"Ist das der neue Volkswagen Phaeton?", fragt LuBai, und liegt damit nur knapp neben der Wahrheit, die auf dem Heckdeckel des Vorserienmodells steht. "Phideon" heißt es dort in großen Lettern. Ein Kunstwort, das Altsprachler an Phides erinnern mag, die griechische Göttin der Treue. Die phonetische Nähe zum Phaeton, jenem Oberklasse-Volkswagen mit Zwölf-, Acht- und Sechszylinder-Motoren, den die Wolfsburger nur in China erfolgreich verkaufen, ist mehr als offensichtlich. Nun muss die speziell für China entwickelte und auch dort gebaute 5,05 Meter lange, 1,87 Meter breite und 1,48 Meter hohe Limousine mit über drei Meter Radstand liefern, was der Phaeton als würdiger Mitspieler im Haifischbecken der automobilen Oberklasse an Vermächtnis hinterlässt.
Die technische Basis des konzernweit verfügbaren MLB (Modularer Längsbaukasten), einem Systembaukasten des modernen Automobilbaus, soll's möglich machen. Womit der Phideon ab September 2016 punkten will, erfahren wir auf Ausfahrten in Wolfsburg und Südchina.Wir wecken den Sechszylinder über einen Starterknopf in der Mittelkonsole. Völlig vibrationsfrei nimmt das Triebwerk seine Arbeit auf, schnurrt kaum vernehmbar. Nahezu lautlos verlassen wir SAIC Volkswagen in Aning. Nach einer Stunde Stop-and-Go liegt der zähe Stadtverkehr Shanghais hinter uns. Wir pflügen über die mit Waschbecken großen Schlaglöchern und Dezimeter hohen Verwerfungen garnierte G15, eine der schlechtesten Autobahnen Chinas.Erschien uns das Luftfeder-Fahrwerk des Phideon im Komfortmodus innerstädtisch zu weich, so möchten wir sein hohes Schluckvermögen auf dem Trampelpfad des chinesischen Fernverkehrs nach Süden nicht missen. Es verfügt sogar über eine Niveauanhebung zum langsamen Überfahren sperriger Hindernisse! Besonders erfreulich: Auch das Poltern der Blattfeder-Achsen von neben uns fahrenden Lastwagen bleibt unseren Sinnen weitgehend erspart. Die Passagiere sitzen in einem von der Außenwelt sehr wirksam abgeschirmten Reiseabteil, wie wir es von der Mercedes S-Klasse und dem 7er-BMW kennen. Damit im Phideon niemand mit Atemschutzmaske reisen muss, verfügt er außerdem über eine Klimatisierung mit "Clean-Air"-Paket.