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Die sich abzeichnende Wende in der Energiepolitik könnte der Verbreitung von Elektroautos nach Einschätzung der deutschen Elektronik-Branche eher Rückenwind geben als sie zu bremsen. „Ich gehe davon aus, dass die Themen Energie-Effizienz und Elektromobilität durch die aktuelle Debatte noch zusätzlichen Schub bekommen werden“, so RWE-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Schneider am Rande der Hannover Messe (bis 8. April).
Möglich machen soll dies das „intelligente“ Stromnetz, das sogenannte „Smart Grid“. Die Idee hinter dem Begriff ist eine dezentrale, „grüne“ Energieerzeugung etwa durch Wärmekopplung, Photovoltaik- oder Windkraftanlagen, wobei ausgeklügelte Kontrollsysteme den Verbrauch von Strom und seine Verteilung im Netz intelligent steuern. Ziel ist also eine virtuelle Energie-Plattform, in der nicht nur Ströme, sondern auch jede Menge Daten fließen. Ein Stromnetz(-werk), in dem jeder mit jedem kommuniziert, beispielswiese das Elektroauto an der heimischen Steckdose mit dem Windpark an der Nordsee. Davon profitieren sollen sowohl die kostensparenden Verbraucher als auch die Umwelt, weil sie durch einen Mehranteil von CO2-frei produziertem Strom entlastet wird.
Das alles funktioniert aber nur durch ein cleveres Management des Netzes, ein Bereich, in dem Deutschland laut dem in Hannover vorgestellten „Trendreports 2011“ des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) weltweit führend ist. Deutschland verfügt in diesem Bereich laut VDE-Präsidiumsmitglied Professor Jochen Kreusel „über größte Kompetenz und die besten Standortvorteile“. Dennoch sieht Kreusel auf Basis der erhobenen Daten ein „Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Europa und China“. Demnach sind 62 Prozent von den 1 300 befragten Elektro-Unternehmen und Wissenschaftlern der Meinung, dass Deutschland in Sachen „Smart Grid“ führend in der Welt ist. [foto id=“352650″ size=“small“ position=“left“]Aber nur 45 Prozent erwarten, dass dies auch noch im Jahr 2020 so ist. Immerhin 36 Prozent der Branche sind von der Realisierbarkeit intelligenter Stromnetze überzeugt, deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern.
Elektroautos spielen hierbei eine wichtige Rolle. Stromkunden sollen dadurch in Zukunft nicht nur Verbraucher, sondern aktive Marktteilnehmer werden. So könnten auch die E-Mobilisten von morgen ihrerseits zu Stromversorgern werden, in dem die Akkus ihrer Elektroautos überschüssigen Strom ins Netz zurückspeisen, und so als „Energiespender“ einspringen.
Dazu müssen aber noch einige Hürden genommen werden. Und das nicht nur in den Schaltkreisen von Ladestationen und den Algorithmen, die sie managen, sondern auch in den Köpfen der Menschen, die die intelligenten Netze nutzen sollen. „Wir brauchen mehr Technik-Akzeptanz“, ist Professor Kreusel überzeugt. Viele Menschen fürchten sich vor Veränderungen. Dennoch ist die Elektro-Branche laut der VDE-Umfrage optimistisch, dass sich „Smart Grids“ bis 2025 hierzulande endgültig flächendeckend durchgesetzt haben werden. Während „Akzeptanzprobleme“ nur von jedem zweiten Befragten als Hindernis beim Ausbau des Versorgungsnetzes gesehen werden, halten zwei Drittel die Investitionskosten für die größte Schwierigkeit. Nach Schätzung des Branchenverbands müssen für eine lastferne Einspeisung, beispielsweise von Windenergie aus einem norddeutschen Windpark zu den Elektroautos in den Süden, allein 3 600 Kilometer neue Leitungen gelegt werden. Das allein würde zwischen zehn und 20 Milliarden Euro kosten.
Sind diese finanziellen, technologischen und ideologischen Hürden aber erst einmal genommen, sind laut dem stellvertretenden VDE-Präsident Dr. Schneider „durchaus Szenarien vorstellbar“, in denen Elektroautos Energie ins Netz zurückspeisen. Das setzt natürlich entsprechend „intelligente“ Ladesäulen voraus, die dem E-Mobil automatisch signalisieren, wann ein guter Ladezeitpunkt ist und wann nicht. Echte Kommunikation zwischen Elektroauto und Stromtankstellen wird es seiner Ansicht nach allerdings erst nach dem Jahr 2020 geben. Bis dahin sollen nach Willen der Bundesregierung eine Million Elektroautos auf [foto id=“352651″ size=“small“ position=“right“]deutschen Straßen unterwegs – und nach Möglichkeit in der Lage sein, überschüssigen „Saft“ gegen entsprechendes Entgelt einzuspeisen.
Dass dies technisch jetzt schon machbar ist, zeigt der Automobilhersteller Opel. In Zusammenarbeit mit dem Energieversorger EnBW, dem Zulieferer Bosch und dem Karlsruher Institute of Technology (KIT) haben die Rüsselsheimer im Rahmen eines Pilotprojekts ein Erprobungsfahrzeug auf Basis des Elektro-Meriva auf die Räder gestellt, das in ein Smart Grid-Netz integriert ist. Dieses ist so schlau, dass es bevorzugt dann die Akkus lädt, wenn regenerative Energie zur Verfügung steht. Außerdem ist es dank „bidirektionaler“ Ladetechnik in der Lage, Strom ins Netz zurückzuspeisen, wenn das Fahrzeug nicht benutzt wird, weil sein Fahrer beispielsweise im Büro ist oder nachts im Bett liegt.
Ein Prinzip, das neue Perspektiven der E-Mobilität aufzeigt. Ab einer Fahrzeugflotte von ein bis drei Millionen E-Mobilen werde die Leistung des Batterie-Kollektivs zum Ausgleich von kurzfristigen Lastschwankungen im Stromnetz „langsam interessant“, so Schneider. Ob es wirklich soweit kommt? Da müssen selbst erfahrene Ingenieure mit den Schultern zucken. „Wir reden über eine Welt, die wir so noch nie gebaut haben“, sagt RWE-Vorstand Schneider. Ziemlich spannend klingt sie allemal, die schöne neue Welt der intelligent vernetzten E-Mobilität.
geschrieben von auto.de/(mah/mid) veröffentlicht am 05.04.2011 aktualisiert am 05.04.2011
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