Emissionsstandards verteuern Dieselmotor – US-Studie sieht Selbstzünder in der Kostenfalle

Die Kosten zur Emissionsreduzierung sind bei Dieselmotoren mehr als vier Mal so hoch wie bei Benzinern, stellt die International Council on Clean Transportation (ICCT) in einer aktuellen Studie fest. Die unterschiedlichen Kosten der  Technik für die Schadstoffverminderung bei Pkw mit Benzin- und Dieselmotoren werden in Diskussionen immer wieder aufgeführt.

Die aktuelle Studie der ICCT nimmt die Kosten der Abgasreinigung der „Light Duty Vehicles“ unter die Lupe, zu denen z. B. Pkw, SUV, Pick-up, Mini-Van und Transporter unter 3.860 Kilogramm gehören. Die unabhängige gemeinnützige Organisation aus Washington, DC/USA – sie befasst sich mit Fragen der Umweltverträglichkeit und der Energieeffizienz -, schätzt in ihrem Bericht die Kosten für die Abgasreinigungsanlagen. ICCT will damit erreichen, dass es bei der Festlegung von strengeren Fahrzeug-Emissionsgrenzwerten nicht mehr zu langen Diskussionen zwischen Gesetzgeber und Industrie und so zu Verzögerungen kommt. Beispielsweise hätten sich in Jahrzehnten für ein Auto mit Benzinmotor und einem Hubraum von weniger als 2,0 Liter die emissionsbedingten Mehrkosten zur Erfüllung der Abgasnormen von Euro 1 (142 Dollar) bis Euro 5+6 insgesamt lediglich auf 361 Dollar erhöht – bei einem Hubraum von mehr als 2,0 Liter seien die Kosten von 232 Dollar (Euro 1) auf  416 Dollar (Euro 5+6) gestiegen.

Der neue ICCT-Bericht will belegen, dass die Sorgen über einen hohen Kostenanstieg unbegründet sind. Schätzungen bei früheren Festlegungen von Abgasnormen in den USA und der EU seien größtenteils nie aktualisiert und eingetretene Kostensenkungen nicht berücksichtigt worden. Die Studie beurteilt die Kosten der erforderlichen Technik aus heutiger Sicht, berücksichtigt die technologische Entwicklungen sowie die Inflation bei den Kostenvergleichen über die Jahrzehnte und hat Informationen von Herstellern eingearbeitet. Ziel der ICCT-Studie sei es auch, dass durch die aktuelle Kostenschätzung der Technologieanforderungen strengere Emissionsnormen abgeleitet werden können.

Für die Verfasser hat der Ottomotor mit der Aufbereitung des Benzin-Luft-Gemischs und der katalytischen Abgasbehandlung einen hohen Reifegrad erreicht, der mit geringen Kosten die strengsten Normen einhalten kann. Dagegen sei die Emissionskontrolle bei Dieselmotoren weitaus komplexer. Die Stickoxide (NOx) und die Partikelmasse (PM) erforderten neue Technologien für die Aufbereitung von Verbrennungsluft und Abgasrückführung (AGR), Kraftstoffdirekteinspritzung, Abgasnachbehandlung und Systemintegration, die beim Dieselmotor erhebliche Auswirkungen auf die Kosten hat.

Die ICCT-Studie beziffert die Mehrkosten eines Diesel-Pkw mit einem Hubraum von weniger als 2,0 Liter für die frühere Abgasnorm  Euro 1 auf 56 Dollar. Durch die  strengere Abgasnormen bei Euro 5 hätten sich diese Kosten auf 927 Dollar hochgeschraubt. Für Euro 6 stiegen die Kosten um weitere 471 Dollar auf 1.398 Dollar. Hat der Dieselmotor mehr als 2,0 Liter Hubraum, koste die Technik zur Erfüllung von Euro6 insgesamt 1.862 Dollar (der Mitteleinsatz stieg von 56 Dollar für Euro 1 auf 1.236 Dollar bis Euro 5). Allerdings fehlt in der Studie des ICCT die Bewertung der Energieeffizienz von beiden Motoren.

Der Selbstzünder ist ein „Spritsparmeister“ und steckt heute selbst unter den Motorhauben von Nobelautos. Beides ist in den USA wenig bekannt. Dort ist ein niedriger einstelliger Prozentsatz aller Autos mit Diesel unterwegs – die Deutsche Bank berechnete für 2011, dass es in den USA gerade einmal jedes hundertste Auto war –  Tendenz steigend. Zum Vergleich: In Westeuropa fahren mehr als die Hälfte aller Pkw mit sparsamen Dieselmotoren. – Autofahrer wissen warum: angenehm hohes Drehmoment und die Amortisation der Mehrkosten lässt sich errechnen.

Die deutschen Autohersteller rühren in den USA kräftig die Werbetrommel für den Dieselmotor. Ob das die Absatzzahlen nach oben treibt, bleibt abzuwarten. In Europa hat er eine breite Käuferschicht, die diese hochtechnische Maschine schätzt. Doch die Emissionsschraube wird weiter angezogen werden. Wenn die Anstrengungen bei der innermotorischen Optimierung ausgeschöpft sind, könnte das bedeuten, dass neben weiterentwickelten Dieselpartikelfiltern (DPF) mit passiver und aktiver Regenerierung (sie beseitigen weit mehr als 95 Prozent der PM) neue Anlagen zur Emissionsreduktion von Stickoxiden eingebaut werden müssen. Für solche NOx-Adsorber und mit Harnstoff betriebene SCR-Systeme (Selektive Catalytic Reduction) schätzt ICCT die Kosten anfänglich auf 400 Dollar für den NOx-Adsorber eines 1,5-Liter- Diesel (3,0 Liter: 752 Dollar), ein SCR-System koste 523 Dollar (3,0 Liter: 657 Dollar), langfristig würden sich die Aufwendungen aber um 20 Prozent verringern.

Die ICCT-Studie verdeutlicht, wie stark die Automobilhersteller mit dem Selbstzünder in der Kostenfalle stecken, um kommende Abgaslimits zu erfüllen. Daneben müssen sie auch den Kraftstoffverbrauch weiter nach unten drücken, damit die CO2-Ziele der EU nicht verfehlt werden – denn das würde richtig teuer.

Die ICCT ist eine unabhängige gemeinnützige Organisation. Sie wurde gegründet, um Umweltbehörden unvoreingenommene Forschung und wissenschaftlich-technischen Analysen zu bieten. ICCT will die Umweltverträglichkeit verbessern und die Energieeffizienz bei Straßen-, Wasser- und Lufttransportfahrzeugen erhöhen, um die öffentliche Gesundheit zu erhöhen und die Folgen des Klimawandels zu mindern.

Info: ICCT-Studie: www.theicct.org

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