Große Klappe - aber viel dahinter

Deutschland einig Kombiland

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Die Geschmäcker sind verschieden. So profan das klingen mag. Besonders bei Automobilen gehen die Neigungen nationaler Käufergruppen weit auseinander. Nirgendwo auf der Welt ist beispielsweise der Kombi so beliebt wie in Deutschland. Seit 2010 entscheiden sich zwischen 600.000 und 700.000 Kunden pro Jahr für einen neuen Kombi. Damit ist Deutschland der stärkste Kombimarkt der Welt. Von dem stabilen Trend profitieren besonders Hersteller mit einem umfassenden Angebot an Kombis in den unterschiedlichen Klassen. Wie beispielsweise Skoda.

Kombis in Deutschland

Sie heißen Touring, Caravan, Variant, T-Modell, Avant oder Combi. Beinahe jeder Hersteller führt eine eigene Bezeichnung, um seine Kombis deutlich von jenen Limousinen zu unterscheiden, die die Basis liefern.

Der Begriff Kombi gilt als volkstümliche Abkürzung des bürokratisch korrekten „Kombinationskraftwagen“: „Eine Karosseriebauform für PKW mit großem Laderaum, die sowohl Personen wie Lasten transportieren können“. Eines haben alle Kombis gemeinsam: Eine große Heckklappe, die das Be- und Entladen vereinfacht. Und eine Rückbank, die sich umklappen lässt, damit eine große, flache Ladefläche entsteht.

In Deutschland kann es sich kein massenkompatibler Auto-Anbieter erlauben, Kombimodelle zu schwänzen. Audi beziffert den Anteil des Avant an der A4-Baureihe mit rund 70 Prozent. Opel gibt den Kombianteil beim Insignia mit 78 Prozent an. Selbst beim kompakten Astra sind es knapp 60 Prozent Caravans. Egal, ob VW Passat, Mercedes C- und E-Klasse, die Kombis stellen teilweise bis zu mehr als 80 Prozent an den jeweiligen Baureihen.

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Skodas "Combi-Erfolg"

So führt Skoda seinen Erfolg auf dem deutschen Markt nicht zuletzt auf sein breit aufgestelltes Angebot an Kombis zurück. Die tschechische VW-Tochter ist in allen Klassen mit einer Kombiversion vertreten. Die entsprechenden Modelle tragen übrigens die gemeinsame Bezeichnung „Combi“. Bei den Kleinwagen tritt der Fabia Combi ohne nennenswerte Konkurrenz an. Der Octavia mit Heckklappe hat sich in der Kompaktklasse als Klassiker etabliert, während der Superb Combi das Angebot nach oben abrundet.

Die Combi-Versionen steuern bei Skoda bis zu über 90 Prozent Anteil an der jeweiligen Baureihe bei. Das schlägt sich in teilweise beachtlichen statistischen Angaben nieder. Nach dem VW Golf Variant ist der Octavia Kombi insgesamt die Nummer zwei in seiner Klasse, bei den Privatkunden rangiert er sogar auf Platz 1. Die allgemeine Kundenzufriedenheit beschränkt sich freilich nicht nur auf einzelne Modelle. In der Gunst der privaten Käufer stand Skoda im Oktober 2015 auf Platz drei aller Anbieter.

Ein wichtiger Aspekt für den Erfolg von Kombis bei deutschen Kunden: Das Design muss ansprechend und eigenständig ausfallen. Eine Limousine, einfach mit angehängtem „Rucksack“ geht gar nicht. Bei der Gestaltung seiner Kombis hat Skoda in den vergangenen Jahren ein besonders glückliches Händchen bewiesen.

Und wer das aktuelle T-Modell der Mercedes C-Klasse betrachtet oder den A4-Avant von Audi, kommt auch als Laie zu dem Schluss, dass Proportionen und Linien bei einem Kombi durchaus überzeugend und zeitlos ausfallen. Und wer einen Audi RS6 Plus mit 478 kW / 605 PS als derzeit schärfste serienmäßige Kombi-Version betrachtet, kann dem Kombi auch ambitionierten sportlichen Eigenschaften nicht absprechen. Beim Skoda Octavia Combi ist jeder vierte ein sportliches Spitzenmodell RS.

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Kombis weltweit

In den USA, wo einst die Wiege des Kombis gestanden hat, führt derzeit kein einziger der großen einheimischen Hersteller einen klassischen Kombi im Programm. In China sind Kombis ebenfalls so gut wie unbekannt. Während im Reich der Mitte in diesem Jahr mehr als sechs Millionen SUV zugelassen werden, kommen Kombis nur mühsam auf eine sechsstellige Zulassungszahl. In den USA sieht es ähnlich aus. Die SUV dominieren in diesem Jahr ebenfalls mit rund sechs Millionen Neuwagen den Markt. Dagegen laufen Kombis unter „ferner liefen“.

Traurig, angesichts der Tatsache, dass 2016 der Kombi seinen 100sten Geburtstag feiern kann. „Station“ oder „Suburban“ lauteten die Bezeichnungen für die ersten Kombis. Direkte Nachfahren der Pferdekutschen gleichen Namens.

Ein von Pferden gezogener „Station Wagon“ zeichnete sich durch hochgezogene Seitenwände aus, verfügte teilweise auch über ein Dach als Wetterschutz und erlaubte, Menschen und Waren geschützt zu transportieren. Der erste automobile Kombi war laut offiziellem Kaufprospekt der Station Wagon „Suburban“ des US-Herstellers Hatfield, der exakt diese Eigenschaften erstmals auf ein Auto übertragen hatte.

In den 30ern des letzten Jahrhunderts nahmen die Kombis in den USA richtig Fahrt auf. Die Aufbauten der Sonderkarosserien entstanden teilweise aus Holz, was diesen Kombis die Bezeichnung „Woodie“ eintrug. Vor allem als es ab den Vierzigern technisch möglich war, Holzfurnier auf die Belechteile der Karosserieseiten aufzutragen, und dem Holz somit die Rolle als gestalterisches Element zuzuweisen.

Hotels entdeckten die Fahrzeugform als ideale Autos, um Gäste zu transportieren und als „Estate Car“ dienten Luxuriös ausgestattete Kombis als standesgemäße Autos, um damit am Wochenende den Landsitz zu besuchen. Ab den Vierzigern führte jeder namhafte Hersteller Amerikas Kombi-Modelle im Programm.

In Deutschland emanzipierten sich die Kombis ab den Sechzigern von den nüchternen Transportmitteln des Einzelhandels und Handwerks zu begehrten Familienautos. 1961 präsentierte Volkswagen den 1500 als Stufenhecklimousine und gleichzeitig als Kombi „Variant“. Damit öffnete sich das Segment ganz neuen Käuferschichten, die sich zuvor unter meist gewerblichen Aspekten bei einem „Turnier“ von Ford oder einem „Caravan“ von Opel bedient hatten.

Den „Ritterschlag“ erhielten die deutschen Kombis, als Mercedes-Benz 1978 die Palette der E-Klasse mit dem T-Modell als Kombi erweiterte. Damit war sozusagen der Livestyle-Kombi geboren und der Nutzwert solcher Kombis orientierte sich nicht mehr an der Anzahl von Broccoli-Kisten, die der Heckbereich fasst, sondern an Golftaschen und Weinkisten aus dem Toskana-Kurzurlaub.

Ein Blick auf einen der populärsten Kombis zeigt, warum eine Limousine im direkten Vergleich mit einem Kombi immer etwas älter aussieht: Während beim Skoda Octavia die Limousine bereits ein respektables Gepäckraumvolumen von 590 Liter aufweist, fängt der Combi erst bei 610 Liter an. Mit umgeklappten Rücksitzen lassen sich sogar maximal 1740 Liter Transportvolumen realisieren. Daneben sind Kombis weder größer, noch schwerer als ihre Basislimousinen. Sie erreichen bei identischen Motorisierungen die gleichen Fahrleistungen und fordern darüber hinaus keinen Mehrverbrauch.

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Die SUV holen auf

Der durchschnittliche Aufpreis für einen Combi beträgt beim Skoda Octavia gegenüber der Limousine 660 Euro. Dieser Trend durchzieht praktisch alle Kombiangebote auf dem deutschen Markt.
Weltweit gerät der Kombi durch die SUV unter Druck. Auch in Europa muss der Kombi Federn lassen. Neben knapp zwei Millionen Kombis kommen in diesem Jahr fast doppelt so viele neue SUV auf die Straßen. In Deutschland haben die Kombis noch die Nase vorn. Erst 2017 sehen die Experten den SUV in der Käufergunst vor dem Kombi.

Beim variablen Innenraum und dem Transportvolumen bewegen sich SUV inzwischen auf dem gleichen Niveau wie Kombis. In Punkto Gewicht, Preise und Verbrauch bleibt der Kombi rein bauartbedingt jedoch vorne. Mit ein Grund, warum Kombis bei den gewerblichen Zulassungen die unangefochtene Nummer 1 bleiben. Die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes weist den erfolgreichsten SUV, den VW Tiguan, erst auf Platz 15 aus.

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