Mercedes-Benz

Erste Fahrt in der neuen M-Klasse – Barcelona – Stuttgart ohne Boxenstopp

Klick, Klick, Klick – schon zum dritten Mal hat die Zapfpistole jetzt gestoppt. Mehr Sprit geht jetzt nun wirklich nicht mehr in den Tank. Wir stehen im Norden von Barcelona der Raststätte und haben unseren Wagen so volllaufen lassen, dass die ersten Tropfen Diesel schon übergeschwappt sind. Unser Wagen, das ist die neue Mercedes M-Klasse, die im Herbst in die dritte Generation geht.

Verbrauchswerte

Sie ist, so hat es Baureihenleiter Uwe Ernstberger versprochen, nicht nur kantiger, kräftiger, komfortabler und kultivierter geworden. Sondern vor allem soll sie jetzt weniger verbrauchen. Viel weniger sogar. Weil es nun für das Basismodell wieder einen Vierzylinder-Diesel gibt, das Auto trotz des größeren Formats und der besseren Ausstattung sein Gewicht halten konnte, die Siebengang-Automatik optimiert und um eine Start-Stopp-Funktion ergänzt wurde und die Karosserie mit einem cw-Wert von 0,32 die schnittigste im ganzen [foto id=“367418″ size=“small“ position=“left“]Segment ist, hat Ernstberger im Normzyklus einen Verbrauch von 6,0 Litern ermittelt. Das sind 2,4 Liter weniger als früher und macht die M-Klasse zum sparsamsten SUV im Segment.

Doch was hilft dem Kunden der Wert auf dem Prüfstand?

Wir wollten wissen, ob die Praxis hält was die Theorie verspricht und haben den neuen ML 250 Bluetec bei einer sehr exklusiven Langstreckenfahrt auf eine 1300 Kilometer währende Probe gestellt. Wenn der Realverbrauch nur halbwegs nah am Normwert ist, so unser Kalkül, müssten wir mit dem optionalen 93-Liter-Tank ohne Boxenstopp von Barcelona nach Stuttgart kommen. Deshalb stehen wir jetzt an der Raststätte, wackeln noch einmal am Heck und lassen die letzten Tropfen in den Tank rinnen.

Strategie für die Sparfahrt

Währenddessen einigen wir uns auf die passende Strategie für die Sparfahrt: Wir wollen nicht verbissen um den letzten Tropfen kämpfen, uns in den Windschatten der Fernlaster klemmen und nach Hause schleichen. Aber wir werden auch nicht Rasen und uns hohe Bußgelder einfahren. Sondern wir rollen entspannt gen [foto id=“367419″ size=“small“ position=“left“]Nordosten, halten uns ans Tempolimit und fahren so sparsam, wie es ein Selbstzahler mit knappem Tankbudget tun würde. Denn jemand anderes, der gerne schnell und sportlich fährt, würde sich wahrscheinlich auch nie eine M-Klasse mit Vierzylinder kaufen.

Start der Sparfahrt

Die Anzeige auf dem Bordcomputer ist zum Start der Sparfahrt allerdings noch nicht sonderlich ermutigend: Weil der Wagen vorher noch zum Fototermin in Barcelona war und sich danach durch den Stau quälen musste, liegt der Verbrauch aktuell bei weit über acht Litern und die Reichweite ist nur dreistellig. Dabei sind es bis Stuttgart exakt 1 248 Kilometer. Na das kann ja heiter werden.[foto id=“367420″ size=“small“ position=“left“]

Doch sobald wir auf der Autobahn sind, der Tempomat brav auf das 110er-Limit gesetzt ist und der Vierzylinder kaum hörbar durch den Drehzahlkeller surrt, sieht die Sache schon ganz anders aus. Noch keine 100 Kilometer gefahren, ist der Verbrauch schon unter 7,0 Liter gefallen und die Reichweite weit über 1.000 Kilometer geklettert. Bei der Grenze nach Frankreich erreicht sie ihren höchsten Wert und zeigt beinahe die theoretischen 1.500 Kilometer an, die Baureihenchef Ernstberger verbürgt hat – und das, obwohl wir da schon fast 200 Kilometer auf der Uhr haben. Dabei hat sich die Tanknadel übrigens noch keinen Millimeter bewegt

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Video; Fahrt durch die Carmarque; Auch Sparen kann Spaß machen; Fazit

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Video: Mercedes-Benz M-Klasse – Vorstellung

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Fahrt durch die Carmarque

Bei der anschließenden Fahrt durch die Carmarque tut sich der Sparer dann allerdings ein wenig schwerer: Mit bis zu 50 Sachen bläst uns der Wind frontal entgegen, und der Diesel muss ordentlich ackern. Nicht dass ihm bei 204 PS und 500 Nm schon die Puste ausginge. Doch der Verbrauch schnellt plötzlich rapide in [foto id=“367421″ size=“small“ position=“left“]die Höhe. „Das ist, als würden wir 170 fahren“, rechnet der Begleitingenieur vor. Da helfen auch die im Windkanal optimierten Spiegel, die neuen, fast vollständig verkleideten Felgen um die schmalen 17-Zöller oder der geglättete Unterboden nicht viel.

Erst im Rhone-Tal flaut der Wind wieder ab – und mit ihm der Verbrauch. Zwar wird die Fahrt jetzt langsam so monoton, dass auch die bequemen Sitze nicht helfen, man sich statt der dick gedämmten Scheiben wenigstens ein wenig Motorsound wünschen würde und man förmlich auf das Warnsignal des neu in die M-Klasse geholten Attention Assist wartet. Doch als wir um Lyon herum auf eine Route National ausweichen, ist der Tank noch immer mehr als halb voll – und auf dem Bordcomputer flackert zum ersten [foto id=“367422″ size=“small“ position=“left“]Mal die 6,6 auf. Nach Stuttgart sind es da noch gut 600, und die Reichweite liegt bei rund 900 Kilometern. Ein paar kleine Umwege könnten also sogar noch drin sein.

So geht es weiter nach Norden, dann wechseln wir nach Osten, fahren durchs Jura und ins Elsass. Bei Besancon ist der Tank noch halb voll, hinter Mühlhausen haben wir zwei Drittel des Sprits verfahren und mit dem letzten Viertel geht es auf der Höhe von Raststatt über die Grenze – mit nicht einmal mehr 100 Kilometern Wegstrecke und 320 Kilometern Reichweite. Das ist so ein sicheres Polster, dass sich gleich mit dem Ende des Tempolimits die Versuchung in den rechten Fuß schleicht. Nur einen Gasstoß, nur einmal ausprobieren, ob die M-Klasse tatsächlich in 9,0 Sekunden auf Tempo 100 kommt. Nur einmal bei 210 km/h ans Limit kommen.[foto id=“367423″ size=“small“ position=“left“]

Auch Sparen kann Spaß machen

Nein, wer sparen will, der darf nicht spurten. Und wer nicht mit der Firmenkarte tankt, wird den Teufel tun und Vollgas fahren. Außerdem meldet sich fast zeitgleich mit der Versuchung im vorauseilenden Gehorsam das schlechte Gewissen: Viel zu groß ist der Stolz, nach fast 1.000 Kilometern einen Schnitt von mittlerweile 6,4 Litern herausgefahren und noch immer Sprit für einen Abstecher nach München im Tank zu haben. Auch Sparen kann Spaß machen, und Geiz ist bei solchen Touren tatsächlich geil. Außerdem braucht es nur zwei Klicks mehr auf dem Bordcomputer, um die Schnellfahrer in uns zu beruhigen: Selbst mit ein paar Zwischenstopps fürs Fotografieren und Futtern haben wir ein Durchschnittstempo von knapp 100 km/h. Viel schneller ist man unter dem Strich auch nicht auf einer vollen deutschen Autobahn.

Also wird nicht gerast, obwohl die A8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart ausnahmsweise mal frei ist. Wir fahren 130, zwischendurch auch mal 150 und freuen uns daran, dass die 6,4 auf der Uhr gehalten hat. So rollen wir nach 13:12 Stunden Fahrzeit mit einem Schnitt von 96 km/h an der Daimler-Zentrale in Möhringen vorbei zur nächsten Tankstelle und wiederholen das Spielchen von Barcelona. Klick, klick, klick – dreimal lassen wir die Zapfpistole stoppen, träufeln noch ein paar Tropfen in den Tank und kommen so am Schluss auf 80,2 Liter für exakt 1.269 Kilometer. Damit haben wir unseren Job erledigt, den Rest macht der Taschenrechner – und schenkt uns ein weiteres Zehntel: 6,3 Liter weist er als Durchschnittsverbrauch aus. [foto id=“367424″ size=“small“ position=“left“]Das ist zwar nicht ganz der Wert vom Prüfstand. Doch gibt es im Messlabor auch keine Staus, keine Mautstellen und keinen Gegenwind. Deshalb ist das ein für Entwickler und Tester gleichermaßen befriedigendes Ergebnis.

Fazit

Die einen haben den Mund nicht zu voll genommen und die anderen haben gelernt, dass nicht jedes SUV ein Säufer ist. Denn auch ohne völligen Spaßverzicht kann man ein Dickschiff wie dem ML 250 tatsächlich auf Sparflamme durch halb Europa kutschieren. Und hätten wir uns ein bisschen mehr Mühe gegeben, wären sogar die 6,0 Liter drin gewesen. Wie wär’s mit einem zweiten Anlauf? Genüg Sprit ist jetzt ja wieder im Tank.

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Michael Senger

August 4, 2011 um 8:12 pm Uhr

Eieiei…das muss wirklich was besonderes sein. Wer würde da nicht mal gerne mitfahren.

Gast auto.de

Juli 14, 2011 um 7:18 am Uhr

Ein guter Testbericht über ein SUV, das in seiner Klasse marktführend werden möchte. Jedoch beim Anblick des Instrumententrägerserweist sichdieser auf den ersten Blick als hoffnungslos überladen. Zwei grosse Rundinstrumente, eingefasst in Chromsegmente und darüber hinaus jeweils in den Rundinstrumenten nochmals je eine Anzeigeneinheit einzubauen, wirkt beim Fahren wenig hilfreich, zumal auch derBordcomputer zwischen den Anzeigeinstrumenten verbaut wurde. Wo soll der Fahrer jetzt eigentlich wähend der Fahrt als erstes hingucken ?
Ein vielleicht gutes Auto mit äquivalenten Schwächen.

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