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„Bleibt alles anders“ bedeutete in den vergangenen Jahrzehnten der technische Fortschritt auch im Automobilbereich. Mit Techniken wie dem Airbag oder Navigationsgerät erreichte Autofahren neue Sicherheits- wie Bequemlichkeitsdimensionen. Auf der Strecke blieben dabei in den achtziger, neunziger und Nuller-Jahren Bauteile und Zubehör, die bis dahin das Leben vieler Autofahrer-Generationen nachhaltig prägten: Was wären die ersten Fahrten mit dem heiß ersehnten Führerschein ohne Mixtape von Freunden gewesen, der prollige Möchtegern-Sportwagen des Nachbarjungen ohne Fuchsschwanz-Deko oder die umhäkelte Klopapierrolle in Opas Auto, der diese übrigens erst vor drei Jahren aus dem Auto entfernte. Wir haben für Sie die Dinosaurier der Auto-Begriffe einmal zusammengetragen. Heute aus der Old-School-Kiste: Straßentatlas, Klappfix, Fondspassagier, Heckflossen und Weißwandreifen.
Nie wieder Streit beim Autofahren?? Dank dem Ende der Ära der Straßenkarte, die ihr Monopol an das Navigationsgerät verloren hat, erscheint das nun möglich. Anstelle des typischen Männlein-Weiblich-Streitthemas: „Halt-doch-mal-an,ich-frag-mal-eben-den-Mann-hier“ vs. „Ich-schau-das-eben-mal-in-der-Karte-nach,-das hab ich gleich“ gibt es in den meisten Fahrzeugen 2011 höchstens noch den Streit über die Lautstärke der netten Dame aus dem Navigationsgerät. Irgendwie schade ist das, das Ende der Straßenkarte, schließlich gehörte die doch zum Sommerurlaub mitsamt Planung, Verfahren und Falk-Karten-Faltchaos irgendwie dazu. Der findige Beifahrer lernte so abgelegene Orte und Städte kennen, statt immer nur zeitsparend zum Ziel zu brausen war manchmal auch „der Weg das Ziel“ und so ließ sich manch entlegenes Plätzchen entdecken. Das Gefühl für die Weite der Strecke fehlt. Und die Stimme eines lieben Mitfahrers und das Geplänkel um den besten Weg ist doch auch tausendmal schöner als automatische Wegangaben, im schlimmsten Fall dank Navi-App noch mit der Synchronstimme von Nervensäge Homer Simpson.
[foto id=“337831″ size=“small“ position=“left“]Wenn es schon um Urlaub geht, muss auch an diesen DDR-Auto-Dinosaurier erinnert werden, mit dessen Bezeichnung als „Klappfix“ wohl heute kaum noch einer etwas anfangen kann. DDR-Bürger konnten, vermutlich nach 25 Jahren Wartezeit, mit einem solchen sogenannten „Wohnanhänger“ in die Ferien fahren: Zusammengeklappt war der Campinganhänger, der ausgeklappt zu einem Wohnzelt mit einer Quadratmeterfläche von 16m2 wird, schnell und leicht auch für Autos ohne große Anhängelast (ähem, räusper, wie der Trabbi) in den Urlaub zu transportieren. Obwohl die Klappfixe seit der Wiedervereinigung nicht mehr produziert werden, gibt es scheinbar eine wachsende Zahl von Fans. Da kann man gespannt sein, ob der Klappfix 2011 die Straße zurückerobern wird oder Menschen weiterhin mehrheitlich nur „Bahnhof“ bei seinem Namen verstehen.
[foto id=“337840″ size=“small“ position=“left“]Was heute ganz modern, allerdings wenig charmant „Fahrgastzelle“ heißt, wurde früher wohlklingend als Fond bezeichnet: Der Raum, in dem die Autoinsassen sitzen. Miss Daisy wurde von ihrem Chauffeur im Fond sitzend herumkutschiert, die ???-Jungs sitzen im Fond eines Rolls Royce, John F. Kennedy wurde sogar im Fond eines Cabrios erschossen. Doch wo heute kein Fond mehr ist, gibt es auch keinen Fondpassagier mehr: Liegt in der Bezeichnung noch die Bedeutung auf das Reisen mit dem Fahrzeug (von Passagieren spricht man heute eher bei Kreuzfahrten oder Flugreisen), überwiegt 2011 mal wieder Praxis und Nutzen: Es sitzt halt jemand im Auto, der Insasse eben. Ach weh, du Schwarz-Weiß-Filmromantik mit Luxusattitüde und Charme vergangener Zeiten. Doch Moment, wir wollen nicht nur den alten Zeiten hinterher trauern: So war vielleicht die Bezeichnung schöner, doch so mancher Mitreisende erfreut sich in der automobilen Neuzeit an innovativen Neuheiten wie einer Heizung im gesamten Fahrzeug oder, oha, Bildschirmen an den Vordersitzen. Wer braucht da schon einen schnieken James als Fahrer und ein Champagnerglas in der Hand, das beim Trinken vorwitzig gegen die Hutkrempe stößt?
[foto id=“337845″ size=“small“ position=“left“] Auche in Relikt vergangener Tage: Das Modeteil der fünfziger Jahren waren die sogenanten „Heckflossen“ – also Anbauten an den Kofferraumseiten oder in der Fahrzeugmitte. Bereits seit den dreißiger Jahren an den ersten Modellen zu sehen waren die Verzierungen besonders in den USA an Cadillacs legendär. In Deutschland war man bereits damals eher vorsichtig gegenüber diesem Trend, sodass ab den sechziger Jahren die dezenten Heckflossenversuchen weitgehend von den Straßen verschwanden. Scheinbar passte das Chichi nicht zum klassischen deutschen Autodesign, das der Begriff heute also immer mit Fischen und nicht schicken Fahrzeugen verbunden ist, ist damit klar. Ein Comeback 2011 ist übrigens jenseits von Oldtimertreffen auch eher unwahrscheinlich.
[foto id=“337860″ size=“small“ position=“left“] Die was? Weiße Reifen verbindet man heutzutage wohl mit einem Tretroller für Kinder, aber nicht mit einem Auto: Von der einst kostensparenden Variante in den dreißiger Jahren (billiger als komplett schwarze Reifen), kennzeichnete die weißen Wand oder ein schmaler weißer Streifen an der Reifenseite in den fünfziger und sechziger Jahren Premiumautos. Dann jedoch wurden die Reifen schmaler und damit der Platz für eine weiße Färbung deutlich kleiner. Seit einigen Jahren werden außer dem Lincoln Town Car keine Weißwandreifen für Neufahrzeuge mehr serienmäßig hergestellt. Würde auch irgendwie nicht zu den Autos im 21. Jahrhundert passen.
geschrieben von Kira Fröhlich veröffentlicht am 19.01.2011 aktualisiert am 19.01.2011
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