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VW
Es ist bitterkalt an diesem fast noch nächtlichen Morgen im nördlichen Schweden. Und um 5 Uhr 30 auch noch ziemlich dunkel. Aber das sind die Zeiten, zu denen Vorstände der Autoindustrie zu sogenannten Abnahmefahrten aufbrechen. Die Wintererprobung spielt eine ebenso wichtige Rolle in der Entwicklung und Beurteilung neuer, noch nicht auf dem Markt befindlicher Autos, wie die Testfahrten in den sengenden Niederungen des Death Valleys in Amerika oder afrikanischen Wüsten.
Die Chefs der wichtigsten Marken des[foto id=“497583″ size=“small“ position=“right“] VW-Konzerns sind angereist, um in den verborgenen, einsamen Schneeweiten Finnlands Fahrzeuge freizugeben – oder eben nicht – die erst spät in diesem oder sogar erst im nächsten Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Und weil die Mitarbeiter in der Nachbarschaft gerade den Golf R den Medien vorstellen, landeten die Firmenflieger im schwedischen Arvidsjaur zwischen, um ein paar automobile Appetithäppchen zu reichen.
Die frühe Stunde ist wohl gewählt. Zum einen bleibt den Konzern-Oberen damit genug Zeit für ihren Weiterflug nach Finnland, zum anderen deckt die skandinavische Winternacht ihren dunklen Mantel über die Geheimnisse, die zwar angesehen und gefahren, aber nicht unbedingt fotografiert werden sollen. Ein Blitzlicht im Schnee richtete für eine anständige Aufnahme mehr Schaden an, als dass es hilft.
Dann rollt ein Golf Hybrid an den Start zum zügigen Sprint übers Eis. Der Panamera E- Hybrid ist ebenfalls dabei. Kein Geheimnis mehr, aber deshalb anwesend um die Zuverlässigkeit des Hybridsystems auch in dieser bitteren Kälte unter Beweis zu stellen. „Bei diesen Temperaturen muss die Batterie vorgewärmt werden, um Leistung abgeben zu können“, sagt Wolfgang Hatz, Entwicklungschef bei Porsche. Keine leichte Aufgabe sei es gewesen, das komplexe System auch unter diesen Bedingungen standfest zu machen.
Nebenan steht Ulrich Hackenberg, oberster Entwickler bei Audi. Er hat den A3 Sportback e-tron bereitgestellt, der auch bei diesen Temperaturen eine ganze Weile rein elektrisch fahren kann. Die versprochene Reichweite von 50 Kilometern ist allerdings [foto id=“497584″ size=“small“ position=“left“]unter diesen Bedingungen eher theoretischer Natur. Immerhin stört die 125 Kilogramm schwere Batterie unter dem Heck des Plug-in-Hybriden das Handling auch auf Schnee nicht. Und für ein paar forcierte Elektro-Runden auf der Weite des zugefrorenen Sees reicht es allemal.
Und dann kommentiert Hans-Jakob Neußer, Entwicklungschef bei Volkswagen den Auftritt eines seiner Babys: „Das klingt doch nach was“, meint er und freut sich sichtlich. Das Röhren aus dem Auspuff stammt nicht vom eigentlichen Start der Präsentation, dem 221 kW/300 PS starken Golf R, sondern von seinem kleineren Bruder. Polo 4Motion nennen sie ihn noch, die Frage nach einer Markeinführung des Kraftzwergs wird naturgemäß verneint. Aber der Auftritt des starken Polo spricht Bände. Ähnlich wie der Golf R, der sich seine Technik mit dem S3 von Audi teilt, wird er mit dem Antriebsstrang des zu erwartenden Audi S1 ausgerüstet. 183 kW/250 PS soll der Allradler haben, sehr behutsam pilotieren wir ihn übers Eis. Nicht jedoch, ohne ihm an der einen oder anderen Stelle die Sporen zu geben. Fahrspaß pur, vielleicht noch mehr als im stärkeren Golf R. Denn der Polo ist leichter, kürzer und mit kleinerem Radstand überaus wendig und agil. Die logische Weiterführung von dem, was früher einmal als „Rennsemmel“ bezeichnet wurde, nur etwas seriöser vielleicht.[foto id=“497585″ size=“small“ position=“right“]
„So, jetzt seid ihr wohl zu müde für den eigentlichen Helden des Tages.“ Diese Vermutung stellt kein geringerer als Martin Winterkorn an, der Chef des VW-Konzerns, als allmählich die Probefahrten mit dem Golf R beginnen sollen. „Das ist wohl nicht die richtige Zeit für meine Kollegen aus der Kommunikation und Journalisten“, setzt er noch eins drauf. Nein, nein, ist schon in Ordnung tönt es aus den Reihen einhellig, keiner will sich eine Blöße geben und die Gunst der Stunde nutzen, um weitere Informationen zu erlangen. Aber ehe sich die verfrorene Truppe versieht, ist der Spuk vorbei. Es wird hell, die geheimen Autos verschwinden schnell in verborgenen Garagen, die Vorstände in ihren nicht ganz so geheimen Flugzeugen. Wahrscheinlich eine ganz normale Nacht in Schweden – zumindest zu dieser Jahreszeit.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 23.01.2014 aktualisiert am 23.01.2014
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