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Nürnberg – Zusammen mit Fürth, Erlangen und Schwabach stellt es das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Frankens dar: Wir haben diesmal den Blinker gesetzt und sind nicht einfach an Nürnberg vorbeigefahren.
„Ich habe einen ganz guten Blick“, sagt Ralf Steinmann – und meint damit den von außen auf seine Heimatstadt Nürnberg. Der Franke, Jahrgang 1972, hat längere Zeit in München gelebt. Jetzt ist er stellvertretender Geschäftsführer im Nürnberger Altstadt-Hotel „Drei Raben“. Beide, die Herberge und die fränkische Halbmillionen-Metropole, sind vor allem in einem verbunden: Sie haben viel zu erzählen, sehr viel. Vom Rabengiebel zum Beispiel, vom Nürnberger Trichter, von Ritter Eppelein, vom Mythos Club, dem gerade wieder der Abstieg aus der Bundesliga droht – jedes Zimmer im „Drei Raben“ steht für eine andere Geschichte aus Nürnbergs Mythen- und Sagenwelt.
Sie tragen Namen wie Lebkuchenmond, Till Eulenspiegel,[foto id=“508492″ size=“small“ position=“left“] Martin Behaim, Spielzeugstadt, Albrecht Dürer, Tiefer Brunnen, Erste Eisenbahn, Kaspar Hauser, Gänsemännlein, Peter Henlein oder Blaue Agnes; der Rabenspiegel ist sogar als Konferenzsuite gestaltet. Hinter den Betten sind überall Sandsteinreliefs angebracht.
Die Geschichten sind an Decken und Wänden nachzulesen. Und es finden sich jeweils passende Accessoires in den Zimmern. In einem schildert ein Junge in einer Art Hörspiel die Zeit, als die Amerikaner nach dem Krieg in die Stadt der Reichsparteitage kamen; im Holzkasten-Kino gleich daneben sind alte Postkarten mit Ansichten von früher zu sehen.
Es geht eher geruhsam zu. Ralf Steinmann nimmt sich Zeit, über diese Stadt nachzudenken, die vielen als eine der deutschesten überhaupt gilt, nicht nur wegen der in diesem Zusammenhang schnell aufkommenden gedanklichen Verbindung zum Nationalsozialismus in [foto id=“508493″ size=“small“ position=“right“]den 1930er- und den 1940er-Jahren. „Im Mittelalter jedenfalls“, sagt Steinmann, „hatte Nürnberg weit über die eigenen Grenzen hinaus eine große Bedeutung.“ Und heute? „Klar“, meint Steinmann, „da gibt es das Biederimage.“ Da seien Bratwürstl, Lebkuchen, Fachwerkhäuser, Butzenscheiben und Christkindlesmarkt. „Aber“, fügt der Franke hinzu, „diese Stadt hat mehr zu bieten.“ Kompakt, überschaubar, alles eigentlich touristenfreundlich.
Und doch hätten Reisende Nürnberg oft immer noch nicht auf dem Plan, anders als das quirlige München etwa, das Steinmann kennt, schätzt und im Gespräch bisweilen als Beispiel nennt – auch wegen des „München liebt Dich“-Slogans. Oder Rothenburg ob der Tauber, wo der Kommerz freilich bisweilen seltsame Blüten treibt, etwa wenn es das ganze Jahr über in den Mauern der Stadt dort zu weihnachten scheint.
Von Nürnberg aus ist 1835 die erste deutsche Eisenbahn gefahren, nicht weit, aber bis ins benachbarte Fürth, das war damals schon so etwas wie eine dampfende und schnaubende Sensation. Um ihren mittelalterlichen Kern mit den engen, verwinkelten Gassen herum hat sich später die Stadt entwickelt. Da ist die Kaiserburg als Wahrzeichen. Da sind die ebenfalls das Bild des historischen Zentrums bestimmenden beiden Gotteshäuser Sebaldus- und Lorenzkirche. Da tauchen in der Erinnerung Namen von berühmten Söhnen dieser Stadt auf.
Wie der von Albrecht Dürer (1471-1528), dem Maler und bedeutenden Künstler zur Zeit des Humanismus und der Reformation, als den ihn einschlägige Quellen nennen. Oder der von Hans Sachs (1494-1576), dem Meistersinger, Spruchdichter und Dramatiker. Es ist ein lohnendes Unterfangen, einmal den Spuren Nürnberger Geschichte zu folgen. Um den Hauptmarkt herum, am Handwerkerhof, Heilig-Geist-Spital, alten Rathaus, Henkersteg, in der Mauthalle oder im Weinstadl.
Dass Nürnberg im Zweiten Weltkriegs von den Alliierten stark zerstört worden ist, verwundert nicht. Es war die Stadt der Reichsparteitage der Nationalsozialisten. Wir fahren südöstlich an den Justizgebäuden mit dem berühmten Schwurgerichtssaal 600 vorbei, in dem 1945/1946 die Kriegsverbrecher-Prozesse stattfanden, gelangen über Franken- und Bayernstraße zum Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.
In einem unvollendeten Gebäudetorso ist heute die Dauerausstellung „Faszination und Gewalt“ zu sehen; der Bau war von den Nazis als größte Halle der Welt [foto id=“508495″ size=“small“ position=“right“]für über 50 000 Besucher konzipiert worden. Reste der „Großen Straße“ sind zu sehen. Das Märzfeld. Die Kampfspielarena für über 400 000 Zuschauer ist nur bis zum Aushub gekommen. „Heute“, so Ralf Nestmeyer in dem von ihm verfassten Nürnberg-Reiseführer (Müller-Verlag, Erlangen, 12,90 Euro), „erinnert nur noch der aus der Baugrube entstandene Silbersee an Hitlers Größenwahn.“ Unter einem Foto der mächtigen Tribüne hat der Auto die Zeile „Bauten für die Ewigkeit“ geschrieben – und dahinter ein Fragezeichen gesetzt.
„Die NS-Zeit ist ebenfalls Teil unserer Geschichte“, sagt Ralf Steinmann, rät, mit ihr offensiver umzugehen, sie nicht zu verstecken. Die Vision des „Drei Raben“-Manns von seiner Stadt ist klar: Sie hat mit Geschichte und Tradition, aber genauso mit Gegenwart und Zukunft, mit Offenheit und Moderne zu tun. Motto „München liebt, Nürnberg lebt“ vielleicht?
Mit gut 500 000 Einwohnern ist das in Mittelfranken an der Pegnitz gelegene Nürnberg nach München die zweitgrößte Stadt in Bayern. Im Ballungsgebiet zusammen mit den Nachbarstädten Fürth, Erlangen und Schwabach leben rund 1,2 Millionen Menschen, in der gesamten Metropolregion etwa 3,5 Millionen. Das im Jahr 1050 erstmals urkundlich Nürnberg gilt als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Frankens. Nördostlich erstreckt sich die Fränkische Schweiz.[foto id=“508496″ size=“small“ position=“left“]
Wir waren im „Drei Raben“ (vier Sterne, 22 Zimmer/Suiten, Altstadt, www.hoteldreiraben.de) und im Hotel Vosteen (drei Sterne, zehn Zimmer, am Rand der Altstadt nahe der Burg, Stil der 1950/1960er-Jahre, www.hotel-vosteen.de) untergebracht. Kulinarisch geht es im Fränkischen eher rustikal (Bratwurst, Schäufele-Schweineschulter, Gewerch-Teller mit gepökelt-gekochten Rindermaulstücken samt Presssackstücken sowie Eierscheiben) zu. Am besten dazu schmeckt Bier; es gibt auch gute Frankenweine. An Lokalen empfehlenswert sind Böhms Herrenkeller (Altstadt, fränkische Küche, preiswert) oder das Essigbrätlein (nahe der Burg, internationale Küche, gehobene Preiskategorie). Information: Tourismuszentrale, 90022 Nürnberg, Telefon 0911-23360, www.nuernberg.de, www.tourismus.nuernberg.de.
Nürnberg ist verkehrsmäßig sehr gut angebunden. Mit dem Auto erfolgt die Anreise am besten über die Autobahnen A3 (Frankfurt-Würzburg), A6 (Heilbronn-Amberg), A9 (Berlin-München) oder A73 (Bamberg-Erlangen). Nürnberg ist zudem Bahnknotenpunkt und verfügt über einen teilweise auch international ausgerichteten Flughafen. Fotos: Koch
geschrieben von auto.de/Reise/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 24.04.2014 aktualisiert am 24.04.2014
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