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Derzeit bereiten ältere Verkehrsteilnehmer auf Elektrofahrrädern der Polizei Sorgen. Obwohl kaum Statistiken existieren, verzeichnen die Dienststellen in den vergangenen Wochen vermehrt Verkehrsunfälle, in die Ältere mit Pedelecs (Pedal Electric Cycles) verwickelt sind. Aber nicht nur Rentner, sondern auch Berufspendler, Mütter (mit Kinderanhängern) oder dem Zeitgeist Verpflichtete, entdecken vermehrt das Pedelec und nutzen es teils sogar als Autoersatz. So sind mittlerweile bis zu 1,3 Millionen Elektroräder hierzulande unterwegs, 95 Prozent sind Pedelecs und damit bis 25 km/h schnell.
Allein 2012 kamen weitere knapp 400 000 zulassungsfreie Pedelecs in den Verkehr. 2009 waren es gerade 150 000 Exemplare. Und für 2018 prophezeit der „Zweirad-Industrie-Verband“ (ZIV) einen Anstieg auf 600 000 Stück. Doch nicht nur die Menge, sondern auch die Geschwindigkeit der motorunterstützten Räder beunruhigt Experten. „Mehr Unfälle mit Toten und Verletzten sind zu befürchten“, heißt es bei der „Unfallforschung der Versicherer“ (UDV). Statistische Daten dazu beginnt Bayern zu erheben, Berlin will 2014 damit starten. Beim UDV befürchten die Verantwortlichen ein Anwachsen besonders kritischer Verkehrssituationen, die es bisher in dieser Form kaum gab: häufige Überholmanöver am Berg, nur schwer einzuschätzende Geschwindigkeiten und überraschend lange Bremswege.
Fußgänger sind demnach besonders gefährdet und Pedelec-Fahrer häufig überfordert. Beide schätzen beispielsweise den Bremsweg der elektrifizierten Zweiräder falsch ein. Was dann passieren kann, zeigte sich kürzlich in Frankfurt. Nach Angaben der Unfallpolizei verursachte ein älterer Pedelecfahrer einen Unfall als er unmittelbar vor einem Kind stark bremste. Das Bike stieg mit dem Hinterrad in die Höhe und schleuderte dann nach vorne. Ein 18 Monate altes Mädchen wurde dabei schwer verletzt. Solche Fälle häufen sich in den Unfallakten der Polizei.
Prinzipiell lässt sich jedes x-beliebige Fahrrad zum Elektrofahrrad aufrüsten. Der Gesetzgeber hat keine Einwände. Schon 2010 gingen 10 000 Umrüst-Sets über die Theke. Im Internet sind sie ohne Akku für unter 300 Euro erhältlich, die Montagezeit liegt bei rund fünf Stunden. So entstehen teils abenteuerliche Bikes mit Rahmen, die kaum verkehrssicher sind. Ernst Brust, Geschäftsführer des Prüfinstituts „Velotech.de“ und Sachverständiger für E-Bikes: „Ein großes Problem resultiert aus der Kombination unterschiedlicher Teile. Händler und Kunden können wahllos Komponenten kombinieren, auch was nicht zusammen passt oder irgendwo in der Welt gefertigt wurde“.[foto id=“473536″ size=“small“ position=“left“]
Viele Elektrofahrräder neigen dann auch zum Flattern. Dies liegt teils an der Unwucht der Räder, meist aber am Aufbau. Denn eigentlich sind Elektrofahrräder reine Fahrräder, die nicht für den Anbau zusätzlicher Lasten vorgesehen sind. Brust hat beobachtet, dass 60 Prozent aller Elektrofahrräder mit normalen Fahrradrahmen ausgestattet sind.
Elektromotorleistung oder Steuerelektronik regeln beim Pedelec die Geschwindigkeit. Zusätzliche Sperren, um die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h einzuhalten, gibt es kaum. Die Antriebstechnik, die von Elektronikspezialisten wie „Panasonic“, „Sanyo“ oder „Bosch“ kommt, ist für viele Bastler ein Angriffspunkt. In einschlägigen Internetforen lassen sich Tipps zum Aufheben der Höchstgeschwindigkeit per Mausklick abheben.
„Beim Softwaretuning manipuliert der Kenner beispielsweise die Eingabe des Rad-Durchmessers und gaukelt dem Steuerprogramm einen kleineren Durchmesser vor, damit der Motor schneller dreht“, erklärt Ernst Brust. Er prüft jährlich rund 250 bis 300 Elektro-Räder und testet deren Betriebsfestigkeit. Aus mechanischer Sicht erfüllen die meisten Pedelecs die Prüfkriterien. Viele Modelle aus Baumärkten oder von Discountern tun dies dagegen nicht: mehrere Rückrufaktionen begleiten in letzter Zeit diese Billigheimer.
geschrieben von auto.de/(rawi/mid) veröffentlicht am 05.07.2013 aktualisiert am 05.07.2013
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