Der Nissan Tiida – ein Weltauto leider nur für die Stadt

Wenn Nissan selbst mit den Worten „für Kunden, die eher ein konventionelles Auto suchen“ für den Tiida wirbt, dann kann das positiv wie negativ zugleich sein. Konventionell gleich klassisch, das wäre positiv. Konventionell gleich spießig natürlich negativ. Und wie passt das dann mit der Titulierung „ein Weltauto“ zusamen? Ich bin gespannt, wie sich das Auto von Welt, das erst seit 2008 in deutschen Showrooms zu haben ist, auf dem Asphalt machen wird.

Exterieur – solide halt

Das Außendesign des Nissan Tiida ist wenig aufregend, was man jetzt eben gut oder schlecht finden kann. Diesen Eindruck ändern auch die wohl progressiv wollenden spitzen Rückscheinwerfen nicht. Nur 4,30 Meter ist die Stufenhecklimousine im Kleinformat lang. Dafür gibt`s auch vier weitöffnende Fahrgastzellentüren, durch die der Ein- und Ausstieg bequem wird. Der Stauraum im Kofferraum ist mit 300 bis 425 Litern Volumen akzeptabel, außerdem lassen sich für Umzüge oder Baumarkteinkäufe die Rückbänke verschieben und umklappen. Leider jedoch nicht so, dass eine vollständig ebene Fläche entsteht. Auch die relativ hohe Ladekante ist für mich ein kleines Manko. Weiß ist die Außenfarbe meines Test-Tiida, das zählt ja in Deutschland schon fast zu den „auffälligeren Autofarben“. Die Frontpartie ist typisch und zeichnet das Kompaktfahrzeug eindeutig als Mitglied der Nissan-Familie aus. Allerdings ist die Front wirklich langgezogen, wodurch der PKW bei Parkmanövern etwas unübersichtlich wird.

Viel Platz im Innenraum

[foto id=“87391″ size=“small“ position=“left“]Eines fällt gleich beim ersten Einsteigen auf: Es gibt für die Größe des Kompaktfahrzeugs relativ viel Platz im Innenraum – sowohl hinten wie vorne. Die Ledersitze mit Polsterung sind komfortabel, wenn auch etwas hinderlich einstellbar und ein wenig größer, als Kompaktklassen üblich. Die Instrumente sind auch in der Top-Ausstattungslinie Tekna sportlich angerichtet, der überwiegend verwendete Kunststoff im schwarz gehaltenen Cockpit dezent und schlicht, ohne billig zu wirken. Die Bedienbarkeit wird noch durch das „Soft Touch“-Gefühl beim Anfassen der Instrumente erhöht. Als Sonnenbrillenliebhaberin gefällt mir besonders das kleine vorgeformte Fach vor dem Schaltknüppel, welches meiner Sonnenbrille auch an Regentagen den perfekten Platz bietet.Auch sonst offeriert der Tiida seinen Passagieren viele praktische Staufächer und Ablageflächen.

 

Auf großer Fahrt – der Nissan Tiida im Stadtverkehr

Um den Motor zu starten, muss ich noch nicht mal einen Schlüssel ins Zündloch stecken! Dank serienmßigen Intelligent Key System im Nissan Tiida Tekna darf der Schlüssel in den Tiefen meiner Handtasche verborgen bleiben. Leise und dank elektrischer Servolenkung äußerst bequem geht es hinaus von der Parklücke in die freie Wildbahn. Da die Sonne so schön scheint, entscheide ich mich gegen die Klimaautomatik und für das Glas-Hub-Schiebedach, um auch im Auto das sommerliche Wetter zu genießen. Der Tiida bewegt sich leicht im Stadtverkehr, die Schaltung für die fünf Gänge ist angenehm weich. Trotz der Größe „bloß als Kompaktwagen“ fühle ich mich keineswegs eingeschüchtert zwischen halsbrecherisch fahrenden Stadtbussen und großen Geländewagen.

Krisenszenario auf der Autobahn

[foto id=“87392″ size=“small“ position=“right“]Mit dem leisen 1.6 Liter- Benzinmotor und 81 kw (110 PS) unter mir trete ich erstmal richtig aufs Gaspedal. Die Beschleunigung ist dafür gut, was dann jedoch auf der Autobahn folgt, nicht mehr. Schon ab 130 km/h schwankt der Nissan Tiida so gefährlich auf der Spur hin- und her, das ich während der gesamten Autobahnfahrt befürchte, gleich wegen Verdachts auf Trunkenheit am Steuer von der Verkehrspolizei angehalten zu werden. Natürlich war es auch ein wenig windig, das ist durchaus einzuräumen, doch im Tiida fühlte sich der durchschnittliche leichte Wind an wie ein Orkan. Mindestens. So stellte das Überholen von LKW selbst bei geringen Autobahntempo und natürlich mit geschlossenem Dach ein wirkliches Abenteuer dar. Meine Hände waren ohne Pause in das Multifunktionslenkrad gekrallt. Ehrlich gesagt, ich war mehr als froh, etwas schwitzend die Autobahn wieder verlassen zu können. Absolut unakzeptabel, diese Windempfindlichkeit bei so geringer Reisegeschwindigkeit.

Über Stock und Stein – Holpertour mit dem Tiida auf der Landstraße

Auch auf der Landstraße gibt es keine Pause für meine Nerven. Kleine Huckel auf der Straße lassen mich hüpfen, auch in den Kurvenlagen ist die Straßenlage bei höheren Geschwindigkeiten des Nissan Tiida nicht immer beruhigend. Die Ergebnisse sind zwar noch im äußersten Rahmen des minimal Akzeptablen, doch begeistern keineswegs. Vielleicht bin ich auch noch von der Autobahnfahrt zu mitgenommen. Auch die übliche Buckelstrecke der Testfahrt lasse ich nur mit geringer Geschwindigkeit angehen. Natürlich, der Nissan Tiida ist kein Geländewagen. Aber so langsam bekomme ich das Gefühl, ESP, ASB, EBD und Bremsassistent erfüllen ihren Zweck nur innerhalb von Ortsschildern. Immerhin gibt es sechs serienmäßige Airbags, falls also etwas passieren sollte…

 

Fazit: Der Bauort in Mexiko macht aus dem Nissan Tiida noch lange kein Auto von Welt

[foto id=“87393″ size=“small“ position=“left“] Mein Fazit? Für die Stadt ist der Nissan Tiida wirklich ein tolles Auto, welches bereits ab 16.340 Euro für gute Leistungen und viel Platz in einem Kompaktwagen zu haben ist. Tolle Features in den gehobenen Austattungslinien Acenta und Tekna machen das Fahren zu einem wirklich angenehmen Erlebnis. In der Stadt. So stellt der Nissan Tiida für alle diejenigen, die ihren (Nissan-) Fuhrpark um ein kompaktes Fahrzeug für Stoß&Go-Verkehr und enge Parklücken erweitern wollen, eine gute Ergänzung dar. Wer allerdings vorhat, den Nissan Tiida auch für lange Reisen durch die Welt oder in die Provinz nutzen zu wollen, sollte die Kaufentscheidung gründlich abwägen.

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