Dometic Waeco: Mit 12-34 ruhig schlafen

Das Jahr 2011 war für die Dometic Waeco International GmbH im münsterländischen Emsdetten kein schlechtes. Mit 176 Millionen Euro konnte der Hersteller von Komfortprodukten für Straßen- und Wasserfahrzeuge sechs Prozent mehr als im Vorjahr umsetzen. Für dieses Jahr rechnet man mit etwa 190 Millionen Euro. Die schwedische Muttergesellschaft Dometic Group wuchs im gleichen Zeitraum um acht Prozent auf rund 900 Millionen Euro. Jetzt steht die Umstellung auf ein neues und umstrittenes Kühlmittel an – gleichzeitig technische Herausforderung und Chance fürs Geschäft.

77 Prozent des Umsatzes der deutschen Gesellschaft stammt aus dem Handelsgeschäft. 33 Prozent Anteil am Gesamtgeschäft hat die Sparte Automobilzubehör und Elektronik, jeweils 17 Prozent tragen Klimageräte für Fahrzeuge und die Werkstattausstattungen für den Klimaservice bei. In der Summe hat jeder zweite Umsatz-Euro eine Verbindung mit dem Auto. Da wundert es nicht, dass die Einführung des neuen Klimaanlagen-Kältemittel R 1234yf als Ersatz für das bisheriger R 134a auch für Dometic Waeco von [foto id=“401498″ size=“small“ position=“left“]einschneidender Bedeutung ist.

Das Kältemittel – unter Experten kurz „12-34“ genannt – verhält sich deutlich klimafreundlicher als R 134a. Doch es hat zwei Eigenschaften, die weniger freundlich sind: Bei Kontakt mit Wasser kann die gefährliche Flusssäure entstehen. Außerdem gilt 12-34 als leicht entflammbar. Beides hat großen Einfluss auf die Technik im Auto, besonders auf den Service von Klimaanlagen und im schlimmsten Fall bei einem Unfall.

Zur Brandgefahr winken die Experten in Emsdetten ab. Die erschreckende Bilder der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf You Tube von brennendem 12-34 geben – so die Experten in Emsdetten – nicht die Wirklichkeit wider. Ihrer Meinung nach war die Anlage nach einem Austausch des R 134a gegen das neue Kältemittel durch PAG-Öl (Polyalkylenglykolen) verunreinigt, was die Entzündung des Gemischs im DUH-Versuch bei rund 600 Grad ermöglicht habe. 12-34 sei nur bei Anteilen zwischen 6,2 Prozent und 12,8 Prozent überhaupt zündfähig. Sie zeigten, dass auch das zündfähige Gemisch nur mit Feuer von außen zum Brennen gebracht werden kann.

Sollte bei einem Umfall ein Feuer entstehen, zufällig die Zündfähigkeit und der Flammpunkt von 450 Grad Celsius erreicht werden, dann – so die Experten – wären die Insassen längst dem tödlichen Rauch des brennenden Kunststoffs und anderer, ebenfalls bereist brennender Materialien ausgesetzt worden. Der Flammpunkt des alten Kältemittels liegt bei 850 Grad Celsius. Es brennt also später. Bei Kontakt mit [foto id=“401499″ size=“small“ position=“left“]Wasser kann aber auch beim R 134a Flusssäure entstehen. Für die Feuerwehr ändert sich damit wenig, denn eigentlich müsste sie sich auch heute schon jedem Fahrzeugbrand in voller ABC-Schutz-Montur nähern.

Für die Werkstatt bringt 12-34 dagegen eine Menge Veränderungen. Wie viele, steht heute immer noch nicht fest. Die Experten von Dometic Waeco berichten, dass sie erst kurz vor dem Jahreswechsel die (vorläufig) letzte Änderung aufgegeben bekommen haben. Ihre Geräte für den Klimaservice müssen mit 12-34 besonders hohe Anforderungen bewältigen. Jeglicher Kontakt mit Wasser muss vermieden werden, falsche Gase müssen erkannt und der Entsorgung zugeführt werden, bevor sie das Gerät verunreinigen können, mindestens 95 Prozent des Kühlmittels müssen aus dem Auto für den Service herausgepumpt und Verunreinigungen mit PAG-Öl entfernt werden und das alles mit einem hohen Maß an Sicherheit im Gerät selbst und bei dessen Bedienung.

„Wir werden uns nicht dahin verbiegen lassen, aus umsatztechnischen Gründen Geräte zu bauen, bei denen wir nicht ruhig schlafen können“, sagt Guido Sasse, Senior International Sales Manager, jetzt bei der Jahres-Pressekonferenz des Unternehmens in Emsdetten und erklärt damit das späte Erscheinen des passenden Klimaservice-Geräts von Dometic Waeco. Man habe der Werkstatt alle notwendigen Produkte rund um den Klimaservice mit der notwendigen Sicherheit und Kosteneffizenz anbieten wollen.

Damit spielte Sasse auf den Preisunterschied zwischen dem R 134a und dem 12-34 an. Denn im Einkauf kostet das neue Mittel heute schon 340 Euro pro Kilogramm. Da ist jedes Gramm, das man beim Service recycelt, bares Geld. Dometic Waeco hat sich deswegen nicht mit den geforderten 95 Gramm zufriedengegeben. Man will eine Quote von 99,8 Prozent erreichen.

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