Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
E10
Für weitere Verunsicherung sorgten Gerüchte über Mehrverbrauch. In der Theorie bestehen die Bedenken zu Recht: Ethanol enthält ein Drittel weniger Energie als Benzin. Dieses Drittel gilt aber nur für die maximal zehn Prozent Beimischung, E10 insgesamt enthält also nur etwa drei Prozent weniger. Normales Superbenzin (Super 95), in der Fachsprache als E5 bezeichnet, enthält aber auch bis zu fünf Prozent Alkohol. In E10 sind es fünf Prozent mehr. Sie bedeuten gegenüber E5 nur 1,5 Prozent weniger Energie. Sie können sich theoretisch in einem entsprechenden Verbrauchsanstieg bemerkbar machen. Er ist aber in der Praxis kaum messbar. Jeder Motor reagiert außerdem anders, es gibt auch seriöse Berichte über sogar geringere Verbrauchszahlen durch E10. Wer Spar-Wettbewerbe gewinnen will, sollte die teuerste Kraftstoffsorte mit 98 oder sogar 100 Oktan einfüllen, z. B. Aral Ultimate: Hier ist der Alkohol-Anteil vernachlässigbar gering.
Heute hat sich die Diskussion um E10 beruhigt. Wer es fährt, hat in aller Regel keine Probleme. Inzwischen aber auch keinen Vorteil mehr: Steigt der Verbrauch um mehr als 1,5 Prozent, so ist Fahren mit E10 sogar teurer. Ursache für den auf zwei Cent halbierten Preisvorteil ist, so die Mineralölhersteller, der stark gefallene Rohölpreis. Er macht Benzin billiger, Bio-Alkohol aber blieb teuer. Schon bisher war E10 in der Produktion teurer. Verkauft wird es mit Preisvorteil, um den Fahrern einen Anreiz zu bieten. E10 muss von den anderen Sorten subventioniert werden.
Heute hat sich auch die Gesetzeslage geändert. EU-weit gilt jetzt eine Treibhausgas-Reduktionsquote (THG), die von aktuell 3,5 bis auf sechs Prozent im Jahr 2020 steigt. Die Bedingungen dabei sind nicht weniger kompliziert als bisher. Sie werden voraussichtlich dazu führen, dass für Kraftstoffe weniger Zusätze erforderlich werden, die dafür eine höhere THG aufweisen. Außer Ethanol kommen für Ottokraftstoffe auch andere Zusätze in Frage, etwa ETBE (Ethyl-Tertiär-Butylether). Es wird Benzin seit langem zugemischt, um die Oktanzahl zu steigern. Es besteht zur Hälfte ebenfalls aus Bio-Alkohol, wirkt sich auf Motorenbestandteile aber nicht negativ aus. Die Einsparziele können auch auf weiteren Wegen erreicht werden. E10-Absatz in großen Mengen, um diese Ziele zu erreichen, wird für Mineralölhersteller weniger wichtig. Auch Strafzahlungen wurden bisher nicht fällig. Sie waren in der Diskussion für den Fall, dass die ursprünglich angesetzten Einsparziele durch schleppenden Verkauf von E10 nicht erreicht würden.
Das Thema Bio-Kraftstoffe freilich bleibt spannend. Bio-Alkohol wie auch Bio-Diesel sind die erste Generation: Verwertet werden nur die Früchte, bei Bio-Diesel beispielsweise Raps. In den Startlöchern steht bereits die zweite Generation. Sie verwertet die gesamte Pflanze, sie nutzt vor allem sonst nicht verwertbare Stoffe wie Reste von Holz oder von Kunststoffen, sogar Klärschlamm und Müll. Auf Dauer erschließen sich hier zahlreiche, heute unkonventionelle Quellen. So lässt sich zum Beispiel aus dem verpönten Kohlendioxid mit Hilfe von Wasserstoff künstliches Erdgas herstellen. Der Wasserstoff entsteht durch Elektrolyse von Wasser. Diese bildet eine Chance, bei Nacht und geringem Verbrauch überschüssigen, nicht speicherbaren Strom von Windkraftanlagen zu verwerten. An Vorhaben dieser Art ist nicht zuletzt die Automobilindustrie interessiert. Audi zum Beispiel verfolgt eine regelrechte „E-Fuels-Strategie“ mit Projekten zur Herstellung von E-Gas, E-Diesel und E-Benzin.
geschrieben von AMP.net/fer veröffentlicht am 29.01.2015 aktualisiert am 30.01.2015
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.
Bitte beachte Sie unsere Community-Richtlinien.
Comments are closed.
Moody2008
Januar 30, 2015 um 3:27 pm UhrEs war schon kurz nach der Einführung klar, dass der günstigere E10 einen Mehrverbrauch verursacht. Ich habe selbst meinen Wagen testgefahren – Mehrverbrauch zwischen 5-10%. Spart also auch kein Erdöl. Bei gleich-bleibender Belastung muß somit der gesamte Aufwand für den Biozusatz als zusätzliche Belastung angerechnet werden. Wieder mal nicht durchdacht!