„Eine kurze Geschichte des Automobils“

Bücher zur Autohistorie gibt es mannigfach. Doch „Eine kurze Geschichte des Automobils“ wirft alle Erfahrungswerte mit konventionellen Autobüchern über den Haufen. Der Autor Thomas Lang versteht es, spannend, unterhaltsam und faktenreich über das Auto in einem komplexen Kontext von Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur zu berichten. Sprache und Stil bringen diese Fakten nachvollziehbar und aufregend, aber kurzweilig den Autofans und den Interessierten näher.

„Eine kurze Geschichte des Automobils“ setzt konsequenterweise bereits vor dem 26. Januar 1886 ein, als der Mannheimer Ingenieur Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zur Patentanmeldung eingereicht hat. Und verweist dabei schon auf das frühe 13. Jahrhundert auf die Prognosen des Franziskaner Roger Bacon: „Eines Tages wird man Karren zu bauen vermögen, die sich bewegen und in Bewegung bleiben, ohne geschoben oder von einem Tier gezogen zu werden.“ Folglich widmet sich die Geschichte auch jenen Epochen und ihren jeweiligen Protagonisten, die Ideen entwickelten und technische Voraussetzungen schufen, ohne die es die Erfindung von Benz nie gegeben hätte.

Das Buch gliedert sich in 14 Kapitel, die jeweils wiederum in sich abgeschlossene Themen zu einzelnen „kurzen Geschichten“ zusammenfassen. Auch die wichtigsten Autonationen wie die amerikanischen, deutschen, englischen, französischen, italienischen und japanischen werden ausgiebig beleuchtet. Stets liegt der Schwerpunkt der Geschichten in den Geschichten auf den weniger bekannten Aspekten, wie etwa in „einer kurzen Geschichte des Rennsports“, wobei nicht so sehr die Formel 1 als wenig bekannten Disziplinen wie der Bergrennsport oder die amerikanischen NASCAR-Tourenwagen beleuchtet werden.

Wenn Monaco „als ein auf erfolgreiches Brigantentum basierendes Fürstentum“ literarisch reüssieren darf und Henry Ford nicht nur als Pionier der Massenmobilisierung, sondern auch als sinisterer Rechtspopulist einen Auftritt erhält, dessen von ihm publizierten antisemitischen Hetzschriften Eingang in das Vorwort der amerikanischen Ausgabe von Adolfs Hitlers „Mein Kampf“ fanden, dann ist es schließlich nicht verwunderlich, dass es schwer fällt, beim Lesen das neue Autobuch aus der Hand zu legen. Ein weiterer Vorteil der Lektüre: Die Kapitel sind in sich geschlossen und können so auch einzeln, unabhängig voneinander gelesen werden.

Den Titel seines Buchs versteht Lang als Hommage an die beiden erfolgreichsten Fachbücher aller Zeiten: Sowohl dem theoretischen Physiker Stephen Hawking ist es mit „Einer kurzen Geschichte Zeit“ ebenso eindrucksvoll gelungen, komplexe naturwissenschaftliche Zusammenhänge einem breiten Publikum als spannende Lektüre aufzuarbeiten, wie dem amerikanischen Wissenschaftsjournalisten Bill Bryson mit „Einer kurzen Geschichte von fast Allem“. Alleine was der Autor an Fakten zusammengetragen hat, rückt seine Arbeit in die Nähe seiner renommierten und erfolgreichen Vorbilder.

Als Fachredakteur für den Bereich „Automobil und Technik“ hat der Autor viele Bücher zu dem Themenkomplex „Auto“ studiert. In der Regel waren sie sachlich, aber meist schwer genießbar und trocken formuliert. „Eine kurze Geschichte des Automobils“ ist ein wuchtiger Wälzer, der langes Lesevergnügen verspricht, es aber auch häppchenweise zu lässt. Obwohl über das Auto bereits alles gesagt und geschrieben schien, belegen die 540 Seiten, was tatsächlich noch nicht über das Automobil bekannt ist. Das Lesen von „Eine kurze Geschichte des Automobils“ bereitet Vergnügen und Wissensgewinn, das Verschenken Freude beim Empfänger.

Weitere Informationen

Thomas Lang: „Eine kurze Geschichte des Automobils“, Motorbuchverlag Stuttgart, 1. Auflage 2013, 540 Seiten, 720 Abbildungen. ISBN: 978-3-613-03394-8, Preis: 39,90 Euro.

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