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Mercedes-Benz
Journalisten sagt man nach, eigentlich wollten sie alle lieber Schriftsteller sein. Geht es Automobildesignern ähnlich? Wollen die eigentlich lieber Bildhauer sein oder Grafiker oder Maler oder sind sie in ihrem Beruf Künstler, wenn sie ans Werk gehen und ein neues Auto kreieren?
Die Frage drängt sich angesichts einer Skulptur mit den angedeuteten Zügen eines Autos auf, die Mercedes-Benz auf seinem Messestand in Detroit prominent präsentiert. So etwa muss es aussehen, wenn man ein Auto von unten gegen eine elastische Folie presst. Silhouette, Konturen. Ecken und Kanten prägen sich dort glatt in die Fläche, wo sie anliegen. [foto id=“124427″ size=“small“ position=“right“]Der Rest ist Faltenwurf, sich logisch ergebend aus dem Druck auf das nachgiebige Material. Das sieht wie ein Tiefziehprozess aus, bei dem das Werkzeug mitten in der Bewegung stehenblieb und der Werkstoff noch nicht am Werkzeug anlag.
Quecksilbrig, metallisch und poliert spielt das Objekt mit seinem Betrachter. Jede Falte eine neue Welt voller Farbe im Spiegel, jeder Mensch, der vorbeigeht eine neue sinnliche Erfahrung zwischen konkav, konvex und Kante. Jeder eigene Schritt am Objekt entlang eine neues Bild. Unser Fotograf konnte sich gar nicht lösen. Mit strahlendem Blick suchte er nach immer neuen Motiven und hatte offenbar Sorge, eine Perspektive oder einen Farbeffekt zu verpassen. Er jedenfalls war überzeugt; für ihn erfüllt das Objekt künstlerischen Anspruch.
Der Motorjournalist stellt erst einmal sachlich fest: Das Ding hat einen echten Mercedes-Benz-Kühlergrill. Von der Kontur her könnte es sich um einen Vorgriff auf das neue viertürige CLS-Coupé handeln, das im Herbst seine Premiere erleben soll. [foto id=“124428″ size=“small“ position=“left“]Man darf wohl damit rechnen, dass die Kommunikatoren des Konzerns diese Story weiterentwickeln werden. Aber ist das Kunst? Zumindest ist es sehr unterhaltsam, und schließlich gilt: Gut ist, was gefällt.
Chefdesigner Professor Gorden Wagner hilft dem Motorjournalisten in uns beim Interview in Detroit auf die Sprünge: „ Automobil-Design ist für uns künstlerisches, ästhetisch-sinnlich orientiertes Schaffen.“ Die silberne Skulptur vor uns stehe für das Bestreben, Vermutungen auszulösen und die Kernwerte der neuen Philosophie der Marke auszudrücken: Spannung mit Harmonie, Stil und Leidenschaft. Seine neue Linie beschreibt Wagener als klar, ruhig, schlüssig und dennoch emotional und sehr sinnlich.
„Wir wollen, dass Mercedes-Benz in Zukunft für Schönheit und Stil stehen wird.“ Man wolle „nicht ganz so laut, aber sportlich und jung“ auftreten und „guten Geschmack“ beweisen. Auch Wagener will sein Unternehmen mit dem neuen Design von anderen abheben. [foto id=“124429″ size=“small“ position=“right“]Die Skulptur samt Faltenwurf zeigt für ihn deutlich den Unterschied zwischen den Unternehmen, die sich mit Kunst umgeben und dem eigenen Ansatz, bei dem „wir selber Kunst machen“.
Für Gorden Wagener stellt sich nicht die Frage nach Kunst oder nicht Kunst. Gutes Fahrzeug-Design ist für ihn „automobile Kunst“. Und für sich selbst und zur Rolle der Kunst in seiner Arbeit sagt er: „Wir wollen doch alle etwas Nachhaltiges schaffen.“ Zumindest haben er und sein Team mit der Skulptur von Detroit ein Zeichen gesetzt, das auch der Motorjournalist in uns als Kunst verstehen kann.
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geschrieben von auto.de/(ampnet/Sm) veröffentlicht am 15.01.2010 aktualisiert am 15.01.2010
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