Renault

Der Heckantrieb erobert den Kleinwagen zurück – Schieben ist seliger denn ziehen

Einstige Eigner eines VW Käfers, des ersten Opel Kadetts oder auch des legendären Renault 4CV können Schauriges berichten: Nasses Kopfsteinpflaster, der Tritt aufs Gas zur falschen Zeit und schon wurde das kleine, leichte Auto zur tückischen Heckschleuder. Oft nahmen derartige Kapriolen ein schlimmes Ende. Kein Wunder also, dass Minis mit Heckantrieb nach und nach ins Museum verbannt wurden und diese Art des Antriebs von nun an den stärkeren und größeren Autos vorbehalten blieb.

Jetzt erlebte das scheinbar aufgegebene Konzept auf dem Genfer Salon seine Wiedergeburt. Der neue Renault Twingo hat nicht nur Heckantrieb, sondern obendrein noch einen Heckmotor. Wie eben sein Urahn 4CV, der wegen seiner barocken Form liebevoll „Cremeschnittchen“ genannt wurde. Der Grund ist schnell erklärt: Künftig teilen sich der kleinste Renault und der demnächst erscheinende viersitzige [foto id=“502289″ size=“small“ position=“right“]Smart die Basis. Da Daimlers Citymobil von jeher auf Heckantrieb vertraute, wurde bei der Gemeinschaftsproduktion diese Art der Fortbewegung übernommen.

Renaults Chefdesigner Laurens von den Acker nennt das einen Glücksfall

„Die Kombination aus Heckmotor und Heckantrieb bot uns ungeahnte Möglichkeiten. Der neue Twingo ist zehn  Zentimeter kürzer als der Vorgänger, innen aber 22 Zentimeter länger“. Weil der Vorbau des erstmals viertürigen Twingos erheblich kürzer wurde und der Radstand um beachtliche 13 Zentimeter wuchs, gibt es soviel Platz für Insassen und Gepäck wie in keinem anderen Kleinwagen. „Außerdem haben wir einen glatten Meter Wendekreis gewonnen“, berichtet von den Acker. „Wer auf einer schmalen Stadtstraße wenden muss, weiß wie lang ein Meter sein kann“.

Und die Sicherheit?

Die moderne Elektronik wie der Schleuderschutz ESP hat alle Heckschleudern gezähmt, Kleinwagen oder auch bärenstarke Sportwagen wie den einst recht schwer zu beherrschenden Porsche Turbo. Laurens von den Acker: „Der Twingo bringt ein Stück weit auch den Fahrspaß zurück, denn wenn die Hinterräder aus der Kurve geschoben statt gezogen werden, kommt richtiges Kart-Feeling auf“.

Bedeutet das eine Renaissance des Heckantriebs?

„Ich fürchte ja“, schmunzelt der Designchef mit holländischem Pass. „Weil andere das Konzept unseres Twingo und vielleicht auch das des Schwestermodells Smart kopieren werden“. Dann wird von den Acker wieder ganz ernsthaft: „In der Tat eignet sich diese Technik besonders gut für die künftig immer mehr gefragten Stadtflitzer, die trotz geringerer Außenmaße Komfort für bis zu vier Insassen bieten müssen.“ Dabei spielen dem Designer die immer kompakteren und kleineren Motoren in die Karten, die im Heck genügend Raum fürs Gepäck lassen.

Doch auch ein anderer Trend wird dem Heckantrieb zu neuer Blüte verhelfen. Moderne Elektromodelle wie der BMW i3 oder der kleine Plug-in-Hybrid VW XL1 werden über die Hinterräder angetrieben. Grund dafür ist neben der kurzen Distanz zwischen E-Motor und Hinterachse die Gewichtsverteilung. Allerdings konnten die Ingenieure in beiden Fällen auf einem weißen Blatt Papier starten und so über das Antriebskonzept frei entscheiden.

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