Bentley Continental GT

Der nächste Bentley Continental GT

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Sie zählt zu den eher unbekannten Pretiosen Großbritanniens, gelegen auf einer dem Festland vorgelagerten waliser Insel im Atlantik: eine Rundstrecke mit Meeresblick. Einheimische nennen sie „Trac Môn“. Doch offiziell heißt der 3,4 Kilometer lange GP-Kurs „Anglesey Circuit“. Versteckt hinter Weideland für Abertausende Wollschafe, gilt er als Geheimtipp der britischen Rennsport-Gemeinde. Denn er ist anspruchsvoll und exzellent gewartet. 

Testfahrt im neuen Bentley Continental GT

Aufmerksamkeit für den Rest der Welt genießt er wegen seiner Nähe zu Crewe, der Heimat von Bentley Motors. Die Entwicklungsingenieure der Marke verbrennen hier viel Reifengummi. So auch heute, als Bentley-Technikvorstand Rolf Frech und der für die jüngste Neuentwicklung verantwortliche Cameron Paterson mit einem Bentley Continental GT sowie zwei brandneuen Coupés der Nachfolge-Generation mit dem Entwicklungscode BY634 einfahren. Es geht darum, zwei erste Fahrzeuge der Produktionsvorserie zu evaluieren."Das Auto ist der Hammer!", platzt es aus Rolf Frech heraus. Er lädt zur Vergleichsfahrt ein. Zunächst lernen wir im aktuellen Zweitürer die Rundstrecke kennen, lesen die Brems- und Einlenkpunkte. Der seit 2003 produzierte und 2011 aufgefrischte Continental GT hinterlässt auf dem Anglesey Kurs eine gute Figur. Seine 575 PS machen ihm ordentlich Beine. Doch dann fährt Rolf Frech den BY634 in die Pitlane. Und plötzlich öffnet sich nicht nur die Tür eines neuen Hochleistungs-Coupés, sondern eine zur völlig neuen Bentley-Welt.

Mit Druck auf den Starterknopf in der Mittelkonsole springt dessen umfassend überarbeitetes 6,0-Liter-V12-Aggregat ins Leben. Einmal nur bellt es kräftig auf, fällt dann in einen vornehm säuselnden Leerlauf zurück. Gleichzeitig kommt Leben ins Cockpit: Dort leuchten digitale Anzeigen auf. Technisch basieren Hard- und Software im Hintergrund auf der jüngsten Generation des Modularen Infotainment-Baukastens (MIB) der Volkswagen-Gruppe. Sichtbar jedoch ist eine eigenständige Bentley-Grafik. Und wo liegt der zentrale Bildschirm des Infotainment-Systems versteckt? Cameron Paterson lächelt amüsiert - und drückt einen unscheinbaren Knopf im Armaturenträger. Daraufhin rückt ein Quader daneben um etwa einen Millimeter zurück, dreht sich um die Querachse und fügt sich wieder bündig ein. Jetzt blicken wir auf einen 12,3-Zoll-Bildschirm mit Navi-Karte. Paterson drückt erneut, und nach einer weiteren Rolle vorwärts liegen drei analoge Instrumente im Blickfeld. "Einen Namen für die dreifache Rolle vorwärts haben wir noch nicht", sagt er. "Intern sprechen wir von der Toblerone."

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Bisher ungesehene Sportlichkeit im Bentley-Universum

Hinter der aufwändigen Konstruktion steckt die Idee, den Bentley-Kunden entscheiden zu lassen, wann er die umfassenden Informationen und Konnektivitäts-Dienste nutzen oder sich lieber ausschließlich dem Fahren widmen möchte. Von der neuen fahrdynamischen Schärfe kosten wir, als der Gasfuß fällt. Mit sonorem Gurgeln nimmt der zwangsbeatmete Zwölfender seine Arbeit auf. Die Massenträgheit drückt uns in die Sitze. Faszinierend, wie nachhaltig geschätzte 1.000 Newtonmeter Drehmoment die Fuhre anschieben! "Die neue Overboost-Funktion!", lächelt Cameron Paterson. Sie lässt auf der Einlassseite bei geöffneten Drosselklappen für kurze Zeit mehr Atemluft rein, was zu einem Leistungskick führt. Es wird deutlich: Dem neuen Conti-Reifen auf 20-Zoll-Felgen heizt die bislang schärfste Variante des Zwölfzylinder-Motors ordentlich ein. Die beißen sich in den Asphalt, und der Bentley stürmt los als gebe es kein Morgen. Ohne Unterbrechung wirft das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe die zweite Stufe ein, einen Wimpernschlag später schießt die Tachonadel über die 100-km/h-Marke. Es sind nicht einmal vier Sekunden vergangen!

Wir fahren im Sport-Modus der Fahrdynamikregelung, alle Muskeln des Bentleys sind gespannt. "Mehr als 300 km/h sind möglich", gibt Frech zu Protokoll. Dann naht eine Rechtskurve: Vollbremsung und noch im Verzögern einlenken! Das zwingt den stabilsten GT in die Knie - normalerweise. Doch der Bentley bleibt hochstabil, nicht einmal eine Korrektur seiner Lenkung ist nötig. Sehr fein nachjustieren kann man mit dem Gasfuß. Der spontan ansprechende Motor sowie dessen hecklastige Momenten-Verteilung machen's möglich. Dass uns ausgerechnet jetzt in den Sinn kommt, dass Rolf Frech und Bentley-Chef Wolfgang Dürheimer über viele Jahre hinweg Porsche-Flitzern Sportgeist eingepfiffen haben, kann kein Zufall sein. Diesen Bentley umweht der Stallgeruch Weissachs. Mit Bentley-Ingenieuren auf Erprobungsfahrten haben wir vom frischen Wind gekostet, der die ehrwürdige britische Marke aktuell kräftig durchbläst. Das neue Coupé zehrt nicht länger nur vom Flair traditioneller britischer Automobilkunst. Vielmehr möchte Bentley künftig neue Trends setzen: Einen Hochleistungs-Sportwagen auf die Räder stellen, der nicht nur in seiner konsequent luxuriösen, sondern auch in sportlicher Ausprägung einzigartig ist.

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