. Andere Hersteller setzen dagegen auf Erdgas. Fiat etwa hat gasbetriebene Nutzfahrzeuge im Programm, warum solle ein Reisemobil nicht von dieser Energieform angetrieben werden.
Dieser Ansicht ist auch Hymer-Chef Martin Brandt. Bereits vor etwa zehn Jahren entwickelte die Marke in Kooperation mit einer Fachzeitschrift ein Reisemobil mit Gasmotor. Die schwachen Fahrleistungen rührten vom niedrigen Drehmoment der Zweiliter-Maschine her, heute könnte fortschrittliche Turbotechnik dieses Manko beheben. "Gas", so Brandt, "haben wir im Reisemobil ja sowieso an Bord, wir nutzen es zum Betrieb von Heizung und Therme sowie des Kühlschranks". Unter dem Boden der Fahrzeuge gebe es genügend Platz, um ausreichend große Tanks einzubauen, die eine angemessene Reichweite ermöglichen. Der Hymer-Chef gibt dieser Technik weitaus größere Chancen als möglichen Hybrid-Systemen, die von der Autoindustrie als Brückentechnik präferiert wird: "Das ist ganz einfach zu schwer für unsere Fahrzeuge." Martin Brandt weiß, wovon er spricht. Rund 100 Millionen Euro investiert sein Unternehmen im kommenden Jahr in den Leichtbau.
geschrieben von MID veröffentlicht am 31.08.2017 aktualisiert am 31.08.2017
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