Detroit 2012: Alternative Antriebe – Es tut sich was im Land der Pioniere

Der Gegensatz könnte nicht größer sein. Während der kalifornische Elektrospezialist Coda seine E-Mobile auf einem nüchtern gestalteten Stand präsentiert, warten ein paar Meter weiter die von Autolegende Carroll Shelby aufgerüsteten Ford Mustang unter einer Textilhülle auf ihren Auftritt. PS-Protze und saubere Elektromobilität stehen auf der North American International Auto Show in Detroit dicht an dicht und zeigen damit die ganze Widersprüchlichkeit der mobilen Gesellschaft (nicht nur) in den USA. Klimawandel – war da mal was?

Es ist gewiss kein Zufall, dass mit Coda und Tesla die einzigen Unternehmen, die ausschließlich Elektromodelle anbieten, aus Kalifornien kommen, wo die strengsten Umweltgesetze der USA gelten, und sich die Menschen schon immer als Pioniere gesehen haben. Während Coda mit seinem unscheinbaren Viertürer die mobilen Bedürfnisse des Mittelstands bedient, wendet sich Tesla an eine wohlhabendere Kundschaft. Gemeinsam ist beiden Herstellern die Preisgestaltung. „Wer mehr Reichweite haben will, muss auch mehr zahlen“, erklärt eine Coda-Sprecherin. So kostet die 31 kW/42 PS starke Version der [foto id=“398784″ size=“small“ position=“left“]Stufenhecklimousine mit einer Reichweite von knapp 200 Kilometern 37.250 Dollar. Für die 5 kW/7 PS stärkere Variante mit 240 Kilometern Reichweite werden 39.900 Dollar fällig.

Das Unternehmen, das am Ende des vergangenen Jahres an den Start ging, hat bisher nach eigenen Angaben einige hundert Bestellungen eingesammelt und hofft in diesem Jahr einige tausend Modelle vor allem in Kalifornien abzusetzen. Um diese eher bescheidenen Zahlen zu verbessern, plant Coda eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller Great Wall, um auf dem asiatischen Markt aktiv zu werden.

In anderen Kategorien ist Tesla unterwegs.

Das Unternehmen stellt in Detroit seine neue Limousine Model S vor, mit dem das Unternehmen den Elektroantrieb in das Segment der klassischen Limousine rollt. Der Wagen wird in Fremont bei San Francisco gebaut, wo einmal General Motors und Toyota in einer gemeinsamen Fabrik Modelle produzierten. Nun verliert sich die Tesla-Produktion in der riesigen Anlage. „Wir können die Kapazitäten dort gerade zu 15 [foto id=“398785″ size=“small“ position=“right“]Prozent auslasten“, erklärt Unternehmenssprecherin Khobi Brooklyn.

Das neue Model S ist eine klassische Limousine mit einem luxuriösen Innenraum, der ausreichend Platz für fünf Insassen bietet. Gegen Aufpreis sind zwei zusätzliche, gegen die Fahrtrichtung montierte Sitze im Heck lieferbar. Das Model S kommt in drei Ausstattungsvarianten, die ebenfalls durch ihre Reichweiten definiert sind: 260, 370 oder knapp 500 Kilometer. Der von flüssigkeitsgekühlten Lithium-Ionen-Akkus mit Energie versorgte 270 kW/362 PS starke Elektromotor beschleunigt das Fahrzeug in der Basisversion nach Werksangaben in knapp sechs Sekunden von Null auf 100 km/h. In der 500-Kilometer-Version vergehen zwischen Null und 100 km/h weniger als fünf Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Die Preise beginnen bei 57.400 Dollar für die Basisversion, die mittlere Reichweite kostet zusätzliche 10.000 Dollar, und für die längste Reichweite müssen 20.000 Dollar mehr bezahlt werden. In den USA kommt das Model S in diesem Jahr auf den Markt. Der Export nach Europa soll 2013 beginnen.

Neben den eigenen Modellen produziert das Unternehmen, an dem Daimler und Toyota beteiligt sind, auch den Elektroantrieb für den Toyota RAV 4, der in den USA angeboten wird, und die Batteriepakete für die kommende Mercedes A-Klasse sowie für den Elektro-Smart. Als Ausweitung der Produktion plant Tesla [foto id=“398786″ size=“small“ position=“left“]einen kompakten SUV, um die Kosten des Elektroantriebs weiter zu senken.

Neben den Spezialisten wie Coda und Tesla setzen auch Großserienhersteller verstärkt auf Elektro- und Hybridantrieb, was mitunter allerdings nicht immer auf Anhieb ohne Rückschläge gelingt. Bei Chevrolet, wo der Volt (in Deutschland Opel Ampera) als Elektro-Pionier mit Range Extender und Imageträger auftritt, bemüht man sich inzwischen, die Batterie so zu schützen, dass sie nicht mehr in Brand geraten kann. Zwei Modelle waren im vergangenen Jahr nach Crashtests in Flammen aufgegangen, sodass die Chevrolet-Techniker eine neue Karbon-Halterung für die Batterieeinheit und einen Temperatursensor für die Kühlflüssigkeit entwickelten, der bei den 8.000 bereits ausgelieferten Modellen nachträglich montiert wird.

Solche Sorgen kennt man beim Hybrid-Pionier Toyota nicht und zeigt in Detroit die endgültige Version des Prius C, der in Europa als Yaris Hybrid angeboten wird. Für den im französischen Valenciennes produzierten Yaris entwickelte Toyota eine eigene Hybrideinheit für Kleinwagen, bei der ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit [foto id=“398787″ size=“small“ position=“right“]einer entsprechend verkleinerten Hybrideinheit kombiniert wird. Der Preis für den Hybrid-Mini wird wahrscheinlich bei 18.000 Euro liegen.

Während Volkswagen im November den Jetta Hybrid auf den US-Markt rollen wird, bietet Mercedes gleich zwei Hybridmodelle in der E-Klasse an. Der E300 Bluetec Hybrid soll nach Werksangaben 4,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchen, und ist ein neuer Versuch, den Amerikanern den Dieselantrieb schmackhaft zu machen. Der Benziner  E400 Hybrid wird im Mix aus Autobahn und Stadtverkehr nach Werksangaben bei 8,7 Litern liegen. Mit seinem Verbrauch ist der E300 die sparsamste Luxuslimousine der Welt. Noch etwas warten müssen die Interessenten an der B-Klasse mit Range Extender, die im Elektrobetrieb eine Reichweite von 160 Kilometer erreichen soll. Als Produktionsbeginn peilt Mercedes Anfang 2014 an.

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Tesla liefert mehr Reichweite

Tesla liefert mehr Reichweite

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

zoom_photo