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Jaguar
Eine noble Bescheidenheit regiert. Da kann sogar unser Jaguar XJ Supercharged großzügig auf ein paar PS verzichten. Es bleiben genügend Pferdchen übrig.
Wir werden wohl nie wissen, was genau der Möwe am XJ missfiel. An einem einsamen, von Wind gebeutelten Aussichtspunkt auf Cape Cod nahm sie sich in klassischer Hitchcock-Manier plötzlich die Heckleuchten des Jaguar vor und bearbeitete sie mit Schnabelhieben. Es war die einzige Unmutsäußerung Einheimischer auf einer gemächlichen Autotour, die von Boston entlang der Küste Neu-Englands bis nach New York City führte. Ungeachtet seiner Wirkung auf unfreundliche Seevögel, war der Jaguar der ideale Begleiter auf einer Reise ins Herz der unbekannten Vereinigten Staaten. Fern vom Kommerz und Trubel typischer Destinationen wie Disneyland, Las Vegas oder Miami, hat sich New England den spröden Charme des Mutterlandes erhalten. Ein Ort für Kenner, die unaufgeregte Noblesse schätzen.
Wie ein dunkler, leiser Schatten glitt die Raubkatze durch Orte mit Namen wie Barnstable, Sandwich oder East Brewster. Für ein Fahrzeug, das mit britischem Akzent spricht, ein vertrauter Hauch von alter Heimat. Dennoch, dieser besondere Jaguar wurde für die Neue Welt gebaut: in der mit 85 Prozent Marktanteil [foto id=“355918″ size=“small“ position=“left“]offenkundig populären Langversion. Wobei Designchef Ian Callum das Kunststück gelang, die zusätzlichen zwölf Zentimeter sehr geschickt in den großzügigen coupé-artigen Schwung der Linienführung zu verpacken. Stretch-Limo? No way.
Das wäre an dieser lässig-vornehmen Küste auch undenkbar. Man zeigt nicht, was man hat. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Auf der Halbinsel Cape Cod mit den vorgelagerten Inseln Martha´s Vineyard und Nantucket erholte sich von jeher der alte Geldadel von seinen Geschäften. Hier am Kabeljau-Kap, das einst nur Fischer besiedelten, fanden große Schriftsteller und Dramatiker wie William Styron und Eugene O´Neill die nötige Ruhe zum Schreiben, Künstler wie Mark Rothko malten und Leonard Bernstein komponierte. Die Ferien-Nähe zwischen Geist und Macht zelebrierte auch der Kennedy-Clan auf seiner riesigen Besitzung in Hyannis Port auf Cape Cod.
Aber nicht alle konnten ihr Privathaus in dieser Enklave der „Happy few“ halten und mussten lernen, ihr Lebensgefühl zu vermarkten, weshalb es hier genauso wie in England auch liebenswürdige Bread & Breakfast-Frühstückspensionen gibt, die einen Eindruck von der gelassenen Eleganz dieses East Coast-Lifestyles vermitteln, Muffins und Pancakes inklusive. Wären da nicht die grauen, von den Atlantikstürmen abgewitterten Schindeln der großzügigen Sommerfrischler-Cottages mit Dünen- und Meeresblick, die Region könnte glatt als US-Sylt durchgehen. In diese sanften Sand- und Grautöne fügte sich der XJ mit der Lackierung „Vapor Gray“ – silbergrau schimmernd wie die Gischt der Brandung und der Nebel.
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Noch eine Besonderheit zeichnet diese Topversion der XJ-Limousine aus: aufgrund einer gesetzlichen Regelung leistet der V8-Kompressormotor nicht 375 kW/510 PS wie in Europa, sondern musste auf 470 PS getrimmt werden. Ein Leistungsminus, das auf kurvigen Küstenstraßen so unerheblich ist wie auf den Tempo-Gedrosselten Highways. Der Jaguar trägt zwar das Emblem Supercharged an der Vorderflanke, aber ganz unplugged darf das Fahrvergnügen hier eben nicht sein. Man lässt es beim vornehmen Beschleunigen und ahnt durchaus die enorme Kraftentfaltung von 625 Nm.
Kompressortypisch aufheulen kommt in Newport im winzigen Bundesstaat Rhode Island sowieso nicht gut an. Bekannt für sein legendäres allsommerliches Jazz-Konzert, lockt es weit mehr Touristen an. Hier hatten die US-Oligarchen des 19. Jahrhunderts, die Vanderbilts und Astors, ihre Sommerpaläste. Während Besucher in kleinen Autos die Versailles-Kopien auf der berühmten Bellevue Avenue bestaunen, schnurrt [foto id=“355920″ size=“small“ position=“left“]der XJ brummend und unbeeindruckt vorbei. Die Fahrzeuge der Marke Jaguar fahren schließlich im Dienste Ihrer Majestät Elisabeth II.
Newport hat, wie die verschlafenen Küstenstädtchen weiter nördlich, eine kurze Saison. Ganz anders als die Mega-City New York, die in gut zwei Autostunden auf der Interstate 95 zu erreichen ist und bekanntlich nie schläft. Der Jaguar XJ reiht sich in den dichter werdenden Verkehr ein, der den Großraum genauso ankündigt wie die schemenhafte Skyline Manhattans im fernen Dunst. Wie ein Raubfisch im Meer der typisch gelben Taxis gleitet der XJ in die geschäftige Stadt. Noch vor Stunden hatte sich die Küste in seinem Lack gespiegelt. Nun, genauso selbstverständlich, die funkelnden Fassaden der Hochhäuser.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 27.04.2011 aktualisiert am 27.04.2011
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