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Dodge Challenger SRT, Chevrolet Camaro ZL1, Ford Mustang Shelby 500, die Ikonen der automobilen Leistungsgesellschaft in den Vereinigten Staaten feiern fröhliche Urstände. Das Rezept ist bekannt: Zweitürige Karosserien aus der Großserie, mächtige V8-Motoren und rudimentäre sportliche Ambitionen heizten bereits ab Mitte der Sechziger des 20. Jahrhunderts den Hype um die „Muskel-Autos“ an, bis die erste Ölkrise 1973 dem zügellosen Treiben ein Ende setzte.
Nachdem die Scheichs den Amis den Spaß an ihren Coupés mit bis zu 7,4 Liter Hubraum und weit über 400 PS so gründlich verdorben hatten, kümmerte die Fahrzeugspezies wie verschreckte Wildtiere mit vegetarischen Fressgewohnheiten in den Naturparks vor sich hin. Nach der Jahrtausendwende besannen sich die Hersteller wieder der Tradition der Power-Coupés. Mit einer guten Portion Retrodesign präsentierte beispielsweise Dodge 2006 den Challenger Concept als Studie, die so großen Anklang fand, dass der „Herausforderer“ bereits zwei Jahre später den Weg zu den Händlern fand. Bereits 2005 war Chevrolet mit dem Camaro den gleichen Weg gegangen. Die Studie auf der Motorshow in Chicago elektrisierte die Fans derart, dass die Serienfertigung 2009 beginnen konnte. Mit ihren Coupés reagierten die beiden Hersteller auf den großen Erfolg, den Ford ab 2004 mit dem neuen Mustang feiern konnte.
Seitdem kämpfen die klassischen Drei der Musclecar-Bewegung um die Krone in der Fan-Gunst. Natürlich begnügt sich das Gros der Kunden mit den jeweiligen Basismodellen, die ohne Ausnahme mit Sechszylindern antreten. Beim Dodge ist das ein 3,5-Liter, der 190 kW/258 PS mobilisiert. Der Camaro aktiviert mit gleichem Hubraum wenigstens 224 kW/305 PS. Der Mustang geht in den USA mit einem 3,7-Liter-V6 an den Start, dessen Datenblatt 227 kW/309 PS ausweist.
In der Top-Etage der neuen Musclecars gelten jedoch andere Regeln. Hier sind natürlich V8 gesetzt. Zwangsbeatmet mit jeweils einem mechanischen Lader. Das erste Zeichen setzte 2012 Ford mit dem Mustang Shelby GT 500. Dank eines aufgeladenen 5,8-Liter-V8[foto id=“521584″ size=“small“ position=“right“] waren 496 kW/671 PS drin. Sofort legte Chevrolet mit dem ZL1 nach, dessen 6,2-Liter mit Kompressor 432 kW/588 PS erlöst. Eine Leihgabe der letzten Corvette, wo das Triebwerk im Topmodell ZR1 475 kW 641 PS mobilisierte. Da drohte der Challenger SRT als amtierender Alpha-Rüde von Dodge den Anschluss zu verlieren. Seine frei saugenden 356 kW/485 PS repräsentieren zwar den stärksten V8 in der Geschichte des Chrysler-Konzerns. Doch ein bisschen mehr geht immer. Ab Ende des Jahres können sich die ersten US-Kunden über den Challenger SRT Hellcat erfreuen. 520 kW/707 PS und ein maximales Drehmoment von 880 Newtonmetern sind eine deutliche Ansage.
Es bedarf nicht des Lebensgefühls eines in die Wolle gefärbten Ökos, um sich angesichts dieses scheinbar hemmungslos ausgelebten automobilen Hedonismus wie ein Vegetarier vor einem innen noch blutigen Porterhousesteak zu fühlen. Zwar bieten die neuen Musclecars durchaus eine zeitgemäße Sicherheitsausstattung, mit zahlreichen Airbags, elektronischen fahrdynamischen Regelsystemen und den größten Bremsen, die der italienische Spezialist Brembo in Richtung Detroit verschiffen kann, doch erfordert eine artgerechte Haltung der jüngsten Pony-Cars auch angemessene Futtersäcke. 20 Liter pro 100 Kilometer rauschen da leicht durch die Einspritzsysteme. Wenn der Gasbefehl die Drosselklappen stramm geöffnet antreten lässt.[foto id=“521585″ size=“small“ position=“left“]
Wiederholt sich da am Ende Geschichte? Mit dem Mustang hatte Ford 1964 nicht nur einen Bestseller, sondern auch ein ganz neues Fahrzeugkonzept vorgestellt. Technisch unprätentiöse Coupés für breite Käufergruppen reüssierten fortan als sogenannte „Pony-Cars“. Die Konkurrenten regierten prompt. Chevrolet mit dem Camaro oder Chevelle SS, Pontiac mit dem Firebird, Dodge mit Charger und Challenger. Solange das Benzin in den Vereinigten Staaten günstiger aus den Zapfpistolen floss als Coca Cola aus bauchigen Flaschen, übertrumpften sich die Wettbewerber beim Wettrüsten der Top-Modelle ihrer Pony-Cars. Als die Hubräume die 7,4 Liter erklommen hatten und die Leistung beispielsweise beim Dodge Challenger SRT 425 PS, waren selbst Verbräuche jenseits von 30 Litern keine Werte, mit denen sich Schreckensszenarien skizzieren ließen. Doch nicht nur die Explosion bei Rohölpreisen im Gefolge der ersten Ölkrise sorgte für das abrupte Ende der Exzesse, auch das wachsende Umweltbewusstsein vermochte ausreichend sachliche Einwände gegen das Abgasverhalten der Vergaser-Bigblocks zu formulieren. Damit verschwanden die Muscle-Cars praktisch von heute auf morgen und die Pony-Cars degenerierten zu automobilen Schaukelpferdchen, die spätestens ab den Achtzigern zum Aussterben verurteilt waren.[foto id=“521586″ size=“small“ position=“right“]
Doch angesichts des weltweiten Trends zu SUV und stetig steigenden Leistungsangeboten, repräsentieren Hellcat und Co. allenfalls lässliche Umweltsünder. Die Verbreitung bleibt alleine angesichts der Preise auch in ihrer Heimat homöopathisch. Während in den USA ein Basis-Camaro beispielsweise ab 23.555 Dollar erhältlich ist, kostet ein ZL1 laut Liste mindestens 72.305 Dollar. Der Dodge Challenger SRT Hellcat ist noch gar nicht eingepreist. Ebenso wenig das neue Topmodell des jüngsten Mustang, den Ford ebenfalls Ende des Jahres ins Rennen schickt. Der Hersteller verabschiedet sich beim Mustang SVT vom alten Namen „Shelby“. SVT steht für „Spezial Vehicle Team“, die neue Ford-Division für leistungsstarke Modelle der Marke. Derzeit dreht ein getarnter SVT auf der Nordschleife des Nürburgrings seine Runden, dem die Auguren eine Leistung zwischen 550 und 600 PS unterstellen.
Vor einem offiziellen Export ihrer PS-Monster in die Alte Welt oder nach Deutschland sehen die Hersteller bislang ab. Über private Importeure geht jedoch immer etwas. So bietet Geiger-Cars den Camaro ZL1 ab 69.900 Euro an. Den Challenger SRT Hellcat avisiert der Münchner US-Autospezialist ab Herbst. Während Chevrolet wenigstens den Camaro LT mit 318 kW/432 PS in einer Auflage von rund 700 Einheiten pro Jahr in Deutschland anbietet, wird Ford nach mehr als fünf Jahrzehnten ab 2015 hierzulande erstmals auch den Mustang offiziell vertreiben. Unter anderem mit einem aufgeladenen 2,3-Liter-Vierzylinder der „Eco-Boost“-Motorenreihe, der 227 kW / 305 PS leistet. Damit schlägt die Geschichte der Muscle-Cars dann doch ein neues Kapitel auf.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 07.08.2014 aktualisiert am 07.08.2014
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