Bentley gegen Ford

Donckerwolke gegen Woodhouse: Designer im Clinch

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Dass sie aussehen wie Zwillinge, weil sich ihr Design nur unwesentlich voneinander unterscheidet, mag niemand ernsthaft bestreiten. Der neue Lincoln Continental aus dem Hause Ford, dessen Konzeptpremiere zur Zeit auf der New York International Auto Show stattfindet, gleicht dem 2013 auf dem Genfer Automobilsalon neu vorgestellten Bentley Flying Spur, Luxus-Spross aus dem Volkswagenkonzern, tatsächlich fast bis aufs Haar. Jetzt gerieten sich deshalb Luc Donckerwolke, Leiter Advanced Design im Volkswagen Konzern, und sein Pendant bei Ford jenseits des Atlantiks, David Woodhouse, seines Zeichens hauptverantwortlicher Designer für die Marke Lincoln, in die Haare. Echte Freunde dürften die beiden wohl nicht mehr werden.

Böses Blut

Angesichts der ersten Fotos des neuen Konkurrenten aus Übersee schwoll bei Donckerwolke vergangene Woche der Kamm. Voller Zorn kommentierte er auf seiner eigenen Facebook-Seite: "Ich hätte die Lincoln-Studie 'Flying Spur Konzept' benannt und es bei den Doppelscheinwerfern belassen." Und David Woodhouse las er auf dessen Facebook-Seite die Leviten: "Sollen wir Euch die Werkzeugmaschinen gleich mit rüberschicken?"
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Eine ehemals freundschaftliche Beziehung

Ironischerweise verwenden sowohl Ford als auch Bentley den Namen „Continental“ für eine ihrer Modellreihen. Ford seit 1938, Bentley seit 1953. Ford gab den Namen vorübergehend erst 2002 nach der Übernahme von Jaguar und Volvo auf. Der erste Lincoln Continental war zunächst eine Spezialkonstruktion für Edsel Ford, den Sohn des Firmenpatriarchs Henry. Um den Wagen wurde Edsel so sehr beneidet, dass sich Henry dazu überreden ließ, ihn in größeren Mengen zu bauen. Um die freundschaftlich geteilte Bezeichnung gab es im Laufe der Jahrzehnte zwischen Bentley und Ford niemals Streit, erst jetzt um die Formgebung.

Grenze überschritten

Zwar gehört es seit jeher zum Tagesgeschäft, dass Autodesigner rund um den Globus ebenso wie ihre Kollegen in der Mode gemeinsam bestimmten Trends folgen. Teilweise diktiert ihnen das auch der Windkanal wie es zum Beispiel beim allgegenwärtigen Fließheck bei Kompaktwagen der Fall ist. Doch in den Augen des Designteams bei Bentley hatte es Lincoln diesmal ein bisschen zu weit getrieben und die imaginäre Grenze zwischen gegenseitiger Inspiration und einfachem Plagiat überschritten.
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Unakzeptabler Witz

In einem Interview mit der amerikanischen Fachzeitschrift „Car Design News“ beklagte Donckerwolke bitter: „Ein solches Benehmen kann man nicht akzeptieren. So etwas wirft einfach ein schlechtes Licht auf den kompletten Berufsstand der Automobildesigner.“ Sein Kollege Sangyup Lee, unter Donckerwolke bei Bentley für das Außendesign verantwortlich, bezeichnete den neuen Lincoln als „Witz“ und ergänzte: „Für eine so berühmte Marke wie Lincoln ist das doch sehr enttäuschend.“ Trost für Donckerwolke posteten Kollegen auf dessen Facebook-Seite: „So etwas gab es bislang nur in China. Am Ende ist der Wagen doch nur ein Bentley für die breite Masse.“

Reaktionen von Ford

Mutter Ford und Tochter Lincoln hüllten sich zunächst in Schweigen und hielten sich mit offiziellen Kommentaren zum Bentley-Vorwurf zurück. Erst als Donckerwolke die Lieferung der Werkzeuge anbot, konterte Ford-Marketingchef Stephen Odell sarkastisch: “Wir benötigen die Maschinen nicht, vielen Dank. Wir kommen klar.” Designer Woodhouse blieb weniger gelassen. Er nannte die Angriffe von Donckerwolke öffentlich „unverschämt“ und meinte: „Für eine so vornehme Marke wie Bentley ist das ziemlich ungewöhnlich, denn unser Wagen ist und bleibt ein Lincoln, kein Bentley.“

Brot-und-Butter-Auto der Oberklasse

Jalopnik, amerikanisches Internetportal, das Autothemen gerne durch den Kakao zieht, goss jetzt Öl auf die Wogen. „Mancher wird sich beim neuen Lincoln an den Bentley erinnert fühlen. Ein anderer vielleicht an einen großen Jaguar, und wieder ein anderer könnte an eine Audi-Studie denken. Auch ein Top-Hyundai käme als Vorbild in Frage. Der springende Punkt ist aber nicht, wem die Lincoln-Designer etwas abgeguckt haben. Wesentlicher ist, dass der Continental ein ganz normales Brot-und-Butter-Auto der Oberklasse ist. Nicht mehr und nicht weniger. Nur halt mit etwas mehr Chrom drum rum.“

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