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Windhoek/Sesriem – Das Land ist gar nicht zu verfehlen. Von Deutschland aus einfach nach Süden über die Alpen, das Mittelmeer, die Sahara und über Zentralafrika – und schon ist man da. In Namibia.
„Sch…!“ Mit das erste Wort, das unser Busfahrer, der uns vom Flughafen in Windhoek abholt, sagt, ist: „Sch…!“ Der Mann ist ein Hereo, aber irgendwie hat es offenbar auch in seiner Familie in der früheren Kolonie Deutsch-Südwest einen deutschen [foto id=“430141″ size=“small“ position=“left“]Einschlag gegeben.
Am Flughafen ist zuvor eine große Kolonne gepanzerter schwarzer Limousinen aufs Vorfeld gefahren. Präsident Hifikepunye Lucas Pohamba holt König Mswati III. von Swasiland zum Staatsbesuch ab. „Bitte jetzt nicht mehr fotografieren“, mahnt ein Mann vom Bodenpersonal unten an der Treppe der South-African-Airways-Maschine, mit der wir gerade aus Johannesburg gekommen sind. Polizisten bewachen die Zu- und Abfahrten zum und vom Flughafen. An einer, an der unser Fahrer auf die Hauptstraße ins etwa 40 Kilometer entfernte Windhoek abbiegen will, muss er noch zwei schnell fahrenden Pkw den Vorrang lassen. „Sch…!“
Wir passieren Farmtore, auf denen Namen wie Finkenstein oder Sonnleiten stehen. Ein Schild vor einer Brücke weist auf einen Fluss hin, der hier, wenn er Wasser führt, durch die hügelige Landschaft fließt: der Bismarck. Doch sein Bett scheint ausgetrocknet. „Ihr Deutschen“, schmunzelt der Fahrer in Englisch mit niederländisch angehauchtem Africaans-Akzent, „habt auch schon mal mehr zu bieten gehabt.“ Und überhaupt: Was das Bier angeht, hätten wir das Reinheitsgebot, nach dem [foto id=“430142″ size=“small“ position=“right“]früher unser Gerstensaft gebraut worden sei, verloren, fügt er hinzu, als wir in Klein-Windhoek durch ein Viertel fahren, in dem viele Deutsche wohnen. „Aber wir bewahren es für Euch!“ In Namibia.
Jürgen Kampf übernimmt uns im Windhoek Country Club. „Wer will“, sagt der Tourleiter, „kann sich noch einmal frisch machen, dann geht’s los.“ Markus Liersch, zuständig bei Skoda in Deutschland für Test und Technik, überprüft die Fahrzeuge, fünf Yeti-Kompakt-SUV, mit denen wir knapp eine Woche rund 1500 Kilometer durch Namibia unterwegs sind, testet die Funkgeräte, die man auf solchen Reisen im Konvoi braucht. Seine Kollegin Elena Funk hilft bei der Einweisung via Karte. Und schon gibt Zelda Lourens von der namibischen Agentur in ihrem „Marshal“ genannten Führungsfahrzeug das Aufbruchsignal: „Ready to go!“
Wagen 1, 2, 3, 4 und 5 folgen, mit ausreichend Abstand und per Funk jedes Manöver bestätigend, egal ob Losfahren, Abbiegen oder Anhalten, ob uns Autos entgegen kommen oder überholen. An den Linksverkehr gewöhnen wir uns schnell. Und wie wir uns ganz unkonventionell auf den namibischen Schotter-, Geröll- und Sandpisten am besten orientieren: „Immer [foto id=“430143″ size=“small“ position=“left“]dem Staub nach“, gibt Blogger Milos Willing später sogar gleich den Hinweis auf eine mögliche Schlagzeile für die Namibia-Geschichte.
Vom etwa in der Mitte des Landes gelegenen Windhoek geht es zunächst südwestlich Richtung Gamsberg und dann weiter über Nauchas, den Spreetshoogte Pass, Solitaire und die Maltahöhe nach Sesriem. Springböcke und Strauße tauchen vereinzelt auf in der schier endlosen Weite des Landes. In Akazienbäumen haben Webervögel ihre riesigen Nester gebaut. Die Passstraße windet sich in Schlangenlinien die Randstufen hinab. An den Hängen in den Schluchten und auf den vom Hochplateau in die Ebene auslaufenden Hügeln der Randstufe stehen vereinzelt Köcherbäume. Nach rund 250 Kilometern, einem Steinschlag, der einen Riss auf der Windschutzscheibe unseres Yeti, Wagen 3, verursacht hat, und mit einem Reifen, dem die Luft auszugehen droht, kommen wir kurz vor Sonnenuntergang in der Sossusvlei Lodge an.
Sossusvlei – die Bezeichnung „sossus“ bedeutet in der Sprache der einheimischen Nama „blinder Fluss – ist eine der überwältigenden landschaftlichen Schönheiten inmitten der Namib-Wüste. Dabei handelt es sich – noch gut 100 Kilometer vom Meer, dem Atlantik, entfernt – um eine von mächtigen Sanddünen umschlossene Lehmsenke. Die Dünen, erzählt Jürgen, erreichen Höhen bis zu 300 Metern. „Sie gehören damit zu den höchsten der Welt.“ Wie sie sich so weit weg von der Küste bilden können? Die in der Namib, betont unser Tourleiter, hätten sich in Millionen von Jahren aufgebaut. Sand, vom Oranje, [foto id=“430144″ size=“small“ position=“right“]dem mit über 2150 Kilometern längsten Fluss im südlichen Afrika, unablässig ins Meer gespült, sei an der Küste vom Benguelastrom nordwärts transportiert, von Brandung an Land geschoben worden. „So entstanden Dünen, die der Wind landeinwärts verlagert hat – und dies noch immer tut.“
Es ist die letzte Woche im Juli. Wir wagen noch im namibischen Winter bei Temperaturen um die 30 Grad den Aufstieg auf eine von ihnen. Der Gipfelsturm gelingt, auch wenn die Schritte immer schwerer werden, je mehr wir der Spitze kommen. Jürgen erklärt, Regen sei selten hier, „aber wenn er heftig fällt, füllt sich mitunter sogar die Senke da unten“. Durch die lehmigen Schichten, die kaum Wasser durchließen, bilde sich ein „türkisblauer See, der dann zumindest eine Weile bestehen bleibt.“
Die Bedingungen sind extrem. Trotzdem finden sich viele an die Wüste angepasste Lebewesen im Sossusvlei, Säugetiere wie Spieß-, Springbock und Goldmull, Käfer wie der „Nebeltrinker“, Schlangen wie die Puffotter. [foto id=“430145″ size=“small“ position=“left“]Kameldornbäume wachsen über unterirdischen Wasseradern. Letzte Meldung vor unserer Abreise in Deutschland: „Forscher finden gigantischen See unter der Wüste in Namibia.“ Angesprochen darauf schon am Flughafen, findet unser Abholer nur ein Wort dafür: „Schön!“
Lesen Sie nächstes Mal über die zweite Etappe unserer Namibia-Reise von der Sossusvlei bei Sesriem nach Swakopmund an der Atlantikküste.
Namibia in Südwestafrika, mehr als doppelt so groß als Deutschland, zählt nur rund 2,1 Millionen Einwohner, jeder Zehnte davon lebt in der Hauptstadt Windhoek. Mit South African Airways (www.flysaa.com) fliegt man gut zehneinhalb Stunden nach Johannesburg und noch einmal gut zwei Stunden weiter nach Windhoek. Air Namibia (www.airnamibia.de) ist die Landesairline. Die Zeitumstellung beträgt minus eine Stunde. Den Antrag für das Touristenvisum kann man noch am Flughafen Windhoek ausfüllen. Amtssprache ist Englisch, als Nationalsprache gilt in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwest sogar Deutsch. Währung ist der Namibia-Dollar. Klimatisch geht es meist heiß und trocken zu, in der Namib und Kalahari wüstenhaft mit teilweise sogar großen Tag/Nacht-Unterschieden, im Nordosten dagegen tropisch-feucht.
Wir waren in der Sossusvlei Lodge (höhere Preiskategorie, direkt am Eingang zum Namib Naukluft Reservat, www.sossusvleilodge.com), an der Küste im Swakopmund Hotel (vier Sterne, 89 Zimmer, im und um den restaurierten Bahnhof errichtet, www.swakopmundhotel.com) sowie bei Kalkfeld in der Mount Etjo Safari Lodge (Luxusstandard, mehr als 20 Bungalows, in privatem Wildreservat, www.mount-etjo.com) untergebracht. Kulinarisch wird viel Fleisch vom Zebra über Springbock und Kudu bis hin zum Strauß geboten, an der Küste gibt es zudem Fisch und Meeresfrüchte; traditionell sind Potjiekos-Eintöpfe. Gute Weine kommen meist aus dem Nachbarland Südafrika, Biere werden nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Agenturempfehlung: TJK Tours Jürgen Kampf, Gründau/Deutschland, www.kampf.net, Abenteuer Afrika Safari, Swakopmund/Namibia, www.abenteuerafrika.com. Information: Namibia Tourism Board, Schillerstraße 42-44, 60313 Frankfurt/Main, Telefon 069-1337360, www.namibia-tourism.com. (gk)
| Einweisung an der Karte: Zelda Lourens (links), Elena Funk von Skoda. | Eine Straußen-Gruppe beim morgendlichen Ausflug. | Zwischenstopp: Skodas kompakte Yetis meistern die Strapazen gut. | Schier endlose Weite mit ersten Ausläufern der Namib-Wüste hinten. | Mit Allrad sind auch Sandpisten im Sossusvlei-Dünenland kein Problem. | Springbock in der Namib-Naukluft-Region. | Auf der Panoramaroute von der Sossusvlei Lodge zu den Dünen. | In solchen Zelthäusern werden Gäste in der Sossusvlei-Lodge zu Preisen ab umgerechnet rund 230 Euro untergebracht.
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom/Fotos: Koch veröffentlicht am 09.08.2012 aktualisiert am 09.08.2012
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