E10-Kraftstoff – Eine Geschichte des Scheiterns

Das Alkohol-Benzin-Gemisch E10 hat in Deutschland kein Glück. Nachdem die erste Einführung 2009 bereits scheiterte, steht der angebliche Bio-Sprit nun schon wieder auf der Kippe. Die Mineralölwirtschaft nimmt bei der bundesweiten Einführung nun das Tempo raus.

Die Bundesregierung will die Einführung von E10 erzwingen, indem die Mineralölindustrie mit Strafzahlungen überzogen wird, wenn die politisch geforderten Verkaufsquoten nicht erreicht werden. Doch die Autofahrer mauern. Zwar ist E10 billiger, doch dieser Vorteil wird durch den Mehrverbrauchs der Fahrzeuge wegen seiner geringeren Energiedichte teilweise aufgezehrt. Dazu kommt bei vielen Autos das Risiko von Motorschäden, das kaum jemand bereit ist, einzugehen.

Dabei begann die Einführung dieses Mal fast reibungslos. Die Ankündigung der Einführung zum Jahresbeginn 2011 traf kaum auf Wiederhall. Und dass, obwohl erst knapp zwei Jahre zuvor ein Proteststurm der Autofahrer die damals bereits geplante Umstellung gekippt hatte. Auch damals ging es um die technische Frage der Verträglichkeit, insbesondere für ältere Motoren. Monatelang herrschte Unsicherheit, die Freigaben der Autohersteller tröpfelten nur träge ein. Die Automobilclubs kritisierten die politisch gewünschte Einführung und dabei vor allem, dass Millionen Fahrer älterer Autos zum Tanken des teureren Super Plus gezwungen gewesen wären. Der damalige Umweltminister Gabriel zog die Reißleine, bevor der erste Tropfen E10 verkauft war.

Diesmal wurde ein Bestandsschutz für den alten Super-Kraftstoff mit geringerer E10-Beimischung eingeführt. Damit sollten die Halter von älteren Autos von Zusatzkosten verschont bleiben. Womit nicht gerechnet wurde: Die Autofahrer machen von dem weiterhin verfügbaren Super-, teilweise auch vom Super-Plus-Angebot reichen Gebrauch. Auch wenn 90 Prozent der in Deutschland zugelassenen Pkw für den Betrieb mit E10 freigegeben sind: so genau weiß das eigentlich niemand. Die Mineralölwirtschaft kann sich über die Mehreinnahmen durch Super-Plus-Verkäufe nicht wirklich freuen. Ihr blühen nicht nur Strafzahlungen, inzwischen werden Super und Super Plus sogar knapp, während der Ladenhüter E10 die Depots von Raffinerien und Tankstellen blockiert.

Nun will die Mineralölindustrie aussteigen. Schon jetzt wird die E10-Einführung teilweise ausgesetzt; die Raffinerieproduktion wird gedrosselt. Auch der zweite Anlauf droht zu scheitern.

Das ist vielleicht auch gar nicht so schlimm, denn ob die E10-Einführung tatsächlich, wie von der Regierung behauptet, dem Klima nützt, ist zweifelhaft. Die Beimischung wurde deshalb gewählt, weil das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Ethanol rein rechnerisch keine CO2-Emissionen verursacht. Dabei bleibt allerdings unberücksichtigt, dass bei Anbau der Rohstoffe und Transport eben doch CO2 entsteht. Nicht wenige Experten halten deswegen und wegen der Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion E10 sogar für umweltschädlicher als normalen Sprit. Zum ist der Energiegehalt von E10 niedriger als der von Benzin, so dass der Verbrauch um mehrere Prozent steigt. In anderen europäischen Ländern, etwa Frankreich, ist E10 bereits seit einiger Zeit auf dem Markt – ohne größere Probleme, aber auch ohne nennenswerten Erfolg.

Wie es weitergeht, ist offen. Während sich Verbände und Politik gegenseitig die Schuld zuschieben, bleibt der neue Kraftstoff vorerst auf den Süden und Osten der Republik beschränkt. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat unterdessen zu einem Benzin-Gipfel geladen.

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