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Noch heute ist Kawasaki stolz wie Oskar auf ein Motorrad, das wahrlich Geschichte geschrieben hat und im guten Zustand heute für ein Vielfaches des Originalpreises den Besitzer wechselt. Man schrieb das Jahr 1972, als das bis dahin leistungsstärkste Zweirad der Marke das Licht der Welt erblickte: die „900 Z1 Super Four“. Drei Jahre zuvor hatte blankes Entsetzen unter den Kawa-Bossen geherrscht, als Honda 1969 die CB 750 Four an den Start schob.
Der erste Vierzylinder-Viertakter im Großserienbau, der den Inbegriff des Superbikes schlechthin darstellte – und mit dem breit bauenden Motor und der Vier-in-vier-Auspuffanlage eine imposante Erscheinung bot. Kawasaki war für seine pfeilschnellen Zweitakter bekannt, die für irren Fahrspaß sorgten, [foto id=“405391″ size=“small“ position=“left“]aber mit ihren instabilen Fahrwerken für so manchen Adrenalinschub verantwortlich waren. Es bedurfte einer Menge Todesverachtung, die Kawa in voller Gangart über die Piste zu peitschen. Zudem mussten die Fahrer aufgrund der damals noch sehr anfälligen Zweitaktmotoren häufig genug den Schraubenschlüssel ansetzen. Dagegen anders bei der Viertakt-Honda, die bei guter Wartung auch schon mal die 100.000 Kilometer erreichen konnte.
Kawasaki musste also handeln. Die Pläne für einen 750er-Viertakter lagen ohnehin bereits in der Schublade, und die Kawa-Ingenieure legten noch mal kräftig einen drauf. Das Ergebnis war die Z1 mit satten 82 PS aus 900 Kubik Hubraum und dem Novum von zwei oben liegenden Nockenwellen. Der Motor war schlichtweg eine Sensation. Bei liegendem Fahrer waren über 220 km/h drin, und die 100 km/h-Marke erreichte die Z1 aus dem Stand in nur gut vier Sekunden. Damit war sie das schnellste Serienmotorrad der Welt. Viele bezweifelten, dass bei solch einer Leistung auch nur ein Funken Standfestigkeit in dem Motor steckte. Doch die neuen Aggregate mussten sich hinsichtlich ihrer Haltbarkeit nicht vor den Honda-Triebwerken verstecken.
Doch so bärig wie der Motor, so labil gab sich wieder das Fahrwerk der 246 Kilo schweren Z1. Ein Fachjournalist nannte sie „Frankensteins Tochter“, und zwar nicht wegen ihres Aussehens, sondern aufgrund ihres abenteuerlichen Verhaltens bei hoher Geschwindigkeit und bei zackiger Kurvenfahrt. Der Austausch der hinteren Federbeine und die Installation einer zweiten Scheibenbremse vorn waren die beliebtesten Umbauten. Scheibenbremsen bekam die Z1 1976 serienmäßig, die Rahmenrohre wurden[foto id=“405392″ size=“small“ position=“right“] noch verstärkt, was die Fahrtauglichkeit deutlich verbesserte. Fortan hieß die Z1 „Z 900“. Ein Jahr später machte Kawasaki den Liter Hubraum voll und rollte die Z 1000 A1 an den Start. Die Z1 war in vielerlei Hinsicht wegweisend. Zum einen orientiert sich das Design der Nakedbikes bei Kawasaki bis hin zu den bildschönen Zephyr-Modellen am Vorbild. Der langgestreckte Heckbürzel, die fließende Tank-Sitzbanklinie, zwei klassische Rundinstrumente und eine verchromte Auspuffanlage für den Vierzylinder lassen bis heute die Liebhaber von Nakedbikes dahinschmelzen. Zum anderen eröffnete Kawasaki mit den 900 Kubik-Maschinen eine Hubraumklasse, in der sich viele sportliche Motorräder wie zum Beispiel die Honda CB 900F, deren Urenkelin CBR 900RR Fireblade, die Suzuki RF 900 oder die Kawasaki ZX-9R einordnen konnten. Auch machen heute die Gebrauchtpreise von sich Reden, denn für eine gut erhaltene, unrestaurierte Original-Maschine müssen Preise bis zu 8.000 Euro bezahlt werden. Viel Geld, doch bekommt man dafür eine Maschine, die eine neue Ära im Motorradbau eingeläutet hat.
geschrieben von auto.de/(tm/mid) veröffentlicht am 20.02.2012 aktualisiert am 20.02.2012
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