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Kleinwagen stießen stets auf große Nachfrage, ob es sich um den Ford Fiesta, VW Polo, Opel Corsa, Nissan Micra, Renault 5, Peugeot 104 oder Fiat Uno handelt. Ab den Siebzigern entwickelten sich kleine, kompakte Autos zu Millionensellern. Zu Beginn der Neunziger hatten die lieben Kleinen doch einigen Wohlstandsspeck angesetzt. Es war Zeit für die Kleinsten. 1992 stellte Renault den Twingo und Fiat den Cinquecento vor: automobiler Minimalismus als Trendsetter. Heute will kein großer Hersteller mehr auf einen Kleinstwagen verzichten. Die Liste ist lang. Neben dem Twingo und dem Fiat 500 locken unter anderem Smart, Ford Ka, Opel Adam, die Drillinge Toyota Aygo, Peugeot 107, Citroen C1 oder die „New Small Familiy“ des VW-Konzerns mit VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo.
Kleinstwagen waren keinesfalls Erfindungen der frühen Neunziger. Gerade Fiat und Renault hatten schon lange Image-trächtige Kleinstwagen im Programm. Renault hatte 1972 den R5 aufgelegt, die Geschichte des Fiat 500 geht sogar bis 1936 zurück. Damals startete der „Topolino“ als italienischer Volkswagen. 3,20 Meter lang, 10 kW/13 PS stark, 535 Kilo leicht, erreichte das „Mäuschen“ bis 1955 eine Auflage von 370 000 Exemplaren. Der Kleinstwagen mit dem italienischen Namen der amerikanischen Comic-Ikone „Micky Maus“ war bis zu diesem Zeitpunkt eines der erfolgreichsten Autos Europas.[foto id=“446038″ size=“small“ position=“left“]
Das Konzept des „Topolino“ erlebte ab 1957 eine moderne Fortsetzung. Der „Nuovo 500“ von Fiat war gerade 2,97 Meter lang, besaß eine selbsttragende Karosserie und Einzelrad-Aufhängung. Der Zweizylinder-Motor mit 479 Kubikzentimetern leistete 10 kW/13,5 PS. Das ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h. Etwas wenig, weshalb die Verkäufe der ersten Modelle hinter den Erwartungen zurück blieben. So spendierte der Hersteller schnell 1,5 zusätzliche Pferdestärken. 1958 fanden die ersten Exemplare nach Deutschland. 2 990 Mark rief der italienische Importeur für den Winzling auf, was inflationsbereinigt etwa 6 600 Euro entspricht. Eine Heizung kostete extra. Billig war das nicht wirklich, denn ein Standard-Käfer kostete zur gleichen Zeit 3 790 Mark. Dank stetiger Modellpflege und stärkerer Motoren entwickelte sich der kleine Fiat jedoch rasch zum Bestseller, der bis 1977 eine Auflage von mehr als 3,7 Millionen Exemplaren erreichte.
Dass die Italiener etwas von kleinen Autos verstehen, stellten sie ab 1980 einmal mehr mit dem Panda unter Beweis. Die „tolle Kiste“ war 3,40 Meter lang und überzeugte bis 2003 mehr als vier Millionen Kunden. Da das Konzept des Pandas den Minimalismus bei der Ausstattung in den Mittelpunkt gestellt hatte und nicht die geringst möglichen Außenmaße, tat sich im Programm eine Lücke für ein Auto unterhalb des Pandas auf. Darum brachte Fiat Anfang 1992 den „Cinquecento“ wieder in den Handel.[foto id=“446039″ size=“small“ position=“right“]
Mit dem Vorgänger „Nuova 500“ hatte der Cinquecento nichts gemein. Er trug die typische Form der Klein- und Kompaktwagen. Die Steilheckkarosserie war 3,20 Meter lang, für Vortrieb sorgten quer eingebaute Frontmotoren, die die Vorderräder antrieben. Um den Kleinstwagen auch entsprechend günstig anbieten zu können, übertrug Fiat die Fertigung dem polnischen Werk Tychy. Zum Standardmotor avancierte ein Vierzylinder mit 899 ccm, der mit Benzineinspritzung 29 kW/40 PS mobilisierte und den 700-Kilo-Zwerg bis auf 140 km/h beschleunigte. Sogar ein Sportmodell mit 40 kW/55 PS folgte. Bis 1998 in Produktion schaffte es auch der Cinquecento zum Auflagen-Millionär.
Renault hatte mit dem R5 ab 1972 einen echten Klassiker unter den Kleinwagen ins Programm genommen. Nach der Ablösung durch den Clio 1990 tat sich auch hier eine Lücke im Programm unterhalb des neuen Kleinwagens auf. In die schlüpfte der Twingo, der auf dem Pariser Automobilsalon 1992 seine Premiere feierte. Nicht nur formal, auch technisch und in puncto Ausstattung hatten die Franzosen tief in die Trickkiste gegriffen. Obwohl nur 3,43 Meter lang, bot der Twingo ein erstaunliches Platzangebot im Innenraum. Die Variabilität beschränkte sich nicht nur auf eine umklappbare Rückbank, die gesamte Sitzgelegenheit im Fond ließ sich zudem vorwärts und rückwärts verschieben.[foto id=“446040″ size=“small“ position=“left“]
Renault Chefdesigner Patrick le Quément hatte dem Kleinen ein unverwechselbares Gesicht verliehen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Die Fronthaube schmiegte sich wie Wimpern in Bögen um die Frontscheinwerfer und sorgte dafür, dass der Twingo einfach „lieb“ in die Welt guckte. Beim deutschen Verkaufsstart stand im März 1993 ein 40 kW/54 PS starker 1,3-Liter-Motor zur Verfügung, der richtig flott agierte. Ein riesiges Faltdach für 800 D-Mark Aufpreis und das halbautomatische Schaltgetriebe im Twingo „Easy“ beförderten den Kultstatus des kleinen Franzosen. Bereits ab 1994 war auch ein Fahrerairbag an Bord. Von den 2,42 Millionen Twingos der ersten Generation, die bis 2007 entstanden, fanden alleine über 500 000 den Weg auf deutsche Straßen.
Angesichts überfüllter Innenstädte und steigender Unterhaltskosten beim Auto ist der Trend zu den Kleinsten ungebrochen. Die „Minis“, wie sie die offizielle Statistik des Kraftfahrtbundesamt bezeichnet, haben aktuell im November einen Marktanteil von 7,5 Prozent erreicht. Schließlich haben sich diese Minis vom Minimalismus ihrer Ahnen längst entfernt und treten als vollwertige Autos mit umfassender Sicherheitsausstattung und so leistungsstark an, dass sie ohne Ausnahme voll alltagstauglich sind. Ob die Originale aus Frankreich und Italien oder die zahlreichen neuen Wettbewerber.
geschrieben von auto.de/(tl/mid) veröffentlicht am 07.12.2012 aktualisiert am 07.12.2012
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