Land Rover

Erstes 9-Gang-Automatikgetriebe geht in Serie – Einen draufgelegt

Noch in diesem Jahr wird die weltweit erste Neungang-Automatik in einem Serienfahrzeug zum Einsatz kommen. Range Rover nutzt ein Facelift des erfolgreichen SUV Evoque, um das von ZF produzierte Getriebe ins Fahrzeug einzubauen. Auch der nächste Kunde steht bereits fest: Einige Monate nach dem Evoque soll das Chrysler-Modell Jeep Cherokee mit dem Automaten ausgestattet werden.

Noch heute sind nicht wenige Fahrzeuge im mittleren und unteren Bereich mit einer Vier- oder Fünfgang-Automatik ausgerüstet. Sechs Gänge sind allerdings bei Premium-Anbietern das Minimum und Hersteller wie Mercedes (sieben Gänge) oder BMW und Lexus (8 Gänge) gehen noch weiter. In diesem Zusammenhang mag es überraschen, dass ZF sein neues 9-Gang-Getriebe nicht für Motoren mit Längseinbau, wie man es vor allem bei großen Fahrzeugen antrifft, sondern für vorne quereingebaute Motoren ausgelegt hat.

Die Lösung ist jedoch einfach

Die Friedrichshafener setzen mit dem neuen Getriebe auf das größer Marktsegment und damit auf Wachstum. Weltweit fahren drei Viertel aller Fahrzeuge mit einem solchen Motor – allein schon aus Platzgründen ist das von der Kompaktklasse/Kompakt-SUV über Kleinwagen bis hin zu Kleinstfahrzeugen meist nicht anders möglich. Nur 25 Prozent aller Fahrzeuge fahren mit einem längseingebauten Motor. Vor allem in den expandierenden Märkten Asiens und Amerikas werden daher für den Quereinbau vorgesehene Getriebe größere Wachstumschancen haben. Es überrascht daher auch nicht, dass der Neungänger auch in den USA produziert wird. Von hier sollen vor allem US-Hersteller sowie internationale Marken mit Standorten in den USA beliefert werden.

Das neue Getriebe ist mit 86 Kilogramm (inklusive Öl, ohne Kühler) relativ leicht und ist als Baukasten konzipiert. So können außer dem sogenannten 9HP48 (für Drehmomente bis 480 Nm) und dem schon geplanten 9HP28 (280 Nm) auch weitere Bauarten je nach Anforderung der Hersteller produziert werden.

Das 9HP wurde, wie praktisch derzeit alle automobilen Innovationen außerhalb des Sicherheitsbereichs, unter dem Diktat des Sprit- und CO2-sparens konzipiert. Laut ZF spart es im Vergleich zu einem Sechsgang-Getriebe rund 12 Prozent Kraftstoff ein, im neunten Gang bei Tempo 120 wird die Drehzahl von 2.890 auf 2.170 U/min abgesenkt, was den Verbrauch sogar um 16 Prozent verringern soll.

Während in Europa und speziell in Deutschland Doppelkupplungsgetriebe sehr beliebt sind, schätzen Autofahrer in den asiatischen und amerikanischen Märkten den etwas höheren Komfort eines Automatikgetriebes mit Drehmomentwandler. Um die dabei auftretenden hydraulischen Verluste zu minimieren, hat ZF ein mehrstufiges Torsionsdämpfersystem entwickelt, das ein rasches Schließen der Wandlerkupplung schon bei niedrigen Drehzahlen ermöglicht – gut für die Fahrdynamik.

Die wird auch durch die möglichen direkten Mehrfachschaltungen erzielt. So kann das Getriebe zum Beispiel vor einer Kurve vom achten über den sechsten in den vierten Gang schalten, oder auch direkt vom siebten in den vierten Gang. Der Hersteller aber auch der Endkunde hat natürlich die Möglichkeit, das Getriebe je nach Modell oder Marke individuell zu konfigurieren, von komfortbetont über verbrauchsoptimiert bis hin zu sportlich. Die kurzen Gangsprünge sowie die schnelle Reaktionszeit von 150 Millisekunden bzw. eine Schaltzeit von 450 Millisekunden trugen dazu bei, dass wir auf ersten Testfahrten mit dem Getriebe eine Doppelkupplung nicht vermissten.

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