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Bald leben neun Milliarden Menschen auf der Erde. Sie alle wollen essen und teilweise auch noch automobil unterwegs sein. An neuen umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Pkw-Antrieben wird seit längerem geforscht.
Doch bis Wasserstoff oder Strom allein für das Fortkommen ganzer automobiler Nationen sorgen können, werden noch Jahre ins Land ziehen. Eine Zwischenlösung muss her, und die gibt es auch: Ethanol.
In Deutschland ist diese aber aus teilweise bizarren Gründen unpopulär.Während in Brasilien seit 35 Jahren Ethanol aus Zuckerrohr gewonnen wird und als Kraftstoff für Autos dient, trifft der Treibstoff in Deutschland immer noch auf heftigen Widerstand.
Vom „Raubbau der Regenwälder“ und einer Produktion von Bio-Ethanol „zu Lasten hungerleidender Menschen“ war bereits viel zu lesen. Dass die zur Ethanolherstellung bewirtschafteten Zuckerrohrfelder Brasiliens über 2 000 Kilometer vom dortigen Regenwald entfernt liegen, stört dabei nur wenig. Im übrigen wird der Tropenwald viel mehr und bereits seit Jahrezehnten ausgebeutet, um witterungsbeständige Gartenmöbel aus Teakholz für westliche Industrienationen zu fertigen.
Die brasilianische Auto-Industrie hat sich auf den Zuckerrohrsprit, der nur halb so teuer ist wie herkömmliches Benzin, eingestellt. In dem südamerikanischen Land sind mittlerweile mehr als 90 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge sogenannte Flex-Fuel-Fahrzeuge, die mit einer Mischung aus Benzin und Ethanol zurechtkommen. Auch einige EU-Länder wie etwa Schweden sind langsam auf den Geschmack gekommen und bieten Käufern von ethanolfähigen Fahrzeugen Vorteile wie beispielsweise freies Parken an. Dementsprechend sind Volvo und Saab mit ihren Flex-Fuel-Modellen dort erfolgreich.
Um ähnlichen Anklang auch in Deutschland zu finden, müsste erst das Versorgungsnetz ausgeweitet werden. Während in dem skandinavischen Land 1 100 Tankstellen E85 anbieten, sind es hierzulande nur 166 Stationen. Aber Deutschland steht in diesem Punkt noch auf der Bremse. Ein flächendeckendes Tankstellennetz breitet sich hier nicht aus, da es unter anderem kein einheitliches Genehmigungsverfahren gibt. Dabei hat der Bundesverband freier Tankstellen (BFT) längst Interesse an Ethanol-Zapfsäulen bekundet und kann die Verzögerungen nicht nachvollziehen.
Ökologische Bedenken gibt es dennoch: Bio-Kraftstoffe der ersten Generation wie Bio-Diesel und Ethanol sind nicht immer nachhaltig. So sprechen Kritiker dem Ethanol jegliches CO2-Einsparpotenzial ab, da der erhöhte Energiebedarf bei der Herstellung und dem Transport des Öko-Sprits die Einsparungen bei der Fahrt wieder ausgleiche. Dass diese Rechnung aufgrund unterschiedlicher Energien und CO2-Erzeuger hinkt, fällt dabei oft unter den Tisch. Unberücksichtigt bleibt auch, dass der Energieaufwand zur Förderung, Aufbereitung und den Transport herkömmlicher Kraftstoffe im Vergleich zum E85 höher liegt.
Dennoch gibt es zu bedenken, dass ein weltweiter Boom des pflanzlichen Sprits zu ökologischen Missständen führen könnte: Durch eine Monokultur etwa, die die Böden auslaugt, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dann doch der Regenwald gerodet wird, um neue Anbauflächen zu generieren. Eine Lösung wären effizientere und ökologisch vertretbare Kraftstoffe der zweiten Generation, diese stehen aber noch nicht in nennenswerter Menge zur Verfügung. Bei diesen kann im Gegensatz zur ersten Generation statt des Saatguts die gesamte Pflanze für die Produktion verwendet werden.
Daher setzt sich vor allem General Motors für die umweltfreundliche Herstellung von Ethanol ein und ist verschiedene Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Herstellern CO2-armer Kraftstoffe wie Mascoma oder Coskata eingegangen. Ziel ist es, sich unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen; die Ethanolproduktion und ihre Weiterentwicklung bietet sich auf dem Weg dorthin als umweltfreundliche Zwischenlösung an. Daher setzt GM vorerst auf E85-Fahrzeuge. Weltweit hat der Hersteller bereits 3,5 Millionen Flex-Fuel-Fahrzeuge abgesetzt, die mit E85 betankt werden können.
Bis 2012 will der Konzern die Hälfte seiner Pkw als Flex-Fuel-Modelle produzieren. In Europa bietet seit längerem die Marke Saab entsprechende Motorisierungen für alle Modelle an. Ein stetig steigender Absatz von über 40 Prozent pro Jahr in Europa gibt dem Hersteller recht. In der EU beläuft sich die Verkaufszahl der Schwedenmarke im Jahr 2007 auf knapp 18 900 Ethanolfahrzeuge.
geschrieben von (kosi/mid) veröffentlicht am 24.06.2008 aktualisiert am 24.06.2008
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