EO Smart connecting car – Der Anpasser aus Bremen

Treffen sich zwei Auto-Ingenieure. Der eine sagt stolz: „Wir arbeiten jetzt an einem Fahrzeug mit eigenem Willen.“ Der andere stöhnt nur: „So ein Auto hatte ich schon vor 30 Jahren.“

Da lacht der Wissenschaftler.

Aber natürlich arbeitet Frank Kirchner nicht am Auto, dass ganz von selbst stehen bleibt, wenn es regnet oder zu kalt ist. Der Leiter des Bremer Robotics Innovation Center vom Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz hat zusammen mit seinem Team vielmehr ein Fahrzeug entwickelt, dass der heimliche Star auf der weltgrößten Computermesse Cebit in Hannover war. Auch viele Entwickler der großen Autokonzerne haben sich angestellt, um einmal Platz im „EO smart connecting car“ zu nehmen.

Das gläserne Ei auf Rädern hat faszinierende Fähigkeiten.

Der Wagen von der Größe eines Smart Fortwo kann etwa seine Räder um 90 Grad drehen – und quer in eine Parklücke in Fahrtrichtung rollen, die genau seiner Länge entspricht. Und wenn die Lücke noch kürzer ist? Dann kann der EO sein Fahrwerk zusammenschieben und die Fahrerkuppel aufbocken – sogar während der Fahrt. „Dadurch wächst das Auto von etwa 1,60 Meter auf 2,10 Meter in die [foto id=“409979″ size=“small“ position=“left“]Höhe und verkürzt sich um einen halben Meter in der Länge auf knapp zwei Meter“, so die Forscher. Ein Traumauto für das Gedränge in überfüllten Innenstädten.

Eigentlich ist der Forschungsauftrag der Bremer aber „Neue Mobilität im ländlichen Raum“. Dabei soll völlig autonomes Fahren und eben auch innovative Technologien zur Elektromobilität erforscht werden. Und da haben sich Kirchner und seine Kollegen noch etwas Revolutionäres ausgedacht: Ihr Fahrzeug kann seine Energiezentrale in Form eines Akkus mit anderen EO smart connecting cars koppeln, die in die gleiche Richtung fahren.

Und nicht nur die Energie.

Die Fahrzeuge können sich mechanisch aneinander ketten; zu einem so genannten „Road Train“. Die enge Autokette wird kürzer als einzelne Autos etwa im morgendlichen Pendlerverkehr – und damit wendiger. „Gleiche Wegstrecken können so auf effiziente Weise gemeinsam zurückgelegt werden. Daten und Energie übertragen sich von einem auf das andere Fahrzeug, die Fahrzeuge werden einheitlich gesteuert“, so Kirchner. Das spart Energie und steigert die Reichweite.

Der EO muss kein Kleinwagen bleiben.

Denn durch die Koppel-Möglichkeit können auch Zusatzmodule angeschlossen werden. Dann wird er zum Transporter oder Familienvan. Und wenn die Straße dann einmal eng oder holprig wird, kann selbst ein verlängerter EO sich noch perfekt anpassen. Steht ein Hindernis im Weg, kann der 700 Kilo leichte Wagen [foto id=“409980″ size=“small“ position=“right“]ausweichen, indem er auf der Stelle wendet, diagonal fährt oder auch einmal ein einzelnes Rad anhebt.

Im bisherigen Entwicklungsstadium schafft es der EO auf Tempo 55 – immerhin genug für die Innenstadt. Und primärer Ehrgeiz der Wissenschaftler ist es auch nicht, höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. Der EO soll vielmehr wie ein Roboter völlig unabhängig vom Fahrer autonom durch den Verkehr kurven. Nicht einmal ein Lenkrad ist dann noch zwingend nötig. Automatisches Einparken und Andocken an Ladestationen beherrscht der Prototyp schon. Durch Sensoren im und am Fahrzeug kann das Auto zudem Verkehrsinformationen empfangen und mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren. „Das E-Auto wird mit entsprechender Sensorik und Rechenkapazität ausgestattet, um seine Umgebung genau zu erfassen und gezielt zu navigieren“, erklärt Kirchner. Anhand der Verkehrslage und dem Rest-Strom kann er im Verbund mit anderen Routen berechnen – und Staus verhindern. Das ist gerade im Moment  noch sehr wichtig, wo die Akku-Kapazitäten ja die Achillesferse aller Elektroautos sind.

Wenn trotz aller Computer-Cleverness Kirchners Roboter-Auto dann doch mal der Saft ausgeht, dann wird er übrigens wenigstens seinem Namen gerecht. „EO“ ist nämlich lateinisch – und heißt: „Ich gehe“. Da sage noch einer, Wissenschaftler hätten keinen Humor.

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