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Die Entwicklungsabteilung des Getriebe- und Fahrwerksspezialisten ZF bereichert die ohnehin nicht gerade geringe Zahl von automobilen Abkürzungen um eine Weitere. Bei IWD (Intelligent Wheel Dynamics) vernetzen die Ingenieure des Unternehmens über eine zentrale Steuerung aktive Systeme im Antrieb und Fahrwerk einschließlich Lenkung und lassen so ein System entstehen, das den Fahrer in kritischen Situationen auf Straße und abseits des Asphalts aktiv unterstützt ohne dass dabei Fahrdynamik und Komfort auf der Strecke bleiben.
Bei den aktuell eingesetzten Regelsystemen steht der optimale Kontakt der Reifen mit dem jeweiligen Untergrund und bei allen denkbaren Fahrsituationen im Vordergrund. In dieser Zielsetzung unterscheidet sich die ZF-Entwicklung nicht von der bereits heute verfügbaren Technik. Allerdings gehen die Ingenieure des Unternehmens noch einen Schritt weiter, um ihr Ziel zu erreichen, die Zahl der Bremseingriffe im Vergleich zu den bei konventionellen Stabilisierungssystemen üblichen Interventionen deutlich zu verringern.
Die neue Steuerung ist in zwei Varianten denkbar: Beim IWD-ADD (Advanced Driving Dynamics) wird der Torque-Vector-Antriebsstrang mit der Aktivlenkung, der elektrischen aktiven Wankstabilisierung und der aktiven Lenkung der Hinterachse vernetzt. Klingt nicht nur aufwendig, ist es auch, nur dass der Fahrer den Aufwand höchstens dadurch bemerkt, dass sich auch automobile Dickschiffe mit einer Dynamik bewegen lassen, die man von ihnen nicht erwartet hätte. Auf der Rennstrecke von Valencia zeigte zum Beispiel ein BMW Fünfer-Kombi bisher unbekannte Dynamikeigenschaften, ohne dass dabei der Komfort zu kurz kam.
Der Unterschied zum bereits ausgezeichneten Serien-Fahrwerk zeigte sich vor allem in schnell gefahrenen Kurven und auf einem Slalomkurs, bei denen das IWD für zusätzliche Stabilität sorgte. Erreicht wird dieser Effekt vor allem durch die gezielte Steuerung des Drehmoments der einzelnen Antriebsräder und die aktive Lenkung der Hinterräder. IWD ist allerdings kein Produkt, das in absehbarer Zeit in Serie gehen wird. „Mit IWD wollen wir zeigen, was man mit einer Vernetzung der einzelnen Systeme erreichen kann“, heißt es bei ZF. Das Technikpaket eignet sich vor allem für große SUV oder Modelle der Oberklasse.
Neben der Komplettlösung IWD-ADD haben die ZF-Entwickler die Version IWD-SDD (Structure and Driving Dynamics) entwickelt, die ohne eine gezielte Drehmomentsteuerung der hinteren Antriebsräder (Torque Vectoring) auskommen muss, also auch für Fronttriebler denkbar ist. Stattdessen spielt eine elektronische aktive Hinterachskinematik die Schlüsselrolle, die mit Aktivlenkung und Bremse verbunden ist. Die passiven Spurstangen der Hinterachse werden dabei durch elektrisch verstellbare Lenker ersetzt, was eine aktive und individuell dem jeweiligen Rad angepasste Regelung der Spur der beiden Hinterräder ermöglicht.
Beide IWD-Projekte bieten als Mehrwert größere Sicherheitsreserven, ohne dass der Fahrkomfort darunter leidet. Vor allem bei Ausweichmanövern mit hohen Geschwindigkeiten zeigt die Vernetzung nahezu aller Fahrwerk- und Antriebs-Regelsysteme plus Motor- und Bremssteuerung ihre Stärke. IWD hätte mehr verdient als ein Dasein als Versuchsträger.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 25.10.2012 aktualisiert am 25.10.2012
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